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Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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arglistig. Vielleicht hatten sie ihr abgeraten, die Tür zu öffnen. Vielleicht schützten sie sie vor dem, was draußen geschah, ähnlich wie bei Rapunzel in ihrem Turm.
    »Mylady«, sagte Jonah, »bei allem gebotenen Respekt muss ich Euch bitten, nach draußen zu schauen und die Welt mit Euren eigenen Augen zu sehen. Der Himmel ist nicht normal, und wir wissen nicht, warum.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde lag Unentschlossenheit in ihrem Blick – nur ganz kurz, aber sie war dennoch da. Sie stellte sich offensichtlich die Frage, ob sie einem Vampir recht geben und selbst töricht wirken sollte oder ob sie seiner Bitte nicht stattgeben und es später selbst herausfinden sollte.
    »So einfach ist das nicht«, sagte sie. »Ich kann nicht nach draußen sehen. Die Regeln der Welt gelten hier nicht, nicht für mich.«
    »Welche Regeln?«, fragte ich.
    Sie warf mir einen verächtlichen Blick zu. »Ich lebe seit ewigen Zeiten, mein Kind. Ich habe mehr Zeitalter gesehen, als du dir vorstellen kannst. Und dennoch sind wir kein unsterbliches Volk. Ich überlebe in meinem Turm, weil ich hier beschützt werde.«
    Fast wie in Das Bildnis des Dorian Gray , dachte ich. Das erklärte, warum sie das mit dem Himmel nicht wusste.
    »Nichtsdestotrotz«, sagte sie, »habe ich Gefährten, die mich über die Dinge informieren, derer ich gewahr sein sollte.« Sie warf den Wachen einen bösen Blick zu, ging durch den Raum und blieb vor einem weiteren Tisch stehen.
    Sie nahm eine Glaskugel von der Größe einer Grapefruit hoch und hielt sie auf Brusthöhe vor sich. Dann schloss sie die Augen und begann leise Worte zu murmeln. Ich hatte die Sprache noch nie zuvor gehört, aber der Raum füllte sich erneut mit Magie, der Magie uralter Bücher und antiker Wandteppiche.
    Langsam löste sie ihre Hände, und die Kugel schwebte in der Luft vor ihr, während sie sich um eine unsichtbare Achse drehte. Sie öffnete die Augen und sah zu, wie die Kugel ihre Kreise vollzog. Was immer sie auch erblickte, schien ihr nicht zu gefallen.
    Ihre Augen wurden groß, und sie stieß einen Schrei aus, der dem einer Banshee glich. Dadurch wurde der Zauberspruch gebrochen, und die Kugel fiel zu Boden, wo sie in tausend Stücke zersprang.
    »Der Himmel blutet!«, sagte sie und drehte den Kopf blitzschnell herum, um ihre Wachen anzusehen. Ihre rotblonden Haare umrahmten ein Gesicht, dessen Augen einen todverheißenden Blick angenommen hatten. Ihre Wachen wichen ängstlich zurück.
    »Ich habe es gesehen«, sagte sie. »Ich habe den blutenden Himmel gesehen, das dunkle Wasser. Die Stadt trieft nur so vor Elementarmagie, und ihr habt gedacht, ihr müsstet mir das nicht mitteilen?«
    Die Wachen sahen einander an. »Mylady«, sagte die Frau leise, »wir haben es gerade erst herausgefunden und wollten Euch nicht damit belästigen.«
    »Ihr wolltet mich nicht belästigen? Wir sind das Himmelsvolk. Wir sind die Herrscher über Sonne und Mond. Ihr wart der Meinung, ich sollte nicht darüber informiert werden?«
    Mir wurde wieder flau im Magen, und das lag nicht an der sich verbreitenden Magie im Raum. Wir hatten zum dritten Mal versucht, das übernatürliche Rätsel zu lösen, und waren keinen Schritt weitergekommen. Nicht nur, dass die Feen den Himmel nicht verändert hatten, ihre Königin hatte nicht einmal davon gewusst.
    »Mylady«, sagte der Mann, aber Claudia hob eine Hand. Sie schloss die Augen, und ein gequälter Ausdruck lag auf ihrem Gesicht.
    »Hebt sie den Zauber auf?«, flüsterte ich, während in mir die Hoffnung keimte.
    Jonah schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
    Wenige Sekunden später öffnete sie die Augen wieder.
    »Es gab eine Zeit, da wanderten die Feen umher«, sagte Claudia. »Bevor die Magie verboten wurde. Als die Welt noch grün war. Jetzt ist die Welt nicht mehr grün, und ich bin an diesen Turm gebunden. Die Zeit ist längst vergangen, und die Feen erinnern sich kaum noch daran, wie die grüne Welt einst ausgesehen hat. Sie lassen sich ebenso in die unbedeutenden, menschlichen Schicksale verwickeln. Sie glauben zu wissen, wie sie überleben können. Muss ich mir dies nicht selbst vorwerfen? Hier dreht sich die Welt nur langsam, und gelegentlich vergesse ich die Gräser und Felder.«
    Ohne Umschweife durchquerte sie den Raum bis zu den Wachen, und der durchscheinende Stoff strich bei jedem Schritt hörbar über die Steine. Als sie die erste Wache erreichte, den Mann, nahm sie sein Katana und ließ es so schnell durch die Luft zischen, dass

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