Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
Stock des Hauses.«
»Freut mich, dich kennenzulernen.«
Sie kam direkt zur Sache. »Ich bin eigentlich keine Petze, aber ich bin meinem Haus treu ergeben und Ethan auch.« Das Ausmaß ihrer Loyalität ließ sich gut an ihrem grimmigen Gesichtsausdruck ablesen. »Und wenn jemand Gefahr über uns bringt, wenn jemand das Haus gefährdet, muss man den Mund aufmachen.«
Ich nickte ernst. »Sprich weiter!«
»Ich hab es vor ein paar Wochen zum ersten Mal gesehen. Ich war auf einer Party – ohne Menschen – , und ein Vampir des Hauses Grey hat das Zeug genommen. Zwanzig Minuten später schlug er auf jemanden ein, der angeblich sein Mädel angebaggert hatte.«
Adriana zögerte und schien ihren ganzen Mut zusammenzunehmen. Dann sah sie mir wieder in die Augen. »Und dann habe ich heute Abend das hier auf der Toilette gefunden.« Sie streckte mir eine Faust entgegen und öffnete sie. Auf ihrer Handfläche lag ein kleiner weißer Umschlag, auf dessen Vorderseite ein V eingraviert war. Ich wusste bereits, was er enthalten würde.
Ich schloss die Augen und ärgerte mich über meine eigene Dummheit. Die Drogen waren gar nicht für die Menschen. Sie waren keineswegs dazu gedacht, die Menschen gefügiger zu machen; es hatte sich jedes Mal um die gute, alte Kunst der Verzauberung gehandelt.
Nein, das Zeug war für die Vampire . Es handelte sich nicht um zu viel Magie oder einen Virus oder eine seltsame Form der Massenhysterie, die ihre Gewaltbereitschaft steigerte – sie standen unter dem Einfluss einer Droge, die sie gegen jede Vernunft freiwillig zu sich genommen hatten. Vielleicht senkte es ihre Hemmschwellen; vielleicht erhöhte es ihre Testosteronwerte. Was für chemische Reaktionen die Droge auch hervorrief, sie war der Grund, warum die Vampire auf dem Rave sich wegen ein bisschen Gerempel gleich mit mir hatten prügeln wollen. Der Grund, warum die Vampire in der Bar sich um den Regenbogenalkohol geschlagen hatten … und vielleicht auch der Grund dafür, dass in West Town, wie Bürgermeister Tate glaubte, drei Menschen gestorben waren.
»Danke«, sagte ich, öffnete meine Augen und streckte ihr meine Hand entgegen. Sie übergab mir die Tabletten.
»Auch wenn das kein Trost ist, aber einige von uns langweilt die Unsterblichkeit«, sagte Adriana. »Daher tun sie Dinge – probieren Sachen aus – , von denen sie normalerweise besser die Finger lassen sollten. Aber jetzt wird dieses Zeug in der Temple Bar verteilt, und ich möchte nicht, dass es unser Haus erreicht.«
»Das ist eine sehr gute Einstellung. Hast du jemals den Verkäufer getroffen?«, fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf. »Die Dinger werden von Vampir zu Vampir weitergereicht. Man kommt nur in direkten Kontakt mit dem Verkäufer, wenn man sich das Zeug gezielt besorgen will, und zu den Leuten gehöre ich nicht.«
Wieder eine Sackgasse, aber immerhin konnte ich mir nun mehr zusammenreimen. Jemand verkaufte den Vampiren Cadogans V . Jemand anders – oder vielleicht dieselbe Person – besorgte Menschen für die Raves.
Wer immer dahintersteckte wusste genau, dass aus diesen beiden Elementen eine explosive Mischung entstand.
»Danke, dass du mir das mitgeteilt hast. Ich werde Ethan über das V Bescheid geben, damit wir dem Schrecken ein Ende setzen können, aber ich werde ihm meine Quelle nicht verraten.«
Ihre Erleichterung war ihr anzusehen, aber sie straffte sofort wieder die Schultern. »Du musst es herausfinden«, sagte sie. »Du musst herausfinden, wer dafür verantwortlich ist und uns in Schwierigkeiten bringt.«
»Das habe ich vor«, sagte ich.
Als ich in den Thekenraum zurückkehrte, standen die meisten Tische und Stühle wieder ordentlich auf ihren Plätzen. Christine fegte Scherben zusammen, und eine andere Novizin unseres Jahrgangs sammelte sie in einem Eimer ein. Colin stand hinter der Theke, wischte den verschütteten Alkohol auf und entsorgte zerbrochene Bierflaschen.
Die Blicke der Vampire richteten sich auf mich, als ich den Raum betrat. Sie fragten sich vermutlich, was ich jetzt wusste – und in wie viel Schwierigkeiten sie dadurch steckten.
Das war eine durchaus angemessene Frage, denn in diesem Augenblick war ich stinksauer . Ich hätte für solche Schlägereien vielleicht Verständnis gehabt, als ich noch glaubte, dass es sich um eine Art Massenhysterie handelte. Aber das hier hatten sie selbst über sich gebracht, über mich, über Ethan und das Haus. Der ganze Ärger – die Polizei, die Schlagzeilen, die wir jetzt
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