Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
Leibgarde näher betrachten. Sie waren nur halb so groß wie er und sahen irgendwie aus wie Gnome oder verbitterte Elfen. Ihre Gesichter waren hager, grau und spitz. Und die geringelten Zipfelmützen, die vor leuchtenden Farben nur so strotzten, schienen den Zweck zu haben, von der unnatürlichen Tristesse dieser Wesen abzulenken. Ihre Blicke gingen unruhig durch den Raum, als erwarteten sie nichts Gutes an diesem Ort, bevor sie allesamt an mir hängen blieben.
»Sie sind Hanna Cherryblossom. Die Person , um die sich alles dreht«, stellte er mit seiner hohen Stimme leise fest und griff blitzschnell nach meiner Hand.
In mir verabschiedete sich mein Magen eine Etage tiefer, als er meine Handfläche zu seiner Nase führte und an ihr roch. »Es ist gar nicht allzu lange her, da warst du noch ein Kind. Ein Folgsames, wie mir scheint.«
Ich versuchte ihm meine Finger, die er mit seinem kalten knorrigen Daumen rieb , zu entziehen. Wie meinte er das und warum interessierte es ihn? Jetzt kam er zu Ben und ich verschluckte mich fast, als dieser unvermittelt auf die Knie sank, um sich tief vor diesem Mann in dem rotbraunen Mantel zu verbeugen.
»Nana, mein Guter. Ich kenne dich.«
Ben streckte ohne in direkt anzusehen seine rechte Hand vor, die der Zeitwandler ergriff.
»Bist du dieser Nymphe gewachsen? Sie ist keines falls mehr so artig, wie sie einst als kleines Kind war.«
Der Blick des Alten schnellte zurück zu mir und ich meinte , hinter der Milde in seinem Gesicht etwas anderes zu erkennen.
Ben erhob sich und stellte sich mit festem Ausdruck neben mich. »Ich bin der Richtige für diese Aufgabe. Sie könne n sich auf mich verlassen.«
Neben dem Zeitwandler erklang ein heiseres , gehässiges Kichern, das meine Aufmerksamkeit einfing. Einer der Gnome hielt sich jetzt seine dürren grauen Finger vor den verzogenen Mund und unterdrückte ein weiteres Lachen. Ich musste an Alice im Wunderland denken, an den verrückten Märzhasen. Der konnte auch so irre kichern. Seine Augen glommen fiebrig, als unsere Blicke sich trafen.
»Von welcher Aufgabe genau sprechen wir hier eigentlich?«
War ich das etwa gewesen, die diese Frage gestellt hatte?
Das Gesicht des Märzhasen -Gnoms erstarrte für einen Moment, bevor er sich erneut unter aufgeregtem Glucksen schüttelte. Völlig unverhofft loderte das Obsidianschwarz der Aura um den Zeitwandler auf, nur ein Blick und der Märzhase zerfiel vor meinen Augen zu Asche.
Ich keuchte auf und erstarrte zur Salzsäule.
Im ganzen Raum herrschte absolute Stille . Einige sahen betreten zu Boden, andere warfen sich vielsagende Blicke zu. Louisa zitterte und hatte die Augen geschlossen. Ich stierte auf den Haufen grauen Staub zu meinen Füßen.
»Es geht um die Aufgabe, als Mischehe zu funktionieren , eine Vorbildfunktion zu erfüllen und die alten Werte aufrechtzuerhalten. Das Gleichgewicht muss gewahrt bleiben«, plauderte der unheimliche Santa einfach weiter.
Mir war übel. Das hatte mir mein Vater hinreichend erläutert. Trotzdem fragte ich mich, was noch von Ben und mir erwartet wurde.
»Das ist mir klar, aber …«
Ben kniff mir in die Handfläche, was mich nur kurz ablenkte.
»Was ich wissen will, ist: Wofür genau soll Ben der Richtige sein? Ich meine, es geht ja offensichtlich nicht um das, worum es in den meisten Ehen geht, die heutzutage geschlossen werden. Nicht um Liebe und Partnerschaft im eigentlichen Sinne.« Meine Stimme zitterte leicht, dennoch sprach sie einfach weiter. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich das wirklich wollte. Der Weißhaarige trat näher an mich heran.
»Es geht um Loyalität, wie auch in einer menschlichen Ehe .«
Ich unterbrach ihn, ohne nachzudenken. »Um die Loyalität zu wem ? Doch nicht zu mir als seiner Ehefrau?« Ich hörte Ben neben mir aufstöhnen. Die alles verschlingende Schwärze um dem Zeitwandler flackerte und begann meine eigene Aura abzutasten, sie unangenehm einzuengen.
Ich wich zurück und ein leiser unkontrollierter Laut entwich mir.
»Es geht darum, dich zu kontrollieren, Mischwesen. Er soll dir helfen, dich selbst kennenzulernen und er soll dich leiten, dir helfen, dich die richtigen Entscheidungen treffen zu lassen.«
Das war verblüffend ehrlich, vermutete ich.
» Wir, der Rat, werden keinerlei Regelverstoß akzeptieren. Ich hoffe, dein Vater hat dich hinreichend aufgeklärt.«
Sein Blick streifte die Asche auf dem Boden, bevor er mich wieder ansah. In dem Glimmen seiner Augen lag eine kaum unterdrückte
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