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Cheng

Cheng

Titel: Cheng
Autoren: Heinrich Steinfest
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ausgezeichnet. Sie besaß einen geradezu idealen Dirndlkörper, eine Seltenheit heutzutage.
    Durch seine Sonnenbrille konnte Cheng ungeniert auf den schmalen Spalt starren, der sich zwischen den durch das Mieder zusammengepreßten und nach oben geschobenen Brüsten gebildet hatte. Die Wirtin lächelte ihn an, und dieses Lächeln war einnehmend wie die Abenddämmerung über den Northern Highlands, wie Mendelssohn-Bartholdys Hebriden-Ouvertüre, wie Tizians Venus von Urbino, wie Bukowskis Beschreibung eines angenehmen Nachmittags im Bett, einnehmend wie ein fernöstlicher Früchtekorb oder wie der Anblick eines glitzernden Schaumbads.
    Nachdem sie ihm das bestellte Viertel Weißwein serviert hatte, setzte sie sich ihm gegenüber und stellte fest, er sei wohl fremd in der Gegend, wäre er es nicht, so wüßte sie es.
    »Ihr Wein ist gut«, sagte Cheng.
    »Für Sie hab’ ich eine spezielle Flasche aufg’macht.«
    »Wie komme ich zu dieser Ehre?«
    »Weiß net.« Sie lachte kokett. Das Weiß ihrer Zähne hatte etwas von einer Drohung, einer süßen freilich.
    Sie sagte, ihre Hilfskraft komme heute erst später und sie benötige einen starken Mann, der ihr helfe, eine Kiste Bier aus dem Keller zu holen. Übrigens, sie sei die Erika. Er sei der Markus, sagte Cheng und dachte, daß diese Frau eigentlich nicht aussah, als hätte sie wegen einer lächerlichen Bierkiste einen Mann nötig.
    »Wenn ich Ihnen helfen kann, gerne«, sagte er und bereute es sofort, schließlich war er alles andere als der intakte Mordskerl, der Bierkisten über Kellerstiegen balancierte. Und weil er sich lieber gleich blamieren wollte, machte er die Gnädigste darauf aufmerksam, daß ihm ein Arm fehle.
    Sie besah kurz den Ärmel, der flach und lasch von der Schulter hing, zuckte mit den Schultern und meinte, er solle sich keine dummen Ausreden einfallen lassen, schließlich reiche ein Arm vollauf. Oder wolle er ihr vielleicht gar nicht helfen. Cheng beeilte sich zu betonen, daß ihm beim besten Willen nichts einfalle, was er lieber täte, als ihr zur Seite zu stehen.
    Nun, auch den Herren, die bei ihrem etwas säuerlichen Wein saßen, wäre nichts eingefallen, was sie lieber getan hätten, weshalb sie nun sehnsüchtig zusahen, wie die Wirtin ihre achtzig Kilo durch den Raum schweben ließ. Keine Frage, es gab Frauen, bei denen Cheng ein unverschämtes Glück hatte.
    Hinter der Küche, in der es nach Sauerkraut und dem Fett von Jahrzehnten roch, betraten sie einen Lagerraum, in dessen Mitte sich ein Lastenaufzug befand. In diesen schob die Wirtin ihren Begleiter hinein.
    »Na kommen S’, ich werd’ Sie schon net zerquetschen.«
    »Och«, sagte Cheng, den eine solche Vorstellung wenig erschreckte.
    »Lassen S’ ruhig Ihre Sonnenbrille auf. Ich mag das. Is’ mir richtig ein bißchen unheimlich. Ich glaub’, ich mag das Ungewisse.«
    Der Aufzug benötigte bloß einige Sekunden, dann stiegen sie in ein von wenigen herabhängenden Glühbirnen beleuchtetes Kellergewölbe. An den Wänden standen Regale mit Doppelliterflaschen. Cheng wollte fragen, wo sich denn hier die Bierflaschen befänden, aber bevor er diese völlig unsinnige Frage in der modrigen Luft deponieren konnte, preßte ihn die Wirtin mit entscheidenden Teilen ihres Körpers gegen eine abgestellte Tischtennisplatte und schob ihm ihre Zunge in den Mund, eine Zunge, die sich wie ein Filet-Mignon-Steak anfühlte. Cheng hätte sich gerne an ihren planetarischen Brüsten zu schaffen gemacht, die verführerisch gegen seinen Brustkorb brandeten.
    »Weg mit die Finger«, sagte sie (ohne ihre Zunge herauszunehmen), packte seine Hand und schob sie zwischen ihre Schenkel. Es war aber nicht seine Hand, die nun mit ihrem Geschlecht spielte, sondern umgekehrt. Gleichzeitig war Cheng verwundert, daß sie ihm ihre Brust verweigerte. Eine Enttäuschung, die die Frau dadurch wettmachte, daß sie Cheng nun in die Hose fuhr, und zwar mit einem Feingefühl, das ihn gleichermaßen erregte und beruhigte. Sie nahm ihre Zunge aus seinem Mund und keuchte ihm in sein besseres Ohr einen heißen, feuchten Schwall, der auch die Mitteilung inkludierte, daß ein zweiter Arm jetzt bloß im Weg wäre.
    Vollkommen richtig – leider aber öffnete sich in diesem Moment eine Tür, in welcher ein Mann stand, der eine schwarze, lederne Schürze trug. Der Kopf des Mannes lag im Dunkel. Aber den Hund an seiner Seite erkannte Cheng sofort als die Rottweilertöle Winifred.
    »Du verdammte Hur’«, schrie der Mann, der Mussolini
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