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Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiter

Titel: Charlie Chan macht weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Derr Biggers
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können Lunch für mich bezahlen. Ich bin überrascht.
    Dies ist Hawaii – und Land mit übermäßiger Gastfreundschaft. Wir gehen ins ›Young‹, aber werde mit scharfen Worten Rechnung verlangen.«
    »Ich sehe, Sie haben einen Safe, Charlie. Kann ich diese Briefe und diese Notizen…«
    Chan nickte. »Safe vom gesamten Revier befindet sich in diesem Zimmer. Werden Ihre wertvollen Papiere dort einschließen.«
    Sie gingen die Bethel Street hoch zur Hauptverkehrsader, der King Street, und dann in Richtung des »Young«. Die unbarmherzige Mittagssonne brannte auf sie herab. Taxifahrer schliefen unruhig hinter ihren Lenkrädern, aus einem Radio im Eingang eines Ladens tönten die Klänge von »My South Sea Rose«. Duff spürte, daß man einen weiteren Kommentar von ihm erwartete.
    »Hawaii ist irgendwie ein leuchtender Ort. Ich meine, das Licht ist ziemlich stark, nicht wahr?«
    Charlie schüttelte den Kopf. »Mein lieber, alter Freund, bitte, glauben Sie nicht, daß Thema in Angriff genommen werden muß. Später werde ich Ihnen Prospekte vom ›Hawaii Tourist Bureau‹ holen und darin werden Sie die Worte finden, die Ihnen jetzt entschlüpfen. Inzwischen genießen Sie! Hier ist das Hotel, wo bescheidenes Lunch uns erwartet.«
    Nachdem sie im Speisesaal des »Young« Platz genommen hatten, kehrte Duff zu dem zurück, was ihm am meisten am Herzen lag. »Was halten Sie von meiner Geschichte, Charlie? Haben Sie von irgendeinem Mitglied der Gruppe eine übersinnliche Wahrnehmung? Man hat mir gesagt, daß Chinesen sehr hellseherische Fähigkeiten haben.«
    Chan grinste. »Ja. Und übersinnliche Wahrnehmung von unbekannten Chinesen in Honolulu würde großes Aufsehen in London erregen – da bin ich sicher. Ein Ort, wo – wenn meine Deutung stimmt – mehr als an irgendeinem anderen Platz auf der Welt eindeutige Schuldbeweise verlangt werden.«
    Duffs Miene wurde ernst. »Sie haben recht. Und genau davor habe ich Angst. Ich könnte herausbekommen, wer von diesen Männern Jim Everhard ist, und trotzdem nicht genügend Beweise haben, die zu seiner Verhaftung in England ausreichen. Sie verlangen viel von uns bei Scotland Yard, Charlie.«
    »Ich beneide Sie nicht um Ihre Aufgabe«, teilte Chan ihm sachlich mit. »Doch um so größer ist Triumph, wenn Sie am Ende Erfolg haben. War Suppe genießbar? Ja? Das ist gut. Man stößt auf so viele ungenießbare Suppen in Hawaii.« Seine Augen wurden schmal.
    »Sie suchen augenscheinlich zwei Männer.«
    »Was meinen Sie damit – zwei Männer?«
    »Großer Schriftsteller, der einst auf diesen Inseln gelebt hat, schrieb Buch mit Titel: ›Dr. Jekyll und Mr. Hyde‹. Jim Everhard, der vor langer Zeit mit Honywood-Ehepaar irgendein unbekanntes Abenteuer hatte, ist zweifellos jetzt für sich selbst ein Fremder. Jahrelang hat er unter neuem Namen als geachteter Mann Leben ohne Gewalt geführt. Und die ganze Zeit hat früheres Selbst tief vergraben gelegen, aber weiter leise vor sich hingekocht, alten Groll genährt und gelobt, alten Schwur zu halten. Was hat es geweckt, das verbitterte halb vergessene Selbst, das mit wilder Geste alle Ehrbarkeit wegwirft und fähig ist, zu erdrosseln und zu schießen? Ah, wenn wir doch nur die sonderbaren Drehungen und Windungen des menschlichen Geistes verstehen könnten! Doch da kommt der Kellner mit dem angeblichen Hühnerfrikassee!«
    »Es sieht sehr gut aus«, meinte Duff.
    »Aussehen ist manchmal schrecklicher Lügner. Jim Everhard sieht vermutlich gut aus, anständig, trägt Maske des neuen Lebens dank langer Benutzung perfekt. Aber vergessen Sie nicht, mein Freund – häufig bedeutet Honig im Mund Gift im Herzen.«
    »Natürlich«, sagte Duff ungeduldig.
    Er war bitter enttäuscht, mit so allgemeinen Moralpredigten bedacht zu werden. Sie hatten keinerlei Bedeutung im Moment, und das mußte Charlie doch auch wissen. Fast benahm sich der Chinese so, als hätte er kein Interesse an dem Problem. Oder waren Chans Talente einfach nur eingerostet? Duff gähnte. Es wäre kein Wunder in diesem sonnigen Land, in dem man so müßig und mühelos lebte. Ein Kriminalbeamter mußte ständig aktiv sein; er brauchte auch klirrende Kälte und Schneestürme. Menschen aus dem Süden waren immer langsamer.
    »Wenn Achtbarkeit in diesem Fall das Markenzeichen des Verbrechers ist«, setzte Duff erneut an, »dann haben wir verschiedene Verdächtige zu offerieren. Maxy Minchin scheidet natürlich aus, und ich glaube, auch Captain Keane. Doch da ist Dr. Lofton, der kühle,

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