Cheers, Baby!
mir sicher, dass er es war, denn er hat mir ›Over the Rainbow‹ vorgesungen. Er will in seine Wohnung. Ich habe ihm versprochen, dass du Biest vorbeibringen wirst und ich ihn in die Wohnung lasse.«
»Ich möchte nicht, dass du allein zu der Wohnung gehst. Ich werde dich im Evian’s abholen.«
An den Tischen saß nur noch eine Handvoll Gäste, und die Hälfte der Barhocker an der Theke war bereits leer.
Noch eine Stunde, bis die Bar geschlossen wurde. Ohne Marty Longfellow auf der Bühne hatte es keinen Sinn, den Laden länger aufzulassen. Gina würde ohne sie gut zurechtkommen, wie Cate feststellte.
Sie vergewisserte sich, dass die von ihr ausgestellten Rechnungen alle beglichen waren, und ließ dann Gina und Evian wissen, dass sie sich nicht wohl fühle und eher gehen wolle. Nachdem sie ihre Handtasche aus dem Hinterzimmer geholt hatte, ging sie leise durch die schummrige Bar.
»Ich gehe heute eher«, flüsterte sie Pugg zu. »Kellen holt mich ab. Vielen Dank, dass du auf mich aufgepasst hast.«
Pugg nickte ihr zu.
Cate trat hinaus in den Schein der kugelförmigen Lampe über der Tür. Ein Gewitter hatte sich über der Stadt entladen, und von den nass glänzenden Gehsteigen stieg heißer Dampf auf. Auf der Straße waren nur noch wenige Menschen unterwegs – die meisten hatten während des Sturms Zuflucht in ihren Häusern gesucht.
Eine schwarze Limousine fuhr vor dem Evian’s an den Randstein heran, die Beifahrertür flog auf, und ein Mann stieg aus. Es dauerte einen Augenblick, bevor Cate ihn erkannte. Es war einer von Kitty Bergmans Schlägertypen. Cate drehte sich rasch wieder zur Bar um und griff nach der Türklinke, als sie zurückgerissen wurde. Vor ihren Augen erschien ein Blitz, und sie hörte ein zischendes Geräusch, bevor für einen Moment alles um sie herum schwarz wurde. Ihre Knie gaben nach, und in ihrem Kopf drehte sich alles. Sie stolperte und wurde hochgezogen. Irgendjemand packte sie mit den Händen unter den Achseln und schleifte sie mit sich. Und dann saß sie auf dem Rücksitz eines Wagens neben einem Fremden. Ihre Hände waren gefesselt, und sie hatte keine Erinnerung daran, wie das geschehen war. Sie schüttelte vorsichtig den Kopf, um wieder klar sehen zu können, und starrte den Mann an, der neben ihr saß. Es war Marty. Er war unrasiert und unfrisiert und trug eine ausgebeulte, schmutzige Jeans und ein verknittertes Baumwollhemd.
»Du hast mich hereingelegt«, sagte Cate zu Marty.
»Nein«, protestierte Marty. »Sie standen hier und warteten auf dich. Und sie sahen mich um die Ecke biegen.«
Einer der Männer auf dem Vordersitz drehte sich zu Cate um. »Ja, wir hatten Glück. Zuerst haben wir ihn nicht erkannt. Wir hielten ihn ja für tot. Er hat unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil er sich anders bewegte als ein normaler Mann auf der Straße. Und dann sahen wir, dass es Marty war.«
»Warum habt ihr mir aufgelauert?«
»Es tut mir leid«, warf Marty ein. »Als sie mich zum ersten Mal schnappten, habe ich ihnen von dem Wassernapf und dem Mikrochip unter Biests Haut erzählt, und unglücklicherweise hast du den Hund.«
»Genau«, bestätigte der Mann auf dem Vordersitz.
»Und Marty kann Schmerzen nur schlecht ertragen.« Er zückte sein Handy und wählte eine Nummer. »Wir haben sie«, berichtete er jemandem am anderen Ende.
»Und nicht nur sie. Das wird Ihnen gefallen. Wir haben Marty erwischt. Anscheinend ist er ein guter Schwimmer.«
Sie bogen von der Columbus Avenue in die Dartmouth Street ein. Es ging nur langsam voran. Samstagabend, und es hatte geregnet, also waren alle mit dem Auto unterwegs. Cate drehte sich um und warf einen Blick aus dem Rückfenster. Und entdeckte Pugg, der hinter dem Wagen herrannte. Sie war dankbar und entsetzt zugleich. Auf keinen Fall wollte sie, dass die Kerle auch Pugg schnappten. Sie hatte Angst, dass Pugg sich nicht vor Schmerzen fürchtete. Er spielte so gern den Helden, dass es dabei irgendwann schlecht für ihn ausgehen könnte.
»Was habt ihr vorhin mit mir gemacht?«, erkundigte sich Cate.
»Das war eine Elektroschockpistole«, erklärte der Mann auf dem Vordersitz. »Wir haben dir nur einen kleinen Stoß versetzt. Bei Marty reichte die Menge aus, um sein Haar zu kräuseln, bevor wir ihn von der Brücke stießen.« Er warf Marty einen Blick zu. »Wer hätte gedacht, dass du es trotzdem schaffst, ans Ufer zu schwimmen.«
Cates Magen krampfte sich zusammen, und ihr Herz klopfte heftig. Die Atmosphäre in dem Wagen war
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