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Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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meinem Traum. Ich stand auf dem John Hancock Center in Chicago, und ein böiger Wind pfiff mir um die Ohren. Am Himmel hing ein großer gelber Mond, so niedrig über dem Horizont, dass es schien, er sei zu schwer, um höher zu wandern.
    Ethan stand in seinem schwarzen Armani-Anzug direkt neben mir und hatte seine goldenen Haare im Nacken zusammengebunden. Seine grünen Augen funkelten. »Schau«, sagte er, »er verschwindet.«
    Ich sah in die Richtung, in die er deutete. Der Mond stand nun höher am Himmel, war kleiner und weiß geworden, und sein Rand hatte sich dunkel verfärbt.
    »Eine Mondfinsternis«, sagte ich und sah zu, wie der Schatten der Erde über das Antlitz des Mondes wanderte. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Dunkelheit«, sagte Ethan. »Chaos. Zerstörung.« Er sah mich wieder an und drückte meine Hand so fest, dass es schmerzte. »Die Welt verändert sich. Ich weiß nicht, wie. Ich weiß nicht, warum. Ich fühle mich immer noch … als ob ich mich auflöste. Du musst den Grund dafür finden.«
    Ich ignorierte seine Besorgnis und schenkte ihm ein Lächeln. »Das hat nichts zu bedeuten. Es ist nur eine Finsternis. So was passiert andauernd.« Aber als ich den Mond wieder ansah, verschwand er nicht mehr hinter einem kreisförmigen Schatten. Der Kreis hatte seine Gestalt verändert, und an seinem Rand waren nun Umrisse zu erkennen, die eher an Tentakel erinnerten als an die sanfte Rundung unserer Erde. Sie schlängelten sich über den Mond wie ein Monstrum, das ihn gierig zu verschlingen drohte.
    Panik erfasste mich, und ich drückte Ethans Hand so fest, wie er zuvor meine gedrückt hatte. »Ist das das Ende der Welt?«, fragte ich ihn und konnte meinen Blick nicht von den umhertänzelnden Schatten lösen.
    Dass er mir die Antwort schuldig blieb, war mir kein Trost.
    Hand in Hand sahen wir zu, wie der Mond unter diesem monströsen Schatten verschwand, und als es geschehen war, kam ein eiskalter Wind auf. Es wurde schlagartig kühler.
    »Du musst es aufhalten«, sagte er in die Stille.
    »Ich weiß nicht, wie.«
    »Dann musst du jemanden finden, der es kann.«
    Ich sah ihn an, wie er neben mir stand, und seine Haare wehten im Wind. Mit jedem Moment wurde der Wind stärker, und ich musste zusehen, wie er hinter dem Schatten des Monsters verschwand, bis nichts mehr von ihm übrig war.
    Bis ich in der eisigen Kälte allein unter einem leeren Himmel stand.
    Außer dem Heulen des Windes war nichts zu hören, aber dann schrie er meinen Namen.
    »Merit!«
    Ich riss die Augen auf. Ich lag noch im Bett, in meinem kühlen Zimmer, aber unter meinen Decken war es warm.
    Ich drückte mir ein Kissen aufs Gesicht und schrie hinein. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Diese Träume, diese ständigen Enttäuschungen machten mich fertig.
    Ich hatte es schon immer für besser gehalten, den Verband einfach abzureißen und mich dem Schmerz zu stellen, anstelle tausend Tode durch ständige Nadelstiche zu erleiden. Diese Träume waren für mich durch Tausende von Erinnerungen eine ständige Qual: seine grünen Augen zu sehen, sein Gesicht, und dabei zu wissen, dass der Ethan in meinen Träumen nur eine schlechte Kopie des Mannes war, den ich gekannt hatte.
    Vielleicht brauchte ich einfach nur mehr Schlaf. Mehr Gemüse. Mehr Sport. Vielleicht brauchte ich mehr Mallory und weniger Vampire, mehr Wicker Park und weniger Hyde Park.
    Was auch immer, ich musste etwas ändern. Ich schlug die Decken zurück, sprang aus dem Bett und zog mir ein langärmeliges Shirt und eine Yogahose an. Nachdem ich mir die Haare zu einem hoch sitzenden Zopf gebunden hatte, ging ich nach unten, um mir eine möglichst lange und anstrengende Trainingseinheit zu verpassen. Ich hatte die Hoffnung, dass meine Trauer das Training nicht überstehen würde.
    Die Vampire blickten auf eine lange Geschichte der Kampfkunst zurück, die Schwertkampfkünste mit effektiven Angriffs- und Verteidigungstechniken verband. Diese Kenntnisse vertieften wir im Sparringsraum des Hauses, einem riesigen Zimmer im Untergeschoss, das so eingerichtet war, dass jede Kampfsportart ausgeführt werden konnte. An den vertäfelten Wänden hingen alte Waffen, und der Fußboden war mit Tatamimatten ausgelegt.
    Ich kickte die Flipflops weg, die ich für den Weg ins Untergeschoss angezogen hatte, und trat auf die Matten. In dem riesigen Raum war es still, und es fühlte sich merkwürdig an, allein in seiner Mitte zu stehen. Mit Ethan hatte ich auch meinen Trainingspartner verloren, und

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