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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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nahm drei von den Sicherheitsleuten mit und ließ den vierten als Wache in der Ladebucht zurück. Die Truppe verschwand in einem der Zugangsschächte zu den Kojen. Die Schritte wurden leiser, verklangen aber nicht ganz. Als Sky sicher war, dass sein Vater ihn nicht mehr hören konnte, ging er zu dem Wächter hinüber, der in der Bucht zurückgeblieben war.
    »Was geht hier vor, Constanza?«
    Sie klappte das Monokel hoch. »Warum glaubst du, dass ich dir das sagen werde, wenn dein Vater es nicht tut?«
    »Ich weiß nicht. Ein Schuss ins Blaue, vielleicht weil ich darauf baue, dass wir einmal Freunde waren.«
    Er hatte sie sofort erkannt, als der Zug in die Bucht einfuhr. Wenn die Lage so ernst war, verstand es sich fast von selbst, dass sie der Eingreiftruppe angehörte.
    »Sei mir nicht böse«, bat Constanza. »Aber wir sind alle ziemlich gereizt, verstehst du?«
    »Natürlich.« Er betrachtete ihr Gesicht, das so schön und leidenschaftlich war wie eh und je, und malte sich aus, wie es sein müsste, ihr mit dem Finger über die Wange zu streichen. »Ich habe gehört, ein Passagier sei im Begriff, vorzeitig aufzuwachen. Ist das wahr?«
    »So könnte man sagen«, knirschte sie.
    »Und deshalb braucht ihr mehr Artillerie, als ich auf diesem Schiff jemals gesehen habe? Ich wusste nicht einmal, dass wir so gut ausgerüstet sind.«
    »Wie in bestimmten Situationen vorzugehen ist, entscheidet dein Vater, nicht ich.«
    »Aber er muss doch etwas gesagt haben. Was ist an diesem Passagier denn so Besonderes?«
    »Hör zu, ich weiß es nicht, klar? Ich weiß nur, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Momios können nicht vorzeitig geweckt werden. Das ist einfach nicht möglich, es sei denn, jemand hätte ihre Schlafkojen umprogrammiert. Und dafür müsste dieser Jemand schon einen sehr triftigen Grund haben.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum ein Schläfer zu früh aufwachen möchte.«
    »Um die Mission zu sabotieren, was sonst?« Sie senkte die Stimme und trommelte mit den Fingern nervös auf den Gewehrschaft. »Einer von den Schläfern ist nicht als Passagier an Bord, sondern als lebende Zeitbombe. Ein Selbstmordattentäter – ein Verbrecher, jemand, der nichts zu verlieren hat. Und der uns so sehr hasst, dass er uns alle töten will. Vergiss nicht, es war nicht leicht, einen Platz auf einem der Schiffe zu bekommen, als die Flottille das Sol-System verließ. Die Confederacion hat sich mit dem Bau der Flotte ebenso viele Feinde wie Freunde gemacht. Es wäre sicher nicht schwer gewesen, einen Freiwilligen zu finden, der auch den Tod in Kauf nähme, um uns zu bestrafen.«
    »Trotzdem kein einfaches Vorhaben.«
    »Man dürfte nur nicht vergessen, die richtigen Leute zu bestechen.«
    »Du hast wahrscheinlich Recht. Wenn du von einer Zeitbombe sprichst, meinst du das doch hoffentlich nicht wörtlich?«
    »Nein – aber jetzt, wo du es erwähnst, so abwegig ist die Idee gar nicht. Was ist, wenn sie – wer immer sie auch waren – auf jedes Schiff einen Saboteur schmuggeln konnten? Vielleicht ist der auf der Islamabad nur als Erster aufgewacht. Dort hatte man wohl keine Vorwarnung.«
    »Vielleicht hätte auch eine Vorwarnung nicht viel geholfen?«
    Sie biss die Zähne zusammen. »Das werden wir sicher bald erfahren. Aber vielleicht ist es auch nur eine Störung in der Kälteschlafkoje.«
    In diesem Augenblick ertönten die ersten Schüsse.
    Sie wurden dreißig bis vierzig Meter unterhalb der Ladebucht abgefeuert, dennoch waren sie erschreckend laut. Auch Schreie waren zu hören. Sky glaubte, die Stimme seines Vaters zu erkennen, aber er konnte nicht sicher sein: die Akustik verzerrte alle Geräusche, ließ die Stimmen metallisch klingen und verwischte die Unterschiede.
    Constanza erstarrte. »Verdammt«, sagte sie. Dann ging sie auf den Schacht zu. Bevor sie einstieg, drehte sie sich um und funkelte Sky drohend an. »Du bleibst hier.«
    »Ich komme mit. Mein Vater ist da unten.«
    Das Schießen hatte aufgehört, aber es herrschte immer noch ein Heidenlärm, vor allem hysterische Schreie und ein Gepolter, als würden schwere Gegenstände umgeworfen. Constanza kontrollierte noch einmal ihr Gewehr und warf es sich über die Schulter. Dann schickte sie sich an, über die Leiter in die dumpfen Tiefen hinabzusteigen.
    »Constanza…«
    Sky griff nach dem Gewehr und riss es ihr von der Schulter, bevor sie ihn daran hindern konnte.
    Constanza drehte sich wütend um, aber er drängte sich bereits an ihr vorbei, den

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