Charons Klaue
geholfen«, fügte sie hinzu. Sie sprach von ihrem Kontakt zum Hoheitsgebiet der Abolethen. Der Aboleth war ein fischähnliches Wesen, das durch seine Psi-Kräfte den Verstand anderer unterwerfen konnte. Sie machte eine kurze Pause, doch Bruder Anthus’ Unbehagen legte sich nicht. »Aber was der Botschafter gewährt«, fuhr sie fort, »kann er zweifellos auch wieder zurücknehmen.«
»Ich dachte, das Hoheitsgebiet wollte die Tayer und die Nesserer gegeneinander ausspielen«, bemerkte Bruder Anthus.
»Allerdings«, stimmte Arunika zu. »Das habe ich auch geglaubt. Aber wer kann das bei diesen merkwürdigen Geschöpfen schon sagen?«
»Hochintelligente Geschöpfe«, betonte Bruder Anthus.
Arunika nickte nur, denn sie hatte keine Lust, mit dem Mann zu streiten.
»Glaubst du, der Botschafter lässt es zu, dass die Tayer zerfallen, nachdem Sylora Salm tot ist?«, fragte Bruder Anthus. »Wird er Valindra Schattenmantel wieder im Wahnsinn versinken lassen?«
»Oder wird er weiterhin zum Vorteil des Hoheitsgebiets auf Valindras Gedanken einwirken?«, überlegte Arunika und nickte, als würde ihr das plausibel erscheinen. »Solange Erzgo Alegni eine Gefahr darstellt, dürfte der Botschafter Valindra so gesund erhalten, dass ihr Gefolge ihn beschäftigt hält.«
»Aber die Abolethen werden nicht zulassen, dass sie so klar im Kopf wird, dass sie sich ihrer Macht entziehen kann«, führte Bruder Anthus ihren Gedankengang fort.
»Geh zu unserem fischigen Freund«, forderte Arunika den Mönch auf. »Berichte dem Hoheitsgebiet, dass Erzgo Alegni Fürst von Niewinter sein will. Der Botschafter wird wissen, wie er Valindra am besten einsetzen muss, um Alegni im Zaum zu halten.«
»Sollen die Tayer noch einmal angreifen?«, fragte Bruder Anthus. »Wäre das deine Empfehlung?«
Arunika überlegte einen Augenblick und schüttelte dann den Kopf. »Alegnis Truppen sind nicht besonders stark«, sagte sie. »Nach Sylora Salms Tod kann er von den Nesser-Oberen im Schattenreich nur schwerlich mehr Soldaten anfordern. Belassen wir es dabei. Schließlich gibt es nicht nur die Tayer und die Nesserer, und es dürfte interessant sein zu beobachten, wie die Sache weitergeht.«
Bruder Anthus sah sie neugierig an, aber Arunika erklärte ihre Anspielung nicht. Sie wollte ihm nichts von den dreien verraten, die Sylora umgebracht hatten, und auch nicht, wo die gefährliche Gruppe vermutlich das nächste Mal zuschlagen würde.
»Versprich dem Botschafter, dass wir das Hoheitsgebiet über die Entwicklung auf dem Laufenden halten«, trug sie ihm auf.
»Vielleicht solltest du mich begleiten.«
»Nein. Erzgo Alegni hat Verdacht geschöpft«, erwiderte sie, ohne zu erwähnen, dass Alegni natürlich wusste, dass sie eine Teufelin war. Schließlich schien Anthus von dieser Nebensächlichkeit keine Ahnung zu haben. »Ich möchte ihn nicht zum Botschafter führen. Außerdem habe ich wichtige Dinge zu erledigen.« Arunika kam gerade der Gedanke, dass ein Besuch bei Valindra Schattenmantel überfällig war.
Der leichte Schneefall hielt an, auch wenn es so aussah, als könne er die finstere Gestalt von Erzgo Alegni nicht berühren, der auf der nach ihm benannten Brücke im Herzen des dunklen Niewinter stand. Inzwischen war dies sein Lieblingsplatz, ein Statussymbol, auf dem er sich unbesiegbar vorkam. Hier war er wirklich Fürst Alegni.
»Es sollte mich überraschen, dich zu sehen«, sagte er, als sich ein großer, breitschultriger Tiefling-Krieger näherte. »Aber das wäre natürlich Heuchelei, denn du scheinst stets dort aufzutauchen, wo du am wenigsten erwünscht bist.«
»Unsere letzte Begegnung ist zehn Jahre her«, kam die sarkastische Antwort.
»Nicht lange genug.«
»Mein lieber Fürst Alegni, ich tauche nie ungebeten auf«, erwiderte Jermander. »Ich gehe nämlich nirgendwohin, wo ich nicht dafür bezahlt werde.«
Alegni sah an ihm vorbei zu der kleineren Gestalt von Effron.
»Du weißt, warum sie hier sind«, reagierte Effron auf seinen fragenden Blick. »Die Prisenjäger von Cavus Dun sind geschickter im Umgang mit solchen … Problemen, wie sie sich uns gegenwärtig stellen.«
Alegni hatte schon lange mehr Soldaten angefordert, aber diese Gruppe hatte er dabei keineswegs im Sinn gehabt. Ihre Loyalität galt stets nur dem, der sie bezahlte, und da Alegni sie weder hergebeten noch angeheuert hatte, musste dies logischerweise jemand anders sein als er. Wer diese Person sein mochte, war unschwer zu erkennen.
»Ich bin hier, um deine
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