Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
der Schlüssel zum Maleficium war, hatte ich es nicht einmal geschafft, ihn zu treffen.
Das musste sich sofort ändern.
Ich musste mir einen Augenblick der Ruhe gönnen und ging daher die Straße so lange entlang, bis die Geräusche und die Gerüche der neuen, feuchten Erde hinter mir zurückblieben.
Ich erreichte die Absperrungen, die das Chicago Police Department am Rand der Zerstörung errichtet hatte, und bedauerte es sehr, dass mein Großvater bei diesen Geschehnissen nicht mehr in amtlicher Funktion auftauchen konnte. Während ich noch darüber nachdachte, stutzte ich.
Nur wenige Meter hinter den Absperrungen stand mein Vater auf dem Bürgersteig. Ich erkannte ihn unter einer Straßenlaterne; er trug Anzugshose, Anzugshemd und eine Windjacke mit MERIT - PROPERTIES -Aufdruck. Er beaufsichtigte zwei Männer, die in Plastik verpackte Wasserflaschen auf dem Bürgersteig abluden. Eine Frau, die ich als eine der Sekretärinnen aus dem Büro meines Vaters erkannte, verteilte sie.
Ich ging zu ihnen hinüber und wartete, bis die Angestellten meinen Vater allein gelassen hatten. »Was machst du hier?«
»Dienst an der Öffentlichkeit«, sagte er. »Das Büro liegt die Straße hoch, und wir hatten den Lkw zufälligerweise für eine Konferenz in einem Gebäude in Naperville beladen. Wir kamen zu dem Entschluss, dass er hier sinnvoller eingesetzt werden könnte, und machten uns schnellstens auf den Weg.«
Das mochte durchaus seine Richtigkeit haben, aber ich bezweifelte stark, dass er es wirklich aus den genannten Gründen getan hatte. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Vater nur das Schlimmste in mir hervorbrachte. Alles, was mit meiner Familie zu tun hatte, war mir immer fremd geblieben, und die Geschichte mit Ethan hatte die Situation nicht verbessert. Mein Vater glaubte, er hätte mir damit einen Gefallen getan – indem er mir eine Unsterblichkeit zu verschaffen suchte, um die ich nicht gebeten hatte –, aber das machte es nicht weniger zu einem Bruch mit allem, was mir heilig war.
Er deutete hinter mich, und ich sah mich um. Verstaubte und leicht verletzte Frauen und Männer standen auf dem Bürgersteig oder hatten sich auf die Bordsteine gesetzt, um in Ruhe einen Schluck Wasser trinken zu können.
»Das war eine gute Idee«, sagte ich. »Aber Brücken, die man vor langer Zeit hinter sich abgebrochen hat, kann man nicht einfach wieder errichten.«
Er schnitt mit einem Teppichmesser durch die Plastikverpackung weiterer Wasserflaschen und reichte mir eine. »Das ist der Unterschied zwischen dir und mir: Ich weigere mich zu glauben, dass diese Brücken abgebrochen wurden. Jeder Tag bietet ungeahnte Möglichkeiten.«
Ich nahm die Flasche entgegen, was in meinen Augen einen zusätzlichen Dank unnötig machte. Ich überquerte die Straße und setzte mich auf den Bordstein, denn meine Muskeln schmerzten nach all den Anstrengungen.
Ich hatte gerade einen Schluck genommen, als sich Jonah zu mir gesellte. Er sah genauso dreckig aus wie ich; Schlamm und Erde hatten ihre Spuren auf Jeans und T-Shirt hinterlassen.
»Alles in Ordnung in Haus Grey?«, fragte ich.
»Ja. So weit ist das Ganze zum Glück nicht vorgedrungen.« Er ließ seinen Blick über die Straße schweifen und kniff die Augen zusammen, als er den Lkw entdeckte. »Ist dein Vater plötzlich mildtätig geworden?«
»Nicht ohne Hintergedanken. Soll ich dir was sagen?«
Ich reichte Jonah meine Flasche, und er nahm einen großen Schluck. »Was denn?«
»Sei bloß nicht überrascht, wenn Mitglieder meiner Familie mir in den Rücken fallen, während du damit beschäftigt bist, mir Rückendeckung zu geben.«
»Dafür sind Partner ja da«, betonte er. »Na ja, und natürlich auch, um dir den Arsch zu retten, wenn die Situation brenzlig wird.« Er deutete in Richtung einiger Menschen auf der anderen Straßenseite, die uns schräg ansahen. Vielleicht hatten sie uns als Vampire erkannt, vielleicht aber auch nicht. Sie waren auf jeden Fall über die Zerstörungen in ihrem Viertel nicht begeistert, und es sah so aus, als ob sie nach einem Sündenbock suchten.
»Wir gehen zu Haus Grey«, sagte er und legte eine Hand auf meinen Ellbogen, um mir aufzuhelfen. »Wir sammeln uns dort, machen einen Plan und dann werden wir das hier endlich klären.«
»Glaubst du wirklich, dass es so einfach ist?«
»Überhaupt nicht«, sagte er. »Aber so lautet Regel Nummer eins bei der Roten Garde: Mach erst mal einen Plan.«
Ein Plan war vermutlich besser als gar
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