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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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und satt, und ließen sich schließlich atemlos und mit geröteten Gesichtern und Grasflecken auf der Kleidung auf den Boden fallen.
    »Jetzt liegen wir alle da!« James kicherte in den Saum meines Kleides, während Paul sein Bein drehte, als wollte er es abreißen. Der kleine Junge kreischte, und ich setzte mich mit einem dramatischen Seufzer auf.
    »Paul, was machst du denn mit dem Bein deines Bruders?«
    »Es ist nicht abgerissen, als ich daran zog.«
    »Ich halte es für schwierig, unseren Ausflug fortzusetzen, wenn du das Bein deines Bruders dabei herumtragen musst.«
    »Ja, wahrscheinlich, aber er gibt mir meine Karte nicht zurück.«
    »James   …«
    »Aber ich will sie mir ansehen.«
    »Ich habe das Gefühl, ich habe noch nicht vermocht, euch die Wichtigkeit des Miteinanderteilens zu lehren. Es ist vielleicht Zeit für ein altkluges kleines Lied.«
    James kam auf die Beine und kreischte mehr, als er sang, eine Reihe von spitzen Lauten, die trotz des Klingelns, die sie in meinen Ohren hinterließen, die Vertrautheit und Zuneigung verrieten, die zwischen uns in den Wochen nach Nanny Prums Tod entstanden war. Paul presste die Hände an die Ohren und versuchte, seinen Bruder zu Fall zu bringen. »Ja, lauf nur! Du hast gehört, was ich gesungen habe. Aber du solltest inzwischen wissen, dass ich mit Drohungen und Tricks bei unbeschreiblich beschränkten Kindern mehr erreiche.«
    James hielt an und drehte sich um. »Was ist beschränkt?«
    Ich sprang auf und schnappte mir die Karte aus den Händendes Jungen. Ich war so schnell, dass er es erst mitbekam, als ich die Zeichnung seinem Bruder reichte.
    »Paul, was bedeutet beschränkt?«
    »Dass wir noch viel über die Welt zu lernen haben.«
    »Ja, das trifft es recht gut, schätze ich.« Ich küsste James auf den Kopf und hob ihn hoch, so dass seine Beine um meine Hüften lagen. Er blickte finster, aber er schlang trotzdem die Arme um meinen Hals.
    »Also, wo müssen wir hin?«
    Paul hielt die Karte dicht an sein Gesicht. Sie war unheimlich genau.
    »Dort drüben, in den Wald hinein.«
    »Dann los.« Ich setzte James neben seinem Bruder ab und räumte die Überreste des Picknicks in den Korb. Als wir das Feld verließen, verschwand die Sonne hinter den knorrigen Bäumen und der Boden wurde uneben. Wurzeln und Steine ragten aus der Erde, die groß genug waren, dass man darüber stolperte, oder klein genug, dass sie sich an den Schuhen verfingen.
    »Paul, wie weit noch?«, fragte ich ein wenig nervös, als die Schatten länger wurden.
    »Es war nicht weit in meinem Traum.«
    Ich schwieg einen Moment, bereit, die Wirklichkeit für sich sprechen zu lassen, wenn sie den Vorhang der Hoffnung zur Seite riss und die grausame Tatsache des Todes enthüllte, der die Kinder bisher ausgewichen waren. Dass James wenigstens bei seiner Mutter gewesen war, als sie starb, zeigte nur zu deutlich, welche Macht das Herz über den Verstand besitzen konnte. »Und was wirst du tun, wenn dort nichts ist?«
    »Ich werde weiter träumen.« Paul sagte das gleichmütig, ohne seinen Eifer zu verlieren, und stapfte weiter entschlossen durch Buschwerk, über moosbedeckte Steine und morsche Stämme. Ich hielt James’ Hand und setzte meine kleine Lektion fort.
    »Träume sind mir das Liebste auf der Welt. Manchmal werden sie sogar wahr, aber manchmal müssen wir lernen, wann es Zeit ist, aufzuwachen.«
    Paul beachtete mich nicht und deutete aufgeregt auf etwas vor uns.
    »Dort!«
    Der Pfad fand an einem kleinen Bach ein Ende, setzte sich aber am anderen Ufer fort und verlief um ein gewaltiges Wurzelgeflecht am Fuß einer alten Eiche. Was immer sich jenseits des prächtigen Baumes befinden mochte, blieb hinter dichten Nebelschwaden verborgen. James riss sich los, sprang über den Bach und verschwand im Nebel, bevor ich ihn aufhalten konnte.
    »James!«
    Ich raffte rasch mein Kleid bis zu den Hüften hoch und sprang über den Bach und winkte Paul, mir zu folgen. Gemeinsam verfolgten wir seinen Bruder in den Nebel.
    Die Luft um uns herum wurde klamm und blieb es auch, als der Nebel endete. Wir standen nun mitten in einem großen Obstgarten.
    Obgleich es noch einen Moment zuvor Tag gewesen war, hing der Mond tief am Himmel, größer, als ich ihn je gesehen hatte. Er war so gewaltig und stand so nah über der Erde, dass ich glaubte, ich könnte emporgreifen und ihn zurückstoßen, wohin er gehörte, hoch hinauf auf den schwarzen samtenen Mantel der Nacht.
    »Hier ist es Nacht.« Paul fröstelte in der

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