Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
gleich in den Fechtsaal begleiten. Dort könnt ihr euch ausprobieren, ohne jemanden zu gefährden.« Er sah zuerst Lilli an, dann mich, Louisa und Luca.
Ben stand ebenfalls auf. »Ich werde mitgehen und sehen, was ich tun kann.«
Lennox schnaufte leise auf. »Sicher.«
Ben drehte sich noch einmal um. »Lennox? Was kann ich für dich tun?«
Mit einem spöttischen Zug um den Mund sah er von einem Pergament auf. »Alles in Ordnung, mein Freund. Amüsierʼ dich gut.« Lennox widmete sich wieder dem Schriftstück und bemerkte Bens innerliche Explosion nicht. Bens Gesicht verzerrte sich und seine Augen verzogen sich zu schmalen Schlitzen. Er bewegte sich kaum, aber Lennox sprang mit einem Mal von seinem Stuhl auf und sah sich nach ihm um.
»Ich habe dir schon einmal gesagt, du sollst es nicht wagen , das zu tun!«, schrie Lennox ihn an und kam in großen Schritten auf ihn zu.
M eine Augen weiteten sich. Was zum Teufel war jetzt los? Bens Hand formte bereits Energie. Lennox hob seine Faust zum Schlag, auch die Luft begann zu flimmern.
»Lennox!«, rief ich und er hielt inne, sah sich aber nicht zu mir um, die geballte Faust vor Ben erhoben. »Du verdammter Hund! Ich sollte dir dein dämliches Grinsen aus dem Gesicht prügeln.«
Ein Knall! Mein Vater schlug mit der Hand so hart auf den Tisch, dass ich dachte das Holz würde splittern. Olivia erschrak und sprang auf.
»Haben wir keine anderen Probleme, als hier Rivalitätskämpfe auszufechten?«, donnerte es zu ihnen herüber, dennoch unterbrach sein Zorn nicht das Blickduell, dem Benn und Lennox sich hingaben.
Jetzt schaltete sich Luca ein. »Ich kann Lennox schon verstehen. Wenn man mir die Szenen meiner ersten großen Liebe immer wieder zeigen würde, die durch meine Schuld gestorben ist, wäre ich auch sauer. Kein feine r Zug, wenn du mich fragst, Ben«, sagte sie vorwurfsvoll.
I ch schnappte nach Luft, Lennox ließ seine Hand sinken und kam zu mir herüber. Setzte sich stumm neben mich.
»Das hört auf, Ben! Sofort!« Die Art, wie mein Vater das sagte, ließ keinen Zweifel daran, dass es böse Konsequenzen haben würde, sollte er sich nicht daran halten.
Lennox würgte immer noch an den Bildern, die Ben ihn hatte sehen lassen. Es war im Sommer 1845 gewesen, seine Wandlung war noch nicht ganz abgeschlossen. Er verliebte sich in Amalia, die junge Tochter eines Adligen. Ein Menschenmädchen, schön wie der Sommer selbst und mit Augen aus flüssigem Gold. Die Beziehung war nicht geduldet worden und eines Tages im August nahm er sie mit nach Amerika, zu seinem Mentor, einen Trickster, der ihn in die Geheimnisse der Zeitwandler einweihte. Er hatte die Gefahren, die für ein Menschenmädchen in seiner Welt herrschten, unterschätzt.
Jetzt sah er zu Hanna, die weiter in dem Buch der Cherryblossoms forschte. Dieselben goldenen Augen blickten ku rz zu ihm auf, bevor sie weiterlasen. Ben hatte ihn den Moment sehen lassen, als er nach einem langen Tag, an dem er für seinen Mentor unterwegs gewesen war, in seine Wohnung zurückkehrte. Amalia lag blutleer quer auf ihrem Bett, die Augen blicklos an die Zimmerdecke gerichtet. Kein flüssiges Gold mehr in der Iris. Keine Wärme mehr, die ihr Körper abgestrahlt oder ihr Lächeln ihm gegeben hatte. Der Gestank eines Dämons hing noch in der Luft der kleinen Wohnung. Lennox schwor sich damals, dass er sich nie wieder verlieben wollte.
Sein Blick glitt zu Ben hinüber. Der schien vertieft in eine Pergamentrolle, aber Lennox sah seine Anspannung. Das erste Mal, als Ben ihn mit dieser Vergangenheit konfrontierte, war Lennox versucht gewesen, ihn in Stücke zu reißen. Es war in Berlin gewesen, auf der Party von Magnus, bevor sie Hannas Erinnerungen zurückgeholt hatten. Er hatte mit Hanna getanzt, als sie darauf warteten, zu Magnus gerufen zu werden. Ben hatte ihn und Hanna argwöhnisch beobachtet und dann ließ er ihn gegen diese Mauer aus Bildern laufen. Eine Ermahnung an die Gefühle, die er einst hatte und die Furcht vor ihnen.
Dieser verdammte Hexer spielte alles aus , was er hatte, um ihn von Hanna abzubringen. Lennox schluckte schwer an seinem Zorn und versuchte seinen Dämon in Schach zu halten. Der schlug ihm nämlich vor, diesen Mistkerl – sobald es keine Zeugen gab – in Schlaf zu versetzen und ihm sämtliche gute Erinnerungen zu stehlen, die er hatte. Und seine Seele mit den eigenen Ängsten zu verseuchen. Aber es gab so etwas wie einen Ehrenkodex unter den Wesen der Nacht, zu denen auch die Hexenwesen
Weitere Kostenlose Bücher