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Chocolat

Chocolat

Titel: Chocolat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Harris
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fliegende Glocken und rauschende Feste – sind überzeugend und verführerisch. Ich bemühe mich, unsere eigenen Verführungskünste in die Messe einfließen zu lassen, aber die dunkle Herrlichkeit der Kirche kommt gegen abenteuerliche Reisen auf fliegenden Teppichen nicht an.
    Heute nachmittag habe ich Armande Voizin einen Besuch abgestattet. Sie hat heute Geburtstag, und in ihrem Haus herrschte reges Treiben. Ich wußte natürlich, daß eine Party geplant ist, aber so etwas hätte ich nie erwartet. Caro hat es mir gegenüber ein- oder zweimal erwähnt – sie hat eigentlich keine Lust hinzugehen, aber sie hofft, die Gelegenheit nutzen zu können, um ein für allemal Frieden mit ihrer Mutter zu schließen –, doch ich fürchte, auch sie hat keine Ahnung, welche Ausmaße diese Party offenbar annimmt. Vianne Rocher war in der Küche und schon den ganzen Tag dabei, das Essen zuzubereiten. Joséphine Muscat hat die Küche des Cafés zusätzlich zur Verfügung gestellt, denn in Armandes Haus ist nicht genug Platz für so aufwendige Vorbereitungen, und als ich ankam, war eine ganze Phalanx von Helfern dabei, Platten, Töpfe und Terrinen vom Café zu Armande zu tragen. Aus dem offenen Fenster duftete es köstlich nach gutem Wein, und gegen meinen Willen lief mir das Wasser im Mund zusammen. Im Garten war Narcisse dabei,eine Art Pergola, die er zwischen dem Haus und dem Gartentor errichtet hatte, mit Blumen zu schmücken. Der Effekt ist verblüffend: Clematis, Purpurwinde, Flieder und Wicken scheinen an dem hölzernen Gitterwerk herunterzuranken und bilden ein buntes Blumendach, das das Sonnenlicht auf sanfte Weise filtert. Armande war nirgendwo zu sehen.
    Aufgewühlt vom Anblick dieser Üppigkeit, wandte ich mich ab. Typisch für sie, ausgerechnet am Karfreitag so ein opulentes Fest zu veranstalten. All dieser Überfluß – Blumen, exotische Speisen, kistenweise Champagner, der in Eis gepackt bis vor die Tür geliefert wurde – ist eine Blasphemie, ein Hohn angesichts Christi Opfertod. Morgen muß ich unbedingt mit ihr darüber reden. Als ich gerade gehen wollte, entdeckte ich Guillaume Duplessis neben dem Haus, der eine von Armandes Katzen streichelte. Er zog höflich seinen Hut.
    »Sie helfen also auch?« fragte ich.
    Guillaume nickte.
    »Ich hab versprochen, mit anzupacken«, gab er zu. »Es gibt immer noch eine Menge zu tun bis heute abend.«
    »Es wundert mich, daß Sie sich für so etwas einspannen lassen«, sagte ich in scharfem Ton. »Ausgerechnet am Karfreitag! Ich finde wirklich, daß Armande es diesmal übertreibt. Diese Verschwendung – ganz abgesehen von der Respektlosigkeit gegenüber der Kirche –«
    Guillaume zuckte die Achseln.
    »Sie hat ein Recht auf eine kleine Feier«, erwiderte er sanft.
    »Ich fürchte eher, daß sie sich mit dieser Völlerei umbringt!« raunzte ich.
    »Ich denke, sie ist alt genug, um zu tun, was ihr gefällt«, sagte Guillaume.
    Ich schaute ihn mißbilligend an. Er hat sich verändert, seit er mit dieser Rocher verkehrt. Sein demütiger Blick ist verschwunden, und jetzt liegt statt dessen etwas Eigensinniges, beinahe Trotziges in seinem Gesichtsaudruck.
    »Es gefällt mir nicht, wie Armandes Familie sich dauernd in ihr Leben einmischt«, fuhr er dickköpfig fort. Ich zuckte mit den Schultern.
    »Es wundert mich, daß ausgerechnet Sie sich auf ihre Seite schlagen«, sagte ich.
    »Es geschehen noch Zeichen und Wunder«, sagte Guillaume.
    Ich wünschte, er hätte recht.

Freitag, 28. März
    Karfreitag
    Irgendwann vergaß ich, was die Party zu bedeuten hatte, und begann mich zu freuen. Während Anouk unten in Les Marauds spielte, traf ich die letzten Vorkehrungen für das größte und üppigste Essen, das ich je zubereitet hatte, und war nur noch mit den Einzelheiten des Festmahls beschäftigt. Ich hatte drei Küchen zur Verfügung; meine eigenen geräumigen Öfen im Laden, wo ich die Kuchen backte, die Küche des Café des Marauds für die Meeresfrüchte und Armandes winzige Küche für die Suppen, Beilagen, Soßen und Garnierungen. Joséphine bot Armande an, ihr Geschirr und Besteck zu leihen, aber Armande schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Dafür ist bereits gesorgt«, erwiderte sie. Und so war es auch; am frühen Donnerstagmorgen kam ein Lieferwagen mit dem Namen einer Firma in Limoges und brachte zwei Kisten mit Gläsern und Besteck und eine mit Porzellan, alles in Holzwolle verpackt. Der Fahrer des Wagens grinste, als Armande die Quittung unterschrieb.
    »Eine Ihrer

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