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Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiter

Titel: Charlie Chan macht weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Derr Biggers
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kannte ihn flüchtig seit vielen Jahren«, erzählte er schließlich. »Ein Mann mit einer makellosen Vergangenheit, Inspector, und der humanitärsten Einstellung. Weshalb sollte irgend jemand ihm den Tod wünschen? Das ist ein interessantes Problem, das Sie da zu lösen haben.«
    »Und ein schwieriges«, setzte Duff hinzu. »Ich würde mich gern kurz mit Ihnen darüber unterhalten. Sie belegen das Zimmer mit der Nummer 30, glaube ich, das sich ganz in der Nähe des Unglücksortes befindet. Um wieviel Uhr haben Sie sich zurückgezogen?«
    Tait sah den Jungen an. »Gegen zwölf, nicht wahr, Mark?«
    Kennaway nickte. »Vielleicht ein paar Minuten später.
    Sie müssen wissen, Inspector, daß ich jeden Abend in Mr. Taits Zimmer gehe und ihm vorlese, bis er einschläft. Gestern habe ich um zehn Uhr mit dem Lesen begonnen, und ein paar Minuten nach zwölf schlief er tief und fest. Ich schlüpfte aus dem Zimmer und suchte mein eigenes im ersten Stock auf.«
    »Was lesen Sie hauptsächlich vor?« fragte Duff interessiert.
    »Kriminalromane.« Kennaway lächelte.
    »Einem Mann mit einem schlechten Herzen? Ich würde meinen…«
    »Bah!« machte Tait. »Die Geschichten sind wenig genug aufregend. Ich war viele Jahre lang Strafverteidiger, und was das Wort Mord anbelangt…«
    Er brach plötzlich ab.
    »Sie wollten sagen, daß Mord für Sie kein aufregendes Thema ist«, bemerkte Duff sanft.
    »Und wenn es so wäre?« fragte Tait ziemlich leidenschaftlich.
    »Ich habe mich nur gewundert, warum dann dieser spezielle Mord einen so ernsten Anfall hervorgerufen hat?«
    »Oh – natürlich ist es etwas völlig anderes, ihm in seinem eigenen Leben zu begegnen, als nur in Büchern darüber zu leben. Oder vor Gericht darüber zu reden.«
    »Völlig anderes«, bestätigte Duff.
    Er schwieg und trommelte mit seinen Fingern auf die Armlehnen seines Stuhles. Doch plötzlich begann er mit der Geschwindigkeit und Präzision eines Maschinengewehrs Fragen auf den Anwalt abzufeuern.
    »Sie haben gestern nacht nichts auf der zweiten Etage gehört?«
    »Nichts.«
    »Keinen Aufschrei? Keinen Hilferuf?«
    »Nichts – ich sagte es Ihnen doch schon.«
    »Nicht den Schrei eines alten Mannes, der brutal überfallen wurde?«
    »Ich habe es Ihnen gesagt, Sir…«
    »Ich habe Sie auf dem Gang getroffen, Mr. Tait, und Sie wirkten kräftig und gesund. Sie hatten Gerüchte über einen Mord gehört, wußten aber nicht, wer getötet worden war. Sie strebten mit festem Schritt auf die Tür des Salons zu, blickten nacheinander in die Gesichter, und im nächsten Moment lagen Sie auf dem Boden, tot, wie es scheint und…«
    »Die Anfälle kommen so plötzlich.«
    »Tatsächlich? Oder haben Sie jemanden in dem Raum gesehen…«
    »Nein! Nein!«
    »Irgendein Gesicht vielleicht…«
    »Ich sagte bereits, nein!«
    Die Augen des alten Mannes blitzten vor Zorn, die Hand mit dem Glas zitterte.
    Kennaway schritt ein. »Inspector, entschuldigen Sie, aber Sie sind zu weit gegangen. Dieser Mann ist krank…«
    »Das weiß ich. Tut mir leid. Ich entschuldige mich. Ich hatte es vergessen. Ich muß meine Arbeit tun, verstehen Sie – und dabei habe ich es vergessen.« Er erhob sich und setzte hinzu: »Trotzalledem bin ich überzeugt, Mr. Tait, daß Sie durch irgend etwas überrascht wurden, als Sie auf der Türschwelle standen, und ich beabsichtige herauszufinden, was es war.«
    »Es steht Ihnen zu, zu glauben, was immer Sie wollen, Sir«, erwiderte der alte Mann.
    Der große Strafverteidiger saß auf einem Viktorianischen Sofa, schweratmend und grau im Gesicht, doch Scotland Yard trotzend.
    Haley wartete in der Lobby auf Duff.
    »Habe sämtliche Zimmer der Reisegesellschaft durchsucht«, berichtete er. »Nirgends Fragmente einer Uhrkette. Keine graue Jacke mit einer eingerissenen Tasche. Nichts.«
    »Natürlich nicht. Praktisch hatte jeder von ihnen heute morgen das Hotel bereits verlassen gehabt, und natürlich sind Beweisstücke dieser Art mitgewandert.«
    »Ich muß jetzt wirklich in die Vine Street zurück«, erklärte Hayley. »Wenn Sie hier fertig sind, schauen Sie bei mir vorbei, mein Guter!«
    Duff nickte. »Gehen Sie nur!«
    Als Duff sich umwandte, glätteten sich seine Züge. Pamela Potter winkte ihm von der Tür des Salons aus zu. Er ging zu ihr.
    »Ich wollte wissen, ob Sie jetzt Mutter sprechen möchten«, sagte sie. »Ich glaube, ich könnte es arrangieren.«
    »Gut. Ich komme gleich mit Ihnen hoch.«
    Er trat kurz in den Salon und entließ die kleine

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