Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
Dann war der traurige Glanz in ihren Augen einfach verschwunden und sie straffte sich.
»Ich wusste, dass du kommst, Lennox«, stellte sie lächelnd fest.
»Ach, wirklich?«, fragte er neckend und sah zu mir herüber.
»Hanna wollte dich suchen gehen«, versuchte sie das Thema zu wechseln.
»Woher wusstest du, dass sie eine Hexe ist? Wir wissen es erst seit kurzem.« Ich beobachtete Luca genau.
»Sie ist schwach, aber ihre Magie ist da. Fühlst du sie nicht?«
»Nein, ich kann auch deine nicht ganz sicher spüren.«
Sie winkte ab. »Übungssache. Das lernst du noch«, erwiderte sie schnell und ihre wasserblauen Augen funkelten.
»Aber Ben hat es auch nicht gespürt. Könnte es sein, dass ihre Kraft sich erst entwickelt?«
»Ohne Artefakte? Unmöglich«, mischte Lennox sich ein.
»Nein, das ist nicht unmöglich«, stellte Luca mit schneidender Stimme klar und ich erschrak fast. »Ich habe sie auch nicht gebraucht. Aber niemand durfte damals davon erfahren. Meine Mutter hat mich beschworen, es zu verschweigen. Sie wusste warum. Die letzte Hexe, die auf natürliche Art zu ihren Fähigkeiten kam, hatte ein sehr kurzes Leben. Ich habe, der Form halber, die Erweckung durchlaufen, wie jedes andere Hexenwesen auch.« Ihr Blick hing in der Ferne und das dunkle Wasserblau ihrer Iris fror ein. »Es gab allerdings einige Nebenwirkungen.«
»Welche?«, fragte Lennox und sah mich dabei an.
Luca riss die Druckknöpfe ihrer schwarzen Bluse auf. Zwischen ihren vollen Brüsten prangte ein sternförmiger Kreis, der seine Ausläufer zum Hals hin hatte. Die Haut war uneben, wie bei einer Verbrennung und schimmerte perlmuttfarben. Viel intensiver, als meine Haut.
»Es war eine der schmerzhafte sten Erfahrungen, die ich je machen durfte.« Sie lächelte bitter und knöpfte das Hemd wieder zu.
Lennox hielt meine Hand hoch, in das Licht. » Hannas Erweckung lief auch anders, als geplant«, erklärte er und verzog sein schönes Gesicht.
Luca grinste und kam auf uns zu. »Ich weiß.«
Sie nahm meinen Arm und drehte ihn vor ihrem Gesicht hin und her. »Ich nehme an, ihre Hexenkräfte waren schon aktiv, sie brauchte die Artefakte eigentlich nicht und dann ist der Prozess einfach etwas zu viel des Guten für unsereins.«
Lennox fasste sich nachdenklich ans Kinn. »Das ist möglich. Unsereins. Kennst du noch mehr?«
Luca schwieg und ich begriff sofort, dass sie niemals einen Namen preisgeben würde, weil sie den- oder diejenige schützen wollte.
Sie umrundete mich. »Tat’s weh?«, fragte sie und blieb vor mir stehen.
»Kann man so s agen.« Ich wollte lieber nicht an diesen Tag in dem Keller des Whitkamp Hauses denken. »Es war wie kaltes Eis, das sich durch meine Adern presste, obwohl sie zu klein und eng dafür waren. Es war aber gleichzeitig genauso wie Feuer, das mich verbrennt, und es gab eine seltsame Schwärze, die mich zu erdrücken schien.«
Luca sah mich wissend an und löste sich das braune Haar aus dem Zopf, um es erneut zu einem Knoten zu drehen. »Ja, so könnte man es beschreiben«, stimmte sie zu.
Nach einiger Zeit beschloss Louisa erneut , auf ein Thema zu kommen, das ihr am Herzen zu liegen schien. Sie sah Lennox an. »Hanna wollte dich finden und retten. Lustig, dass du sie zuerst gerettet hast«, plauderte sie los.
» Sie wollte mich finden?« Lennoxʼ Stimme war samtig und lockend, während er mich nicht aus den Augen ließ. »Hanna war schon immer ein unvernünftiges Mädchen. Sie hätte wissen müssen, dass ich sie zuerst finde.« Er zwinkerte und in mir breitete sich eine angenehme Wärme aus.
»Ihr solltet euch frischmachen. An neue Kleidung kommen wir nicht, aber ihr müsstet versuchen , den groben Dreck und das Blut abzubekommen«, sagte Luca und begann sich mit einem Tuch den Schmutz aus dem Gesicht zu wischen. Louisa folgte mir ins Bad und Lennox ließ uns alleine. Seine Abwesenheit, obwohl ich ihn hören konnte, löste im ersten Moment ein Gefühl des Verlustes aus. Ich ermahnte mich und begann das Waschbecken mit Wasser zu füllen. Louisa stand still neben mir. Sie wirkte geistesabwesend. Ich nahm eines der Handtücher, tauchte es in das warme Wasser und trat auf sie zu.
»Geht es dir gut?« Vorsichtig begann ich ihr den Dreck aus dem Gesicht zu waschen. Dann löste ich ihr Haar und bearbeitete es mit einem Hotelkamm. Ich spürte das Wirrwarr ihrer Gefühle. Eine Mischung aus Benommenheit, Wut und Akzeptanz.
»Es ist okay, denke ich. Ich frage mich nur so vi eles«, sagte sie leise.
Meine
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