Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
Ein Satz und ich sprang auf den gefrorenen Rasen.
Mir entwich nicht ein Geräusch bei der harten Landung . Ich musste grinsen. Wie eine Katze, dachte ich und verlor im nächsten Moment das Gleichgewicht. Der Rucksack zog an mir und ich kippte in eine Hecke nahe dem Fenster im Erdgeschoss.
»Na super«, fluchte ich leise, hielt dann die Luft an und rappelte mich lauschend auf. Schnee rieselte lautlos auf mich nieder und ich hörte gedämpft den Ruf eines Käuzchens. Nichts! Niemand hatte mich bemerkt. Geduckt huschte ich zu den Weiden, überquerte eine der Wiesen und erreichte den Stall. Der vertraute Geruch von Mist und Heu, gepaart mit dem warmen Duft der Pferde kam mir entgegen.
Ich drückte die große hölzerne Schiebetür auf. Sie ließ sich leicht öffnen und ich schickte ein Dankgebet gen Himmel. Im selben Moment kam mir ein seltsamer Gedanke. Gab es Gott? Gab es Himmel und Hölle? Es gab mich, ein Wesen, das es nicht geben sollte. Ein Märchen, eine Legende. Es gab den Weihnachtsmann und die Wahrheit über ihn war zum Brechen. Was war mit Gott? Mit Engeln, mit dem Teufel?
Ein leises Schnauben holte mich zurück und ich drückte mich, den Rucksack voran , in den Stall hinein. Mein Fuß kickte gegen eine Mistgabel und sie begann zu fallen. Blitzschnell fing ich sie auf. Zischend stieß ich die angestaute Luft aus und suchte einen Platz, an dem ich den Rucksack lassen konnte. Niemand durfte ihn finden. Meine Sicht in dem Dunkel des Stalls war gut, besser als ich vor kurzen zu glauben gewagt hätte, aber dennoch nicht gut genug.
»Creare …«, flüsterte ich und stockte. Mein Dämon war bei mir, ich hielt sacht die Bindung zwischen uns. Also besser keine Zauberei.
Plötzlich traf mich ein Gedanke wie ein Hieb in den Magen. Arghhh, Fußspuren im Schnee?! Ich war durch den Schnee gelaufen und direkt zu den Ställen. Ich Idiotin! Gehetzt ging ich vorwärts, in Richtung eines Stallfensters, durch das vom Schnee reflektiertes Mondlicht fiel. Eilig drückte ich den Rucksack tief hinter einen großen Strohballen, stapelte einen weiteren davor und grübelte. Wie bekam ich die Fußspuren weg? Ich konnte es ja schlecht schneien lassen. »Blöd, Hanna! Blöd!«, zischte ich und schlug mir gegen den Kopf, was einen Schimmel in seiner Box dazu veranlasste, aufgeschreckt in das Hintere seiner Box zu flüchten. Merken! Morgen nicht den Schimmel für die Flucht satteln. Zu schreckhaft!
Langsam wurde mir kalt, als ich wie eine Bekloppte durch den Schnee tappte, was mich daran erinnerte, dass meine Wandlung zur Nymphe noch lange nicht abgeschlossen war. Ich machte kehrt und jagte erneut zurück zu den Ställen, über die Wiese, durch ein Tor und hinüber zu dem Wäldchen. Dann noch einmal zum See, wieder zum Haus, geduckt an den Fenstern entlang und wieder zurück zu den Wiesen. Wenn ich die Spuren nicht beseitigen konnte, musste ich eben viele legen, damit nicht zu offensichtlich war, wer in der Nacht aus dem Fenster gestiegen und zu den Ställen gelaufen war und warum.
Ich lief ein letztes Mal die Wiese entlang, hin zu den Wäldern , hinter denen ich einen Kilometer weiter die Schlucht vermutete. Plötzlich nahm ich ein seltsames Sirren in der Luft wahr. Meine Hand strich über die mit Schnee und Raureif überzogenen Gräser, die hier kniehoch wuchsen, begann die Umgebung abzutasten. Jetzt spürte ich den knisternden Widerstand vor mir. Hier also war das Ende, ein Teil der unsichtbaren Mauer, die das gesamte Anwesen umschloss. Einige Meter weiter sah ich die ersten Fichten des Wäldchens, durch das ich morgen mit Louisa wollte. Ich spähte hinein.
Besonders dicht sah er nicht aus. Man würde zu Pferd allemal hindurchkommen. Alles wird gut … wir schaffen das, sprach ich mir gedanklich Mut zu.
Dann hörte ich etwas. Das Geräusch von Schritten im Schnee. Ich duckte mich und sah mich hektisch um. Die absolute Schutzlosigkeit an dieser Stelle wurde mir bewusst und ich biss die Zähne zusammen. Kein Baum, kein Strauch, hinter dem ich mich verkriechen konnte. Verdammter Mist. Nur die Wiese mit dem Gras und vor mir der Magiewall, der mir den Weg abschnitt. Ich zog mir die Kapuze tiefer ins Gesicht und wartete, erkannte einen Schatten, der auf mich zuhielt. Meine Fäuste hingen geballt an meiner Seite.
»Mach dich locker, Hanna«, rügte ich mich selbst.
Es gab doch gar kein Problem, ich machte ja schließlich nur einen klitzekleinen Spaziergang. Nur, um den Kopf freizubekommen. Vor einer Hochzeit war das sicherlich nichts
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