Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
Hinweis auf die weitere Vorgehensweise zu finden. »Wir werden jetzt zu den anderen beiden gehen und ihr beeilt euch besser.«
Luca schlief fest, obwohl sie immer mal wieder zuckte. Ich war sicher, sie träumte davon aufzuwachen, weil ihr Unterbewusstsein ihr davon abriet, zu schlafen. Ich spürte ihre Unruhe. Dennoch brauchte sie dringend die Erholung. Sie hatte ihre allerletzte Kraft verbraucht, um uns hier unauffällig hereinzubringen. Was hätte der Motelbesitzer wohl gesagt, wenn eine blutverschmierte Braut, ein Mädchen in zerrissenem Kleid neben einem arg mitgenommenen Bräutigam im schwarzen Anzug und drei Gestalten in schwarzer Kampfmontur hier ein Zimmer haben wollten? Allesamt vor Schmutz nur so starrend, mal abgesehen von den fiebrigen Blicken. Luca hatte uns ein solideres Erscheinungsbild verliehen. Wir waren nicht einmal bei unseren Zimmern angekommen, da war Luca schon neben Ben zusammengesackt. Kurz hatte ich mich über seine Betroffenheit und die Hektik gewundert, mit der er reagierte. Er hatte sie sofort ins Bett verfrachtet.
Louisa war wach, saß auf der Matratze und lehnte mit dem Rücken an der Wand. Leise summte sie vor sich hin. Ihr Blick war in sich gekehr t, bevor sie sich uns zuwandte.
»Ich versuche sie zu beruhigen, aber es funktioniert nicht sehr gut.« Sie runzelte ihre Stirn und wischte sich über die Augen.
»Vielleicht, weil du müde bist«, flüsterte ich ihr zu und strich ihr eine Strähne hinters Ohr, während ich mich setzte.
Sie zog einen Schmollmund und stand auf. »Ich weiß nicht, ich glaube sie lässt mich nicht rein.«
»Das ist möglich, Louisa. Luca hat sehr starke Kräfte, wie du weißt .«
Lennox ging auf Louisa zu und umarmte sie. »Ich bin froh, dass es dir gut geht.« Er kniete sich vor sie und umfasste mit beiden Händen ihr schmales Puppengesicht. »Ich habe von deinen Fähigkeiten gehört.«
Jetzt lächelte sie noch breiter. »Ich kann Lebewesen beruhigen.«
Lennox legte den Kopf schief. »Wer hätte das gedacht ?«
Louis a reckte ihr Kinn vor und sah jetzt zu mir. »Ich übe auch an was anderem.« Sie trat zurück, ließ ihre Hand kleine Kreise ziehen und zeichnete Wirbel in die Luft. Erst geschah nichts, aber dann bemerkte ich den Windhauch.
Lennox ʼ Augen wurden groß und er verfolgte ihre Bewegungen. Jetzt sah es aus, als würde Louisa tanzen.
»Sie bewegt die Luft!« Ich stand auf und eine Böe wehte mir das Haar aus dem Gesicht. »Wow. Das ist … unglaublich.« Ich ging langsam auf Louisa zu, drehte meine Handfläche nach oben.
»Creare lumen«, sprach ich. Die kleine Lichtkugel flammte auf und schwebte über meinen Fingern. Ich stupste sie an, sie wirbelte hoch, wurde aufgenommen von den Luftwirbeln, die Louisa schuf, und schwebte davon. Immer höher drehte sie sich, bis hinauf an die Zimmerdecke.
»Na sieh mal einer an.«
Überrascht drehte ich mich zum Bett um. Luca war wach und blinzelte verschlafen. »Ich habe ja geahnt, dass eure Louisa kein normales Hexchen ist«, sagte sie leichthin im Plauderton. »Sie ist auch eine Elementhexe.«
Natürlich, sie war meine Schwester. Sie hatte genau wie ich emphatische Fähigkeiten und die Kraft , Elemente zu beherrschen.
»Aber, wie ist das möglich? Sie wurde nicht zur Hexe erweckt. Ganz im Gegenteil. Man hat sie mithilfe der Artefakte entmächtigt und ihren Dämon getötet«, flüsterte ich verwirrt.
» Ist sie ein Mischwesen? Ein Zeitwandler?«, fragte Luca jetzt ganz wach.
»Ja, sie ist Hannas Schwester.« Lennox sah erschrocken zu Louisa, deren Augen sich weiteten und griff ihre Schultern. »Louisa, es tut mir leid. Wir wollten es dir in Ruhe erzählen.«
Sie nickte gefasst. »Sie haben mich auf seltsame Art gemacht … die Occulus Videns. Ich kann mich an keine Kindertage erinnern …«
Sie räusperte sich und spielte mit den Fingern an ihrem Rocksaum. »Ich habe viel nachgedacht. Und ich weiß, dass ich anders bin. Sie haben mich schneller wachsen lassen. Sie haben über mich gesprochen, wenn ich dabei war. Ich konnte sie verstehen, aber nicht reden. Ich weiß, dass ich nicht einmal drei Monate alt war, als Henry mich fortbrachte. Sie hatten meine Mama umgebracht.« Jetzt verstummte sie.
»Diese Frau war nicht deine Mutter.« Ich kam auf sie zu und strich ihr über den Arm.
»Ich weiß, aber sie war da. Sie hat mich versorgt und … sie wollte, dass ich lebe. Wie eine Mama es gewollt hätte.«
Ich schluckte schwer. Sie schüttelte sich einmal kurz und machte sich von mir frei.
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