Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
nahm, sie bewusstlos zu schlagen, aber ich würde ganz bestimmt nicht mein Augenlicht riskieren, bloß weil sich einige Flussnymphen wieder mal prügelten.
Ich hatte es gerade geschafft, das Kleid der Rothaarigen zu packen, als ein Stiletto mich an der Schläfe traf. Ich fluchte laut und ging mitten im Kampf in die Knie, weil der plötzliche Schmerz fast unerträglich war. Ich berührte die Stelle vorsichtig mit meinen Fingerspitzen, und als ich sie wieder wegnahm, waren sie blutverschmiert.
Zu meinem Pech war ich nicht die einzige Person, die blutete. Die Nymphen fügten sich jetzt mit ihren French Nails und extrem teuren Stilettos Schnitte zu, und mit jedem Schnitt erfüllte der Geruch frischen Bluts die Luft, mit einem Hauch von Zimt und jeder Menge Magie. Da ich noch eine sehr junge Vampirin war und mich deswegen kaum unter Kontrolle hatte, spürte ich, wie sich meine Fangzähne senkten, und vermutete, dass meine Augen, die normalerweise blau waren, silbern anliefen.
Ich überlegte gerade, ob ich mich kriechend in Sicherheit bringen oder aufstehen und versuchen sollte, dieses keifende Knäuel doch noch aufzulösen, als ein lauter Pfeifton ertönte.
Der Kampf wurde sofort eingestellt. Die Nymphen ließen voneinander ab und drehten sich in Richtung des Geräuschs.
Jeff Christopher schritt wie James Bond, cool und mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein, in die Menge, und die Aufmerksamkeit jeder einzelnen Frau war auf ihn gerichtet.
Ich war mir nicht sicher, ob es daran lag, dass er ein Formwandler oder einfach nur Jeff war, aber ich erlebte bereits zum zweiten Mal, wie er sich die Nymphen gefügig machte, und es war auch diesmal mehr als beeindruckend. Jeff verbrachte einen großen Teil seiner Zeit damit, Catchers jungen, schlaksigen und computerversessenen Assistenten zu spielen, aber es gab keinen Zweifel daran, dass aus dem Jungen noch was werden würde.
Jeff streckte mir die Hand entgegen, um mir auf die Füße zu helfen, und ich zuckte schmerzerfüllt zusammen. Ich musste einen ordentlichen Schnitt abbekommen haben. »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte er.
»Das wird schon wieder«, sagte ich und wischte mir mit dem Handrücken über den dünnen Blutfaden, der an meiner Wange herunterlief. »Sie haben sich gemeinsam auf die Rothaarige gestürzt. Ich habe mich eingemischt, um sie da rauszuholen, und dann brach der Dritte Weltkrieg aus. Ich übergebe das hier vertrauensvoll in deine Hände.«
»Schon dich erst mal«, sagte er. Seine Stimme klang eine ganze Oktave tiefer, in Vorbereitung auf seine Rolle als Macho-Friedensstifter. »Ich übernehme das ab hier.«
Ich war mehr als einverstanden damit, diese Sache los zu sein, und brachte mich in Sicherheit. Als ich Jonah erreichte, drückte er mir ein Baumwolltaschentuch auf die Stirn. Zu keinem Zeitpunkt ließ ich dabei Jeff und die Nymphen aus den Augen, denn ich würde mir auf keinen Fall entgehen lassen, wie er bei den Damen seine magischen Kräfte zum Einsatz brachte.
Ich war nicht die Einzige, die daran Interesse zeigte. Catcher kam mit meinem Großvater über den Rasen …
Mein Großvater trug seine typisch großväterliche Kleidung: Baumwollhose und Karohemd unter einer bequemen Jacke mit Gummizügen an Hüfte und Ärmeln. Als er mich entdeckte, legte sich sein Gesicht in sorgenvolle Falten, aber ich winkte nur ab.
»Alles in Ordnung bei dir?«, fragte er.
»Jetzt ja, denn der Ritter in seiner strahlenden Rüstung ist endlich da.« Ich deutete auf Jeff, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und jede einzelne Nymphe der Reihe nach böse anfunkelte. Sie machten einen zerknitterten und bekümmerten Eindruck – als ob es ihnen nicht nur peinlich wäre, dass er sie dabei ertappt hatte, wie sie sich miteinander prügelten, sondern dass sie für ihn nicht perfekt aussahen. Einige versuchten ihre Haare in Ordnung zu bringen und die Kleider zurechtzuzupfen, offensichtlich nichts ahnend, dass Jeff sich Hals über Kopf in Fallon verliebt hatte – eine selbstbewusste Formwandlerin mit außergewöhnlichen Fähigkeiten.
»Wie oft muss ich dir noch sagen, ihnen nicht zu nahe zu kommen?«
Ich sah zu Catcher hinüber, der mich gleichzeitig amüsiert und verärgert ansah, und streckte ihm die Zunge heraus. »Ich habe versucht zu helfen. Sie haben sich alle auf eine gestürzt. Ich habe einen Schlag gegen den Kopf bekommen.«
»Von einem Stiletto«, warf Jonah hilfreich ein. »Sie wurde von einem Stiletto am Kopf getroffen.«
Ich lächelte leicht
Weitere Kostenlose Bücher