Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
rühren, bis die Polizei uns grünes Licht gibt. Also habe ich hier brav herumgestanden und mich zu Tode gelangweilt. Ich fasse deine Frage als das ersehnte grüne Licht auf.«
Diese Argumentation konnte ich nachvollziehen. »Lass mir eine Minute Vorsprung! Ich will mich noch kurz umsehen.« Sie nickte, und ich kehrte in die Bar zurück.
Im Thekenraum sah es aus wie auf einem Schlachtfeld, ähnlich wie Cadogan nach dem Angriff der Formwandler, nur war hier die Inneneinrichtung etwas billiger. Die Cubs-Devotionalien hatten die Schlägerei zum Glück weitgehend unbeschadet überstanden, aber etliche Tische und Stühle lagen als Kleinholz im Raum verteilt. Ich sah mir alles genau an, um vielleicht einen Hinweis zu finden, warum die Vampire ausgerastet waren, aber wenn es solche Hinweise gegeben hatte, dann hatte die Polizei sie sicherlich mitgenommen. Jedenfalls stieß ich auf keinen kleinwüchsigen Mann mit Einladungen zu einem Rave und konnte auch sonst nichts entdecken.
Wenn Celina wirklich ihre Finger im Spiel hatte und für die Massenhysterie unter den Vampiren verantwortlich war, dann hatte sie es diesmal fertiggebracht, uns aus unserer eigenen Bar hinauszuwerfen. Das hätte sie sicherlich sehr genossen. Als ich allein im Raum stand, stellte ich mir vor, wie Celina hinter der Theke auftauchte, einen Haufen Ballons in den Händen hielt und johlend ihren Sieg verkündete.
»Ah, die Macht der eigenen Vorstellungskraft«, murmelte ich und fing an, die umgestürzten Tische wieder aufzustellen. Lindsey betrat hinter mir die Bar, gefolgt von den anderen Vampiren.
»Okay, Jungs und Mädels«, sagte sie. »Lasst uns die Bude wieder in Schuss bringen! An die Arbeit!«
Die Vampire murrten zwar, folgten aber ihren Anweisungen und begannen die Stühle und Tische wieder ordentlich hinzustellen. Colin stöhnte laut, als er seine Bar betrat und sich einen Eindruck vom angerichteten Schaden verschaffte. Er sah mich an. »Findest du bitte raus, was hier läuft?«
»Ich bin schon dran«, versicherte ich ihm. »Und wo wir gerade dabei sind, du musst mir einen Gefallen tun. Kannst du zufällig pfeifen?«
Er steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen höllisch lauten Pfiff aus. Es dauerte nur Sekundenbruchteile, bis ich die Aufmerksamkeit aller Vampire in der Bar hatte.
»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, sagte ich. »Ich gehe jetzt in das Büro da hinten. Wenn also irgendjemand etwas weiß, wäre das der geeignete Zeitpunkt, um mit mir zu sprechen.«
Ich starrte sie an wie ein verärgerter Grundschullehrer und bemerkte, wie einige schuldbewusst zur Seite sahen. Meine Beliebtheit würde sicherlich darunter leiden, aber es musste getan werden. Ich war in erster Linie Hüterin und hatte die heilige Pflicht, für die Sicherheit des Hauses zu sorgen – die Vorsitzende des Party-Ausschusses hatte sich dem unterzuordnen.
Auffordernd sah ich Colin an und streckte ihm eine Hand entgegen, bis er mir den Schlüssel überreichte. Ich nahm ihn entgegen und tigerte damit zum Büro. Nachdem ich die Tür aufgeschlossen hatte, ging ich direkt zu seinem Aktenschrank. Jetzt konnte ich wirklich einen Drink gebrauchen, und ich war mir ziemlich sicher, dass er nichts dagegen hatte, wenn ich einen Schluck aus seinem Flachmann nahm. Ich öffnete die oberste Schublade, zog ihn heraus und schnupperte vorsichtig daran.
Ich rümpfte meine Nase. Seine geheime Mischung roch, als ob er etwas Eingelegtes hinzugefügt hätte. Ich schloss die Augen und nahm einen Schluck.
Es war … eigentlich nicht schlecht. Den Geschmack konnte ich nur schwer beschreiben, aber »eingelegt« kam der Sache noch am nächsten. Das Blut hatte eine süßliche Note, das die bitteren Elemente aufwog, fast wie eine Himbeervinaigrette. Ich wollte aber auf keinen Fall einen Flachmann mit Himbeervinaigrette leeren, also verschloss ich ihn wieder und schwor mir, mindestens noch einen Mallocake zu essen, wenn ich endlich wieder zu Hause war.
Als ich den Aktenschrank wieder verschlossen hatte, sah ich sie im Türrahmen stehen. Ich hatte sie im Haus schon mal bemerkt, aber noch nicht persönlich kennengelernt: eine hübsche Brünette mit langen, gewellten Haaren und einer kurvenreichen Figur.
Sie sah sich im Flur um wie eine Schülerin, die Angst hat, vor dem Lehrerzimmer gesehen zu werden.
»Du kannst gerne die Tür zumachen, wenn du möchtest«, sagte ich zu ihr.
Sie kam herein und machte die Tür zu. »Ich heiße Adriana«, sagte sie. »Ich wohne im zweiten
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