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Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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mit Catcher hatte ich nicht mehr trainiert, seit Ethan diese Aufgabe vor einiger Zeit übernommen hatte. Gelegentlich schaffte ich es zu einigen Übungen mit den Wachen des Hauses, aber wir waren so unterbesetzt, dass sich die Möglichkeit für ein langes Training nur selten ergab.
    Ich kam auch schnell zu dem Schluss, dass Stille heute Nacht das Beste war. In einer Ecke stand eine Anlage, und ich durchsuchte die verschiedenen Radiokanäle, bis ich etwas wütend Klingendes, Alternatives fand (mit freundlicher Unterstützung von Rage Against the Machine) und ordentlich aufdrehte. Dann kehrte ich in die Mitte der Matten zurück, lockerte meine Schultern, schloss die Augen und machte mich an die Arbeit.
    Die Bausteine unserer Kampfkünste waren die Katas, kurze Kombinationen aus Schlägen, Stößen, Tritten und dergleichen. Setzte man all das zusammen, dann bekam man eine ziemlich bedrohlich wirkende Darstellung unserer Fähigkeiten. Während die Musik laut hinter mir dröhnte, nutzte ich die Stöße, Drehungen und Überschläge dazu, um meine Trauer zu vergessen.
    Ein solches Fitnesstraining war eine schwierige Angelegenheit. An manchen Tagen ging es leichter von der Hand als an anderen. An manchen Tagen fühlte man sich leicht wie eine Feder; an anderen Tagen waren die Füße schwer wie Blei. Heute lag es irgendwo dazwischen. Es fühlte sich gut an, sich zu bewegen, aber ich konnte spüren, wie der quälende Blutdurst danach verlangte, gestillt zu werden. Ich biss die Zähne zusammen. Eine Hüterin, die nicht gut in Form war, würde niemandem helfen. Wenn man bedachte, in welche Schwierigkeiten ich mich schon gebracht hatte, musste ich dafür sorgen, dass meine Muskeln und meine Fähigkeiten optimal trainiert waren.
    Nach etwa zwanzig Minuten öffnete sich die Tür, und Luc kam herein. Ich wischte mir meine verschwitzten Haare aus dem Gesicht.
    »Hab die Musik auf dem Flur gehört«, sagte er. »Zeit für ein Training gefunden?«
    Als ich nickte, trat Luc an den Mattenrand heran und sah auf die Tatamis hinab. »Dass er nicht mehr da ist, spüre ich in manchen Nächten mehr als in anderen.«
    Der Kummer in seiner Stimme trieb mir die Tränen in die Augen. Ich sah zur Seite, um nicht weinen zu müssen, denn in meinem Schmerz fühlte ich wie er.
    »In manchen Nächten fühlt sich die gesamte Welt falsch an, weil er nicht mehr da ist«, pflichtete ich ihm bei.
    Luc verschränkte die Arme vor der Brust, sah sich im Raum um und betrachtete die Gegenstände an den Wänden. Er nickte in Richtung eines Schilds, auf dem Eicheln zu sehen waren.
    »Als Ethan in Schweden gelebt hat, war das seins.«
    Vor mehr als vierhundert Jahren war Ethan ein schwedischer Soldat gewesen, der in einer fürchterlichen Schlacht zum Vampir verwandelt worden war.
    »Familienwappen?«
    Luc nickte. »Ich glaube, ja. Er war ein verdammt guter Soldat, zumindest bis ihn der Sensenmann geholt hat. Zwei Leben anstelle von neun, so scheint’s.« Er lachte freudlos und sah dann zu Boden, als ob er sich dafür schämte, einen Witz gemacht zu haben. »Nun, ich lass dich dann mal wieder allein.«
    »Wir vermissen ihn alle.« Mehr konnte ich nicht sagen.
    Er sah mich wieder an. »Ich weiß, Hüterin.« Er drehte sich um und verließ den Raum. Ich stand in der Mitte der Tatamimatten und tauchte erneut in die Musik ein. Es war mir nicht einmal vergönnt, meiner Trauer für wenige Minuten zu entgehen.
    Ein abgeschlossenes Training, eine heiße Dusche und einen viel zu klein geratenen Getränkekarton Blutgruppe A später entschloss ich mich, auf andere Weise aus meinem Trott herauszukommen, und zwar, indem ich mich auf jemand anders konzentrierte. In diesem Fall schien Mallory – die sich jetzt mitten in den Prüfungen befand – eine ziemlich gute Wahl zu sein.
    Nachdem ich mich umgezogen hatte, fuhr ich zu einem kleinen, aber feinen Feinkostladen in einem Geschäftsviertel in Hyde Park und packte eine braune Papiertüte mit Griff bis zum Rand mit netten Dingen voll. Einer hübschen Kerze. Einer Tasse, auf die ein M graviert war. Einer Nussmischung und getrockneten Früchten. Einer Flasche Wasser und mehreren Schokoriegeln.
    Zugegeben, die Schokolade war unnötig – ich hatte Mallory eine ganze Küchenschublade voll mit schokoladigen Leckereien hinterlassen, als ich aus ihrem Brownstone ausgezogen war. Es schien mir recht unwahrscheinlich, dass sie sie schon geleert hatte. Aber die hier, die war mit Frühstücksspeck. Ihr habt richtig gehört, Leute:

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