Chicagoland Vampires
Wesen. Ich bezweifle, dass sie sich ohne Gegenwehr in Gefangenschaft begaben.«
»Warum erzählt Ihr mir das jetzt?«
»Bei Tagesanbruch rief ich ihn in meinen Turm. Jahrhunderte waren vergangen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er ist so gut aussehend. So mächtig. Selbst seine Schwingen – so besudelt sie auch sind – konnten mich nicht abbringen. Ich wollte mich ihm hingeben.« Sie sah mich zornentbrannt an, und ihre Wut ließ Magie um uns herumwirbeln. »Ich gab ihm alles. Jetzt endlich ist er seiner Gefangenschaft entkommen, und wie hat er mir meine Gunst vergolten? Er hat mein Opfer zurückgewiesen. Er hat mich zurückgewiesen.«
Sie mochte die Feenkönigin und Hunderte Jahre alt sein, aber die Niedergeschlagenheit in ihrem Gesicht war dieselbe, die jede zurückgewiesene Frau im Lauf der Geschichte empfunden hatte. Es war egal, welchem Volk wir angehörten, ob nun Menschen oder Übernatürlichen, wir alle durchlebten dieselben Gefühle.
»Wie halten wir ihn auf?«
Entschlossenheit zeichnete sich nun auf ihren Gesichtszügen ab, und sie erschien mir wie eine moderne Boudicca, die ihre Truppen in die Schlacht führte. »Du bestimmst die Bedingungen für den Kampf. Nur so kann man seinesgleichen vernichten.«
»Wie tue ich das?«
»Beschwöre ihn. Jeder Dämon hat ein Sigill – ein Symbol –, einen geheimen Namen, der ihn ausmacht. Wenn du dieses Sigill korrekt aufzeichnest, muss Dominik erscheinen.« Sie griff in die Tasche ihres Umhangs, zog etwas hervor und reichte es mir.
Es handelte sich um eine kreisrunde Holzscheibe mit einem Durchmesser von etwa fünf Zentimetern. Darauf war ein Symbol eingebrannt – ein Dreieck, in dem kleinere Figuren zu erkennen waren. »Das ist sein Sigill?«
Sie nickte. »Sein Bruder wird wissen, wie es zur Beschwörung genutzt werden kann. Wenn er erscheint, brauchst du nur noch ein Schwert.«
Das besaß ich auf jeden Fall. Ich verstaute das Sigill in meiner Tasche. »Vielen Dank, Claudia.«
Sie nickte, machte einen Schritt und stürzte fast. Ich griff nach ihrem Arm, um sie zu stützen, und erhaschte einen Hauch ihrer blumigen Duftnote. Doch darunter lag ein feiner, unmerklicher Geruch, geradezu unerträglich süß. Fäulnis , dachte ich. Weil sie hier war, befand sie sich im Sterben; sie hatte ihr sicheres Zuhause hinter sich gelassen.
Deswegen hatte sie sich mit mir hier treffen wollen. Sie wollte mich wissen lassen – mir verständlich machen –, was sie für ihn aufgegeben hatte. Ihre gesamte Freiheit, und das alles nur für die Chance, dass er die Erschaffung des Maleficium überlebte und sich seiner Fesseln entledigen konnte.
Das hatte er, und obwohl dieser Sieg nur durch Claudias Hilfe möglich geworden war, hatte er sie zurückgewiesen.
»Ich werde ihn seiner Strafe zuführen«, sagte ich und versuchte es mit Worten, die von ihr hätten stammen können. »Ich werde dafür sorgen, dass Eure Gunst nicht umsonst gewesen ist.«
»So sei es«, sagte sie, ging zu einem der Steinsitze und nahm Platz. Der Stoff ihres Kleids und ihres Umhangs umhüllte ihre schlanke Gestalt, und hinter ihr ging der Mond auf.
Ich ging schweigend zum Wagen zurück, und die Feen fuhren mich schweigend zum Haus.
Als sich die Wagentür öffnete, sprang ich heraus und rannte ins Haus. Ich fand Ethan und Malik in Ethans Büro.
Er sprang sofort auf, als ich hereinkam. »Gott sei Dank.«
»Alles okay. Sie haben die Wahrheit gesagt, und ich glaube, ich weiß, wie wir Dominik aufhalten können.«
Mit überraschtem Blick setzte sich Ethan wieder hin. »Ich bin ganz Ohr.«
Ich ließ ihn warten, bis sich Seth, Luc und Paige uns angeschlossen und wir Jeff und Catcher per Telefon dazugeschaltet hatten. Wenn wir einen Schlachtplan entwickeln wollten, dann brauchten wir das gesamte Team.
Sie waren zu nervös, um sich hinzusetzen. Also standen sie alle um Ethans Schreibtisch herum und warteten auf den Rest des Märchens. Ich saß auf dem Tischrand und begann zu erzählen.
»Dominik und Claudia, die Feenkönigin, hatten eine Affäre. Mit der Beziehung ging es ziemlich schnell bergab, als er zu gewalttätig wurde, aber sie liebte ihn immer noch. Als er herausfand, was die Hexenmeister vorhatten, hat er Claudia um Hilfe gebeten.« Ich sah Seth an. »Claudia wurde klar, dass Dominik das Band zwischen euch benutzen konnte, um auf dieser Welt zu bleiben. Daher verwendete sie die ihr zur Verfügung stehende Macht – ihre Verbindung in die Feenwelt –, um damit den
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