Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
Vom Netzwerk:
wieder wird ein Fall, auch noch solch ein tragischer, ohne ein Ergebnis zu den Akten gelegt.
    Er schlägt auf den Tisch und meldet sich schließlich doch noch bei seinem Gegenüber, der eine Weile vom Abnehmen bis zu seinem ersten Laut zu warten hatte. Dann jedoch ist Behringer gleich still und traut seinen Ohren nicht.
    „Warum… rufen Sie mich dazu an?“
    Der Beamte aus Gütersloh scheint sich über die Frage zu wundern.
    „Sie hatten doch Kontakt zu denen, oder? Ja, ist ein paar Jahre her, aber… die Akten vergessen nichts. Vielleicht interessiert es sie?“
    Dem Hauptkommissar kommt es eher so vor, als wollte ihm jemand zu verstehen geben, er habe diese alten Fälle zu den Akten zu legen. Immer noch steht der Karton mit den wenigen aktuellen Unterlagen zu Marcus Wagner neben seinem Schreibtisch. Die anderen Mappen sind dünn, liegen obenauf und warten ebenfalls auf die Auflösung des Puzzles. Puzzle… wie kann er all das als… Puzzle ansehen?
    „Gut. Also, wie kam das?“
    Der Kollege berichtet kurz.
    Gegen Morgen des vorherigen Tages ging ein Notruf in der Zentrale der örtlichen Feuerwehr ein und die Mannschaften rückten aus. Bald zeigte sich, dass das brennende Haus in einem der kleinen Dörfer nahe Gütersloh nicht mehr zu retten sein würde, doch der Meldende sprach von Menschen, die sich noch drinnen befinden sollten. Die wollte man retten und schickte trotz großer Gefährdung für Leib und Leben zwei Freiwillige hinein, die sich jedoch gar nicht bis zu den Opfern vorarbeiten konnten.
    „Wir nahmen noch an, dass sie vielleicht gar nicht da waren, denn niemand schrie und es gab keinerlei Aktivitäten, die auf einen Befreiungsversuch, einen Überlebenskampf hindeuteten. So gab der Einsatzleiter den Befehl zum Abbruch.“
    Trotzdem verloren sie einen Mann. Er war schon fast an der Tür, als einer der Balken im alten, jedoch top sanierten Haus herunterkrachte, ihn unter sich begrub und es keinerlei Möglichkeit für den Kameraden und weitere herzu eilende Kollegen gab, ihn zu retten.
    „Was meinen Sie, Behringer, was für ein heulendes Bündel von Einsatzleiter ich hier sitzen hatte, als er mir zu berichten begann, dass er einen seiner besten Männer offiziell aufgeben musste? Ein Wahnsinn!“
    Erst, als das Haus vollständig heruntergebrannt war, halfen die Löschbemühungen noch etwas. Die verbrannten Reste kühlten so besser ab. Natürlich regte sich die Polizei gleich darüber auf.
    „Schaum und Wasser sind Gift für unsere Ermittlungen. Und die Forensiker sind nun auch nicht auf lauwarmer Graupensuppe dahergeschwommen, aber da war wenig zu finden. Sie haben jedoch den Verdacht, es handelt sich um Brandstiftung. Und die Leichen, also, es waren vier, die sollen Spuren von Beruhigungsmittel enthalten haben. Doch auch das ist vage, könnte bei ihnen normal gewesen ein… dazu wissen wir zu wenig und ich versuche nun, die wenigen Anhaltspunkte zu finden, die uns vielleicht weiterbringen… jau, und das ist gar nicht so einfach. Was meinen Sie, Behringer?“
     
    Der Hauptkommissar benötigt eine Weile, um mit dem klarzukommen, was er gerade erfuhr. Natürlich dauerte das Gespräch eine Weile, aber er bemerkte es gar nicht. Nun sieht er Szenen seiner letzten Zusammentreffen mit den Wagners. Sie waren nicht mehr verängstigt, wirkten sogar zuversichtlich. Weitaus mehr, als er es selbst war. Veronika Wagner, inzwischen nicht mehr die Jüngste, meinte immer, die Polizei bekomme schon noch alles heraus und dann könnten sie wieder ruhig schlafen. Dass Sabine mit ihrem damaligen Freund, den sie dann heiratete und von deren Hochzeit er sogar einen Brief und ein paar Bilder erhielt, Dresden besuchte und mit Mauersberger zusammen kam, wusste er. Er erfuhr überhaupt einiges. Gerade auch, dass es einen Tag gab, an dem diese beiden jungen Leute gar nicht guter Dinge waren, regelrecht Angst hatten. Er weiß bis heute nicht, warum. Mauersberger wollte ihm dazu nie etwas verraten und verweigerte dann die komplette Zusammenarbeit, was er schließlich akzeptieren musste. Denn, und das kann ihm jetzt auch noch auf die Füße fallen, er hatte nichts gegen diese Herren in der Hand, die sich häufig genug unter den Neumarkt begaben. Er ahnt nicht einmal wirklich, was sie dort holten, suchten oder auch fanden… aber dass es sich um internationale Interessen handeln könnte, erfuhr er schon, als ein Anruf fehlgeleitet wurde und im Präsidium herauskam, dort nicht an den richtigen Mitarbeiter der Inneren Sicherheit

Weitere Kostenlose Bücher