Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
nichts.
Scott Greys Vampire arbeiteten im Schichtdienst, um die Folgen der Verwüstungen zu lindern. Er hatte im Lichthof des Hauses Unfallstationen und Essensausgaben für all jene Vampire einrichten lassen, die in der Nähe waren und eine Pause brauchten. Er ermöglichte es mir auch, ungestört Catcher anzurufen.
»Wie sieht’s bei euch im Norden aus?«, fragte er.
»Ziemlich schlimm«, gab ich zu und schilderte ihm die Lage … und die Magie. »Es sieht aus, als ob Claudia recht gehabt hätte und wir es mit Elementarmagie zu tun haben. Wasser. Luft …«
»Und jetzt Erde«, beendete Catcher den Satz für mich.
»Ja. Diesmal habe ich nichts bemerkt, was auf Tate hingewiesen hätte, aber seine Magie-im-Ungleichgewicht-Theorie klingt immer einleuchtender. Wenn er also recht hat, dann muss jemand das Maleficium haben. Ich will mit Simon reden.«
»Und wie lautet dein Vorschlag, das Rumgezicke des Ordens zu umgehen?«
»Vielleicht könntest du ihnen gegenüber erwähnen, dass die Welt gerade unterzugehen scheint? Sag ihnen, dass unserer Meinung nach das Maleficium in irgendeiner Form verwendet wird! Sag meinem Großvater, dass er sie anrufen soll, und erzähle ihnen vom ehemaligen Bürgermeister, der nicht nur ein uraltes magisches Wesen sein könnte, sondern auch eins, das gerade dabei ist, ein neues Zeitalter der Dunkelheit heraufzubeschwören! Sag ihnen, was immer du willst, aber sorg dafür, dass sie es kapieren!«
Er brummte irgendwas von Frauen und Hormonen, aber als er auflegte, war ich davon überzeugt, dass ich mich klar ausgedrückt hatte.
Jonah sah bei mir vorbei. »Irgendwas herausgefunden?«
»Dass mich diese gottverdammten Bürokraten diese Woche in den Wahnsinn treiben. Catcher macht mir Stress, weil er ein Treffen mit Simon arrangieren soll.«
»Wir könnten es ja noch mal bei Tate versuchen.«
Das wollte ich eigentlich nicht, aber mir gingen langsam die Ideen aus.
Die nächsten Minuten verbrachte ich damit, Kelley und Malik auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen. Als ich gerade aufgelegt hatte, erhielt ich eine SMS : SIMON . IN EINER STUNDE . JENKINS GROSSHANDEL .
»Jenkins Großhandel?«, fragte mich Jonah, als ich ihm die Nachricht zeigte. »Was ist das?«
»Keine Ahnung«, war meine Antwort, und ich steckte mir das Handy in die Tasche. »Aber wir werden es herausfinden.«
Jenkins Großhandel erwies sich als Eisenwarenhandlung in der Nähe von Hyde Park. Bevor wir ihn betraten, standen wir eine Sekunde vor dem Gebäude, um den Laden zu bestaunen. Es war ein echter Tante-Emma-Laden mit einem Namensschild in altmodischen roten, kursiven Buchstaben über dem Eingang. Auf dem Parkplatz standen nicht viele Autos, aber da die Lichter noch an waren, betraten wir das Geschäft.
Es roch wie in den meisten Eisenwarenhandlungen – nach Plastik und Farbe und Holz. Ein älterer weißhaariger Herr mit einer eckigen Brille räumte den Bereich neben der Kasse auf und nickte uns zu, als wir hereinkamen.
Wir lächelten ihm kurz zu und betraten einen Gang, der alles bereithielt, was man bei kalter Witterung in Chicago benötigte: Schaufeln, Streumittel, Handschuhe und Schneefräsen.
Simon war nirgendwo zu sehen, aber es gab eine schwache magische Spur im Laden. Ich winkte Jonah zu und folgte ihr wie ein Bluthund.
Wir entdeckten Simon und Mallory in einem Gang mit kleineren Werkzeugen – Hämmern, Schraubendrehern, solchen Sachen. Sie legten einiges davon in ihren Korb. Jonah und ich wechselten einen kurzen Blick und gingen dann auf sie zu.
Simon sah auf, als wir uns ihnen näherten. Er trug ein Polohemd und Jeans und wirkte völlig harmlos. Es war aber nicht zu übersehen, dass er besorgt war. Machte er sich Sorgen wegen der Verwüstungen – oder weil wir ihn erwischt hatten?
Auch Mallory sah ziemlich mitgenommen aus. Offenbar forderten die Prüfungen einen hohen Tribut von ihr. Sie wirkte müde, und es schien noch weniger von ihr als sonst in ihrem T-Shirt und ihrer Jeans zu stecken. Ich hatte während meiner Prüfungen immer zugenommen – zu viele Pizzas mitten in der Nacht, zu viele Eispausen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, aber dann verschränkte sie die Arme, um ihre Hände zu verstecken. Sie wich meinem Blick fast die ganze Zeit aus.
Ich war innerlich sehr aufgewühlt. Vielleicht wusste Simon etwas über das Maleficium – und sie konnte nicht vor ihm fliehen, um uns davon zu berichten.
»Wie schlimm ist es da draußen?«, fragte Simon.
»Ziemlich schlimm«, sagte ich.
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