Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
an. »Die sind nicht für dich, das sind alles meine Klamotten. Ben hat für dich eingekauft.«
Verwirrt sah ich ihm nach, während er aufstand und mit einer Tüte wieder zu mir zurück kam, die er mir entgegenhielt . »Zwei Bluejeans, zwei schwarze T-Shirts, zwei Pullover, Strümpfe und Unterwäsche.« Jedes Teil kramte er jetzt einzeln heraus, hielt es mir entgegen und sah mich dabei aufmerksam an. Ich zog die Decke bis zum Kinn. Die Unterwäsche war schön, schlicht und schwarz, nicht so aufreizendes Zeug, wie Olive es für sich mitgebracht hatte. Ich verspürte einen Anflug von Dankbarkeit für diese einfachen, praktischen, aber schicken Sachen, die auch noch zu mir passten. Zaghaft lächelte ich ihn an und nahm die Klamotten entgegen. Ein kleines Funkeln trat in seine Augen und er fragte gewitzt: »Soll ich dir helfen?«
Völlig perplex ließ ich diese Worte noch einmal durch meinen Kopf gehen . Sein Blick drang tief in meinen und ich hielt für einige Sekunden den Atem an , bis ich mich von ihm loseiste und nachdrücklich mit dem Kopf schüttelte. Eilig floh ich vor ihm und schluckte trocken. Was hatte er nur an sich?
»Ich meine, ich könnte dir die Kleider abnehmen, damit du aufstehen kannst.« Ich sah zu ihm herüber, sein Lächeln wurde breiter und ich musste nervös blinzeln.
Lennox kam fertig angezogen zurück und bedachte Ben eines eisigen Blickes, bevor er mich aufforderte, ins Bad zu gehen. Ich rollte mich aus dem Bett, angestrengt damit beschäftigt, die Kleider und das Handtuch nicht zu verlieren, und begab ich mich ins Badezimmer.
Pässe
Wir machten uns, in dicke Jacken gehüllt, auf den Weg zu der Adresse, die Magnus uns gegeben hatte. Der Herbstregen trommelte unaufhörlich auf uns hinab und ich verzog angewidert mein Gesicht über die klamme Kälte, die mir bis in die Knochen zu dringen schien.
Als wir in eine gottverlassene Straße einbogen, schauderte ich. Die zweistöckigen Häuser hatten alle schon wesentlich bessere Zeiten erlebt. Alle schmal und leicht windschief, als würden sie sich wegen des prasselnden Regens neigen, erhoben sie sich düster und trostlos in den Himmel. Ihre Farben waren schal und abgeblättert. Einige Gebäude hatten Geschäfte im Erdgeschoss, ein Tattooladen, ein Kiosk und eine schmuddelig aussehende Bar mit schwarz angemalten Fenstern, die unser Ziel sein sollte. Es waren kaum Menschen hier unterwegs. Ein schmierig aussehender Typ in einem langen Ledermantel fiel mir auf, er schlenderte fröhlich pfeifend auf der anderen Straßenseite entlang. Das heitere Pfeifen klang falsch in meinen Ohren, es passte nicht zu diesem Ort und zu diesem Wetter. Lennox legte seinen Arm um meine Taille und schob mich zu der unerfreulich aussehenden Bar. Ich unterdrückte ein Brummen, als wir eintraten. Olivia stöhnte unbeeindruckt ein Mein Gott, hier stinkt es wie im Zoo! hervor. Erschrocken riss ich die Augen auf und schaute vorsichtig zu den Männern an der Bar, um ihre Reaktion auf diese Beleidigung zu erhaschen. Einer drehte sich kurz um und musterte Olive eingehend. So, wie es schien, war er zufrieden mit dem, was er sah, denn es machte sich prompt ein anzügliches Lächeln auf seinem aufgedunsenen Trinkergesicht breit.
»Hallo, meine Schöne ! Setz dich zu uns, ich gebe dir einen aus«, lallte er ihr entgegen. »Von mir kannst du alles haben, was du willst.« Sein Grinsen wurde breiter, seine Stirn glänzte schweißnass und eine Knollnase leuchtete rötlich in seinem aschfahlen Gesicht.
Überheblich setzte Olivia eine kühle Maske auf und lächelte zuckersüß zurück. »Nein, danke, mir ist der Appetit vergangen.« Ihre Mandelaugen blitzten mordlustig auf und der Mann zuckte kurz irritiert zusammen, bevor er sich wieder abwandte. Mit einem pikierten Gesichtsausdruck wandte er sich wieder seinen Saufkumpanen zu.
Es war gerade mal früher Nachmittag, doch diese drei Männer an der Bar hatten sich schon hemmungslos betrunken und verströmten einen Geruchscocktail aus Alkoholdunst und Schweiß, der einem in den Augen brannte. Lennox wandte sich dem mitleiderregenden Menschen zu, der hinter der Bar stand und fragte nach Antony. Missgestimmt wurde er an einen Platz verwiesen, an dem wir warten sollten, bis wir geholt würden.
Wir wurden jedoch nicht abgeholt, sondern Antony kam zu uns an den Tisch und setzte sich mit einem arroganten Mienenspiel, das so gar nicht zu seinem banalen Kleidungsstil passte, zu uns. Lässig hängte er sich auf einen Stuhl und musterte uns
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