Charlie Chan macht weiter
Wendung.
»Sie hatten keinen Erfolg?« fragte der Chinese.
»Nein. Die Geschichte war von Anfang an ein Reinfall. Ich glaube, Vivian hatte Verdacht geschöpft, kaum daß er mich gesehen hatte. Fürchte mich schon vor dem Treffen mit Spicer in San Francisco. Das Ganze hat ihn eine Stange Geld gekostet. Aber es war nicht mein Fehler, daß der junge Liebestraum zerplatzt ist. Wenn sie nur nicht auch noch Partner beim Bridge gewesen wären! Das hat die Sache endgültig beendet. Jetzt sprechen sie nicht mal mehr miteinander, und Vivian hat gedroht, mir das Genick zu brechen, falls ich noch mal in seine Nähe komme. Und ich liebe meinen Hals. So bin ich also arbeitslos. Übrigens – das alles ist streng geheim.«
Charlie nickte. »Ihr Geheimnis ist sicher bei mir.«
»Ich habe überlegt, ob ich Ihnen nicht bei dieser Mordgeschichte helfen kann. Ist da irgendeine Belohnung ausgesetzt?«
»Die Belohnung, daß Arbeit gut gemacht wurde«, erwiderte Charlie.
»Quatsch! Sie wollen mir doch nicht weismachen, daß Sie keine Abmachung mit dem Potter-Mädchen haben? Sagen Sie einfach, Sie brauchen einen Manager. Ich werde mit ihr reden. Die Familie hat einen Haufen Geld, und natürlich wollen sie herausfinden, wer den alten Mann umgebracht hat. Wir machen halbehalbe…«
»Stop!« brüllte Chan. »Sie haben bereits zuviel gesagt. Erinnern Sie sich freundlichst, daß ich kein Privatdetektiv bin! Und Sie haben keine Vollmacht von mir, Ihre niedrigen Motive…«
»Einen Moment! Lassen Sie uns…«
»Nein! Es gibt nichts mehr zu debattieren. Sie werden sich gütigst heraushalten aus dieser Geschichte, die Sie nichts angeht. Wünsche guten Tag!«
»Sie sind ein verdammt schlechter Geschäftsmann!« brummte Keane.
Charlie schritt rasch über das Deck. Seine ihm angeborene Ruhe war aufs rüdeste gestört. Was für ein Wurm dieser Bursche doch war! Ob es stimmte – das mit dem Privatdetektiv? Es konnte auch eine Täuschung sein, um Charlies Wachsamkeit abzulenken. Charlie seufzte. Er durfte Keane nicht außer acht lassen.
Unterdessen pflügte das knarrende, quietschende Schiff durch die spiegelglatte See. Kashimo berichtete, daß der Schlüssel sich immer noch an Kennaways Koffer befände. Lange, ermüdende Gespräche mit den einzelnen Mitgliedern der Reisegruppe ergaben nichts. Der zweite Tag verging und auch die dritte Nacht.
Erst am vierten Abend begann Charlie erneut Hoffnung zu schöpfen. Maxy Minchin gab an jenem Abend eine Party, mit der er das nahende Ende der Tour groß feiern wollte.
Maxy hatte seine Einladungen persönlich überbracht, und zu seiner eigenen Überraschung hatten alle freundlich angenommen. Die langen, gemeinsam verbrachten Wochen ließen die anderen seine plumpen Geschmacklosigkeiten übersehen. Mrs. Luce drückte es so aus: »Wir dürfen nicht vergessen, daß es einen in dieser Gruppe gibt, der noch schlechter als Maxy Minchin ist.«
Maxy war entzückt, daß alle kommen wollten. Als er die Neuigkeit seiner Frau mitteilte, erinnerte sie ihn daran, daß sie mit Lofton dreizehn am Tisch sein würden.
Mr. Minchin fand in Charlie den vierzehnten Gast.
»Hab’ absolut nichts gegen Schnüffler«, erklärte er dem Chinesen. »In Chicago hab’ ich mal ’ne ganze Party für die geschmissen. Eine der nettesten Fütterungen, die ich je geschaukelt habe. Kommen Sie – ganz unformell! Lass’ meinen Smoking auch im Koffer.«
»Danke vielmals«, sagte Charlie. »Und darf ich hoffen, daß Sie nicht beleidigt sind, wenn ich mich während dieses Dinners erdreiste, auf Mord zurückzukommen?«
»Kapier nicht ganz«, sagte Maxy verdutzt.
»Ich meine, ich habe grenzenlose Sehnsucht, unglückliches Schicksal von Hugh Morris Drake zu erwähnen.
Würde mich glücklich machen, von allen Betrachtungen dazu zu hören.«
Maxy runzelte die Stirn. »Nun, hatte eigentlich gehofft, wir würden nicht von Geschäften reden. Nur ein paar schöne Stunden für alle – und keine Fragen. Verstanden? Einer von den Typen in dem Trupp scheint einiges im Schilde zu führen. Hätte was dagegen, wenn er als mein Gast ein paar bange Minuten durchstehen müßte. Danach können Sie ihm jederzeit Handschellen anlegen. Kapiert, was ich meine? Er ist kein Kumpel von mir. Nur diesen einen Abend…«
»Werde diskret sein«, versprach Charlie. »Keine Fragen – natürlich.«
Maxy winkte ab. »Schön, machen Sie’s auf Ihre Tour!
Von mir aus rollen Sie auch die Mordgeschichte auf. Gibt keine Vorschriften bei meinen Einladungen. Jeder
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