Charlie Chan macht weiter
Gesellschaft mit der Warnung, vorerst auf keinen Fall das Hotel zu verlassen.
»Ich möchte noch gern die fünf restlichen Teilnehmer Ihrer Reisegruppe sprechen«, teilte er Lofton mit.
»Selbstverständlich. Sobald sie kommen, werde ich es Sie wissen lassen«, versprach Lofton.
Er durchquerte die Lobby. Fenwick heftete sich an seine Fersen und redete weiter auf ihn ein.
Duff folgte unterdessen Pamela Potter zu der Suite, die sie mit ihrer Mutter bewohnte, und wartete vor der Tür, während das Mädchen erst mal allein hineinging. Nach wenigen Augenblicken, in denen er sie hinter der Tür diskutieren hörte, kehrte die junge Frau zurück und gewährte ihm Einlaß.
Die Jalousien waren alle heruntergelassen. Nachdem Duff seine Augen an das dämmerige Licht gewöhnt hatte, gewahrte er in der dunkelsten Ecke auf einer Chaiselongue eine weibliche Gestalt. Er näherte sich ihr.
»Das ist Inspector Duff, Mutter«, stellte ihn Pamela Potter vor.
»Ach – ja«, hauchte die Frau.
»Mrs. Potter«, bemerkte der Inspector, der sich sehr unbehaglich fühlte, »es tut mir überaus leid, daß ich Sie belästigen muß – aber es geht leider nicht anders.«
»Vermutlich nicht«, erwiderte die Frau. »Wollen Sie sich nicht setzen? Es stört Sie doch nicht, daß die Jalousien herunter sind? Ich fürchte nämlich, daß ich nach diesem schrecklichen Schock nicht besonders gut aussehe.«
»Ich habe bereits mit Ihrer Tochter gesprochen«, berichtete Duff und zog sich so nahe, wie er es nur wagen konnte, einen Stuhl an die Chaiselongue heran.
»Sie werden mich also gleich wieder los sein. Doch falls Sie mir irgend etwas mitteilen können, wäre es sehr wichtig, daß Sie es tun. Selbstverständlich wissen Sie ein wenig mehr über die Vergangenheit Ihres Vaters Bescheid als Miß Potter. Hatte Ihr Vater irgendwelche Feinde?«
»Armer Vater«, murmelte die Frau. »Pamela, das Riechsalz!«
Das Mädchen brachte ein grünes Fläschchen zum Vorschein.
»Er war ein Heiliger, Mr. – eh… Wie war doch sein Name, meine Liebe?«
»Mr. Duff, Mutter.«
»Mein Vater war ein Heiliger auf Erden – falls es jemals so etwas gegeben hat. Wirklich – ich habe niemals etwas so Sinnloses in meinem Leben gehört wie diese Geschichte.«
»Aber sie muß irgendeinen Sinn haben, Mrs. Potter. Und es ist unsere Aufgabe, ihn zu entdecken. Irgend etwas in der Vergangenheit Ihres Vaters…« Duff holte aus einer seiner Taschen einen Waschlederbeutel.
»Könnten wir einen Moment lang die Jalousien ein ganz klein wenig hochziehen?« fragte er das Mädchen.
»Aber gewiß.« Sie zog sie hoch.
»Ich sehe ganz bestimmt grauenhaft aus«, protestierte ihre Mutter.
Duff hielt ihr den Beutel hin. »Madame – das hier fanden wir auf dem Bett neben Ihrem Vater.«
»Was, um Himmels willen, ist denn das?«
»Ein einfacher, kleiner Beutel aus Waschleder, Mrs. Potter.« Er schüttete etwas von dem Inhalt in eine seiner Handflächen. »Er war mit hundert oder noch mehr so kleiner Kieselsteine gefüllt. Haben sie irgendeine besondere Bedeutung für Sie?«
»Aber nein! Was bedeuten sie für Sie?«
»Nichts – unglückseligerweise. Ihr Vater hat nie etwas mit Bergbau zu tun gehabt?«
»Wenn ja, dann habe ich jedenfalls nie etwas darüber gehört.«
»Und diese Steine können auch nichts mit Autos zu tun haben?«
»Wie könnten Sie das? Pamela, das Kissen…«
»Ich riecht es dir, Mutter.«
Duff seufzte und steckte den Beutel wieder in seine Tasche zurück. »Sie haben sich auf der Überfahrt nicht unter die anderen Reiseteilnehmer gemischt?«
»Ich habe meine Kabine überhaupt nicht verlassen«, erklärte die Frau. »Doch Pamela ist pausenlos herumgewandert und hat sich mit allen möglichen Leuten unterhalten, anstatt bei mir zu bleiben.«
Duff holte das abgerissene Ende der Uhrkette heraus, an deren Ende der Schlüssel hing. Er gab es dem Mädchen. »Sie haben nicht zufällig eine solche Kette an irgendeiner der Personen, mit denen Sie sich unterhalten haben, bemerkt?«
Sie betrachtete sie und schüttelte dann den Kopf.
»Nein. Wer achtet schon auf die Uhrkette eines Mannes?«
»Und der Schlüssel sagt Ihnen nichts?«
»Überhaupt nichts. Tut mir leid.«
»Bitte, zeigen Sie beides Ihrer Mutter! Haben Sie jemals zuvor diese Kette oder diesen Schlüssel gesehen, Madame?«
Die Frau hob die Schultern. »Nein. Die Welt ist voller Schlüssel. Auf diese Weise werden Sie nie etwas herausfinden.«
Duff steckte die Kette mit dem Schlüssel wieder ein und
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