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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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unsportlichen Präzisionswaffe anvisierte. Aber ich bemühte mich, mir davon nichts anmerken zu lassen.
    »Ich fürchte, man hat Sie reingelegt, Chanterelle. Hier. Werfen Sie einen Blick auf meine Schläfe. Sehen Sie das? Die Wunde stammt von einem Implantat. Aber es hat nie richtig funktioniert.« Das war ein Risiko, aber ich setzte einfach voraus, dass Waverly vor seinem Tod auch das echte Opfer noch präpariert hatte oder kurzfristig durch einen ähnlich griesgrämigen Ersatzmann vertreten worden war.
    »Sie sind einem Schwindler aufgesessen. Der Mann hat für die Saboteure gearbeitet. Er wollte Sie in eine Falle locken. Deshalb wurde das Implantat so manipuliert, dass es sich nicht mehr exakt anpeilen ließ.« Ich grinste frech, obwohl ich keine Ahnung hatte, ob so etwas überhaupt möglich war. »Sie dachten, ich wäre mehrere Straßen von hier entfernt, also rechneten Sie nicht mit einem Überfall. Sie rechneten auch nicht damit, dass ich bewaffnet sein könnte, aber – he – an manchen Tagen gewinnt eben nicht der Jäger, sondern der Bär.« Mein Blick fiel auf ihren Freund mit dem Bärenschädel. »Nein, Verzeihung – das ist nicht richtig. Heute habe ich den Bären erlegt, nicht wahr?«
    Der Mann wälzte sich im Wasser hin und her. Beide Hände waren um den Oberschenkel gekrallt. Als er zum Sprechen ansetzen wollte, brachte ich ihn mit einem Tritt zum Schweigen.
    Chanterelle hatte die schwarze Gondel fast erreicht. Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen meines Plans war gewesen, dass das Gefährt leer war, doch erst jetzt konnte ich halbwegs sicher sein, dass ich richtig getippt hatte und niemand sich im Fahrgastraum versteckte.
    »Steigen Sie ein«, sagte ich. »Und machen Sie keine dummen Scherze; ich bin nicht als besonders humorvoller Mensch bekannt.«
    Das Innere der Gondel war ungewöhnlich prächtig: vier braune, weich gepolsterte Sitze, eine blitzende Steuerkonsole und ein wohlbestückter Barschrank, der neben einem Regal mit blanken Waffen und Trophäen in eine Wand eingelassen war. Ich hielt die Pistole auf Chanterelles Nacken gerichtet und befahl ihr zu starten.
    »Sie haben sicher ein bestimmtes Ziel im Auge«, sagte sie.
    »Gewiss, aber zunächst möchte ich nur, dass Sie aufsteigen und auf einer bestimmten Höhe bleiben. Wenn Sie wollen, können Sie mir die Stadt von oben zeigen. Die Nacht ist wunderbar dafür geeignet.«
    »Sie haben Recht«, sagte Chanterelle. »Humor ist wirklich nicht Ihre starke Seite. Sie sind etwa so komisch wie die Schmelzseuche.« Nachdem sie dieses Bonmot abgelassen hatte, gab sie zähneknirschend einen Kurs ein, und die Gondel zog ihre Schaukelnummer ab. Chanterelle drehte sich langsam zu mir um. »Wer sind Sie wirklich, und was wollen Sie von mir?«
    »Ich sagte es doch bereits – ich wurde zugezogen, weil Ihrem kleinen Spiel etwas mehr Chancengleichheit dringend Not tut.«
    Sie fasste rasch mit der Hand an meine Schläfe – ein Zeichen von Tapferkeit oder von bodenloser Dummheit, denn schließlich hielt ich eine Pistole auf ihren Kopf gerichtet und tat so, als könnte ich es kaum erwarten, sie auch zu gebrauchen.
    Dann strich sie über die Stelle, wo Dominika das Implantat entfernt hatte.
    »Es ist weg«, sagte sie. »Falls es jemals da gewesen sein sollte.«
    »Dann hat Waverly auch mich belogen.« Ich beobachtete sie scharf, aber sie zeigte keine ungewöhnliche Reaktion, dass ich den Namen des Mannes verwendete, schien sie nicht zu überraschen. »Er hat mir das Ding erst gar nicht eingesetzt.«
    »Wem sind wir dann gefolgt?«
    »Woher soll ich das wissen? Sie spüren ihre Beute doch nicht mittels der Implantate auf? Oder ist das eine neue Finesse, die mir noch nicht bekannt war?« Während ich sprach, machte die Gondel abrupt einen der schwindelerregenden Sätze, die immer dann auftraten, wenn zwei Kabel zu weit auseinander lagen.
    Chanterelle zuckte nicht mit der Wimper.
    »Könnte ich jetzt Hilfe für meine Freunde herbeirufen?«
    »Tun Sie sich keinen Zwang an«, sagte ich.
    Bei dem Anruf war Chanterelle so nervös wie noch nie, seit wir uns begegnet waren. Sie erzählte etwas von einem Dokumentarfilm, den sie hätte drehen wollen. Im Mulch hätte ihr und ihren Freunden eine Bande rauflustiger halbstarker Schweine aufgelauert. Es klang so überzeugend, dass selbst ich ihr fast geglaubt hätte.
    »Sie haben von mir nichts zu befürchten«, sagte ich, ohne erkennen zu können, ob sie mir glaubte. »Ich möchte nur ein paar Informationen von Ihnen

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