Charlie Chan macht weiter
stand auf. »Das ist wohl alles im Moment.«
»Die ganze Geschichte ist äußerst sinnlos«, sagte die Frau im klagenden Ton. »Ich hoffe, Sie kommen dahinter, doch ich glaube kaum, daß es Ihnen je gelingen wird.«
»Ich werde es auf jeden Fall versuchen«, versicherte ihr Duff.
Er verließ sie mit dem Gefühl, eine sehr eitle, oberflächliche Frau kennengelernt zu haben. Das Mädchen folgte ihm auf den Gang hinaus.
»Ich fand, daß Sie Mutter sehen sollten, denn nun verstehen Sie vielleicht, daß ich die Wortführerin in der Familie bin, sozusagen die Verantwortung trage, wenn Sie so wollen. Die arme Mutter ist nie sehr kräftig gewesen.«
»Verstehe.« Duff nickte. »Ich werde versuchen, sie nicht wieder zu behelligen. Dann bleibt es also uns beiden überlassen, Miß Pamela?«
Sie nickte ernst. »Großvater zuliebe.«
Duff kehrte ins Zimmer 28 zurück. Seine zwei Assistenten warteten bereits auf ihn.
»Alles erledigt, Mr. Duff«, teilte ihm der Fingerabdruck-Spezialist mit. »Ich fürchte, was wir haben, ist sehr wenig, Sir. Das hier ist allerdings ziemlich seltsam.«
Er überreichte dem Inspector das Hörgerät des Toten. Duff nahm es ihm ab. »Was ist damit?«
»Es ist kein Fingerabdruck drauf, nicht einmal ein einziger von dem Toten. Abgewischt.«
Duff starrte das Gerät an. »Ich fange an, zu überlegen, ob der alte Gentleman und sein Hörgerät nicht vielleicht in einem anderen Teil des Hotels gewesen sind. Wenn er dort getötet wurde und dann mit dem Hörgerät hierher gebracht worden ist…«
»Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen, Sir«, bemerkte der Assistent.
Duff lächelte. »Ich habe nur laut gedacht, Kommt, Jungens! Wir müssen uns auf den Weg machen.«
Er legte das Hörgerät auf den Tisch zurück.
5
Unten im Erdgeschoß trug Duff seinen zwei Assistenten auf, mit ihren Funden sofort zum Yard zurückzukehren und dann den Chauffeur mit dem grünen Wagen wieder zum »Broome’s« zu schicken, wo er auf ihn warten sollte. Er selbst drehte noch eine Runde über die Korridore und stieß dabei auf Dr. Lorton, der immer noch sehr niedergeschlagen dreinblickte.
»Die restlichen fünf Teilnehmer der Reisegruppe sind jetzt eingetroffen«, teilte Lofton ihm mit. »Sie warten in dem Salon unten. Ich hoffe, Sie können gleich zu ihnen gehen, denn sie sind sehr unruhig.«
»Auf der Stelle«, erwiderte Duff liebenswürdig und begab sich zusammen mit Lofton in den vertrauten Raum.
»Sie wissen, was passiert ist«, begann der Reiseleiter.
»Das hier ist Inspector Duff von Scotland Yard, der sich gern mit Ihnen unterhalten möchte. Inspector, das hier sind Mr. und Mrs. Benbow, Mr. und Mrs. Max Minchin und Mrs. Latimer Luce.«
Der Inspector betrachtete einen Moment lang die seltsame kleine Gruppe. Ein ulkiges Völkchen waren diese Amerikaner; alle Typen, alle Rassen, alle Gesellschaftsschichten reisten friedlich und im augenscheinlichen Einvernehmen um die Welt.
Duff griff gerade nach seinem Notizblock, als der als Eimer Benbow vorgestellte Mann auf ihn zustürmte und enthusiastisch an seiner rechten Hand pumpte.
»Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Inspector!« rief er aus. »Da haben wir doch etwas zu erzählen, wenn wir nach Akron zurückkommen! In einen Mordfall verwickelt zu sein! Und dann auch noch Scotland Yard und all das! Wie in den englischen Kriminalromanen, die ich gelesen habe. Meine Frau sagt mir immer, sie würden mich geistig nicht weiterbringen, aber wenn ich abends aus der Fabrik nach Hause komme, bin ich einfach so erledigt, daß ich…«
»Einen Moment, Mr. Benbow!« unterbrach ihn Duff. Benbow wartete. Er war eine freundliche Seele, rundlich, jovial, naiv und harmlos – so wie sich die Engländer einen Amerikaner vorstellten. In einer Hand hatte er eine Filmkamera.
»Wie war der Name des Ortes, an den Sie eines Tages zurückzukehren hoffen?« fragte ihn Duff.
»Akron. Sie haben doch schon von Akron gehört?
Akron, Ohio.«
»Jetzt habe ich davon gehört.« Duff lächelte. »Auf Vergnügungsreise, nehme ich an?«
»Natürlich. Habe seit Jahren davon gesprochen. Die Geschäfte gingen nicht so gut in diesem Winter, und mein Partner sagte zu mir: ›Elmer, warum ziehst du dir nicht deine alten Latschen an und begibst dich endlich auf diesen Trip um die Welt, mit dem du mir in den letzten fünf Jahren auf die Nerven gefallen bist? Greif in den Sparstrumpf, falls nach dem Börsenkrach in der Wall Street noch was drinnen ist!‹ hat er gesagt. Aber ich bin kein
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