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Chicagoland Vampires

Chicagoland Vampires

Titel: Chicagoland Vampires Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Neill
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er.
    Ich dachte an diesen Augenblick zurück und versuchte eine Parallele zu finden zwischen dem, was im Park passiert war, und seinen momentanen Empfindungen. »Du bist über den Rasen auf mich zugekommen. Jonah hat dich als Erster gesehen.«
    »Wo war Mallory?«
    »Sie war ohnmächtig, dafür hat Catcher gesorgt.« Sie hatte das Bewusstsein verloren und kurz danach Ethan auch. Ich versuchte mit ruhiger und fester Stimme zu sprechen. »Glaubst du, dass du auf irgendeine Weise mit ihr verbunden bist?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Wenn sie mich als Schutzgeist hätte beschwören können, dann wäre das wohl der Fall. Aber sie hat die Beschwörung nicht zu Ende bringen können.«
    »Vielleicht hat es dafür aber doch gereicht«, sagte ich, und meine Sorgen verwandelten sich nun in panische Angst. Bitte , betete ich innerlich, bitte lass nicht zu, dass sie ihn in einen Zombie verwandelt.
    Erneut kniff er die Augen zusammen, verzog das Gesicht und ächzte. »Es tut höllisch weh. Wenn sie das die ganze Zeit empfindet, dann verstehe ich sie jetzt besser. Ich verstehe ihre Schmerzen.«
    Mit einem Mal hatte ich Mitleid mit ihr. Nicht für das, was sie verbrochen hatte, aber weil sie offensichtlich auf ihrem Weg mit Dämonen zu kämpfen gehabt hatte, von denen ich nichts wusste. Das entschuldigte nicht ihr Fehlverhalten, aber wenn sie solche Schmerzen empfand, dann gab es zumindest eine Erklärung: Es war besser, die Welt zu vernichten, als sich durch sie in den Wahnsinn treiben zu lassen.
    »Aber du würdest niemand anderen verletzen, um die Schmerzen loszuwerden«, ermahnte ich ihn ruhig. »Was fühlst du in diesem Augenblick? Kannst du spüren, ob sie verärgert ist? Wütend?«
    Er öffnete die Augen und sah mich mit schmerzverzerrtem Gesicht an. »Vielleicht. Ich weiß es nicht, aber ich habe das Gefühl, dass sie in der Nähe ist.«
    Ich legte eine Hand auf meinen Schwertgriff und ließ für einen Moment die Schutzmauern um meine Sinne sinken, um auch den geringsten Hinweis auf Magie aufnehmen zu können. Aber da draußen war nichts. Wenn sie sich in der Nähe befand, dann blieb sie mir verborgen. »Weißt du in etwa, wo?«
    Ethan schüttelte den Kopf. Es war deutlich zu erkennen, dass er krampfhaft versuchte, Haltung zu bewahren, aber ich würde ihn nicht im Stich lassen oder zulassen, dass er den Kräften erlag, die Mallory vor langer Zeit überwältigt hatten. In diesem Augenblick wurde mir klar, dass wir von Mallory kaum verlangen konnten, etwas zu bezwingen, was Ethan – ein Vampir mit vierhundert Jahren Magie-Erfahrung – womöglich nicht schaffte zu besiegen.
    Ich hob sein Kinn hoch, sodass er mir in die Augen sehen musste. Und dann fielen mir all seine Vorträge ein, die er mir gehalten hatte, und all die aufmunternden Dinge, die er gesagt hatte, und die Tatsache, dass er mich nie hatte aufgeben lassen, wenn etwas wirklich Wichtiges auf dem Spiel stand.
    »Ethan Sullivan. Du bist vierhundert Jahre alt, du wurdest getötet und zweimal zum Leben erweckt. Du bist stärker als sie. Wehre dich. Lass nicht zu, dass dich eine egoistische Hexenmeisterin in die Knie zwingt.«
    Er versuchte meinem Blick auszuweichen, aber ich hielt sein Kinn so fest, dass sich seine Haut unter meinen Fingerspitzen rötete. Ich war zwar erst seit weniger als einem Jahr Vampirin, aber ich war stark, und in diesem Fall konnte ich das wenigstens für einen guten Zweck einsetzen.
    Es funktionierte. Als er meinen Blick erwiderte, sah ich Zorn in ihm aufflammen. Seine Augenfarbe hatte sich von Smaragdgrün in geschmolzenes Silber verwandelt, und es schmeckte ihm offensichtlich nicht, dass ich ihm sagte, was er zu tun hatte.
    »Pass auf, was du sagst, Hüterin.«
    Ich ahmte ihn perfekt nach, indem ich eine einzelne Augenbraue hob. »Du solltest aufpassen, was du sagst, Sullivan. Du wirst nicht zulassen, dass ein Kind dich schwächt. Sie ist keine Vampirin. Sie ist kein Raubtier. Sie ist eine Hexe .«
    Ein dumpfes Knurren entwich seiner Kehle. Offensichtlich wurde er langsam sauer, was bedeutete, dass ich auf dem richtigen Weg war. Ich musste ihn einfach nur daran erinnern, was er eigentlich war.
    »Du bist ein Vampir«, wiederholte ich. »Ein König unter den Raubtieren. Eine Kreatur der finsteren Nacht und des hellen Mondscheins. Die gelernt hat, in den Städten der Menschen zu existieren. Die gelernt hat, die Empfindungen zu blockieren, die sie nicht braucht. Mallory ist eine dieser Empfindungen. Die Gefühle sind nicht

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