Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
sollten wir deine Psyche mal näher erforschen.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Das wird wohl kaum nötig sein. Die Gefährtin zu beschützen ist für einen Karpatianer so notwendig wie zu atmen.«
»Tatsächlich?« Destiny stand auf und zog ihn mit hoch. »Wenn du das nächste Mal eine Entscheidung wie die fällst, verseuchtes Blut zu trinken, fragst du mich vielleicht vorher. Es könnte nämlich sein, dass ich dir eins überbrate, wenn du so was noch mal wagst.«
Er musste unwillkürlich über ihre erzürnte Miene grinsen. »Du hast Probleme mit Autorität.«
Sie warf den Kopf zurück. Dunkles Haar wogte um ihre Schultern, und ihre Augen funkelten. »Glücklicherweise erkenne ich nicht jeden Erstbesten als Autorität an, deshalb gibt es in dieser Beziehung nicht das geringste Problem.« Sie kleidete sich nach Art der Karpatianer an, ganz selbstverständlich und ohne zu zögern. Sie war sechs Jahre alt gewesen, als sie ihre Familie verloren hatte, und wusste mehr über die karpatianische Art als über die der Menschen. »Wenn der Prinz mich nicht besonders leiden kann, na schön« - sie zuckte mit den Schultern - »dann ist das okay für mich.«
Er fing ihr Kinn ein und drehte sie zu sich um. »Du musst die Kunst des Lügens noch perfektionieren, wenn du solche Märchen erzählen willst.«
Wieder zuckte sie unbekümmert mit den Achseln. »Ich werde mir gut überlegen müssen, wie es weitergehen soll, Nicolae. Ich hatte dich nicht in mein Leben eingeplant, und du hast alles auf den Kopf gestellt. Was genau sollen wir tun? Es ist schließlich nicht so, dass wir ein normales Leben führen könnten. Wir können auf keinen Fall die Kinder bekommen, die du dir zu wünschen scheinst.«
»Warum nicht?«
Ihre Augen sprühten plötzlich Funken. »Dein Blut ist dank deines eigenmächtigen und unüberlegten Verhaltens unrein. Oder hast du das etwa schon vergessen?« In ihrer Stimme klang wieder eine Spur Gereiztheit mit, und einen Augenblick lang schleuderten ihre Augen Blitze.
Er kleidete sich in seinem üblichen eleganten Stil an, wandte sich jedoch ab, um seine Erheiterung vor ihr zu verbergen. Es würde ihr gar nicht gefallen, dass er es zum Lachen fand, wenn sie wütend wurde. »Ich nehme Anstoß an dem Wort >unüberlegt<. Das ist sicher nicht der richtige Ausdruck für meine sorgfältig durchdachte Aktion.«
Jetzt starrte sie ihn wirklich wütend an. »Erinnere mich nicht daran, dass du nicht vor Leidenschaft von Sinnen warst; das war nämlich die einzige Entschuldigung, die ich für dich hatte. Was hast du dir bloß dabei gedacht, Nicolae ? Wir wissen nicht, was dieses Blut bei dir anrichten kann. Es brennt, und es verdirbt dich, und du hast ohnehin schon eine dunkle Seite in dir. Ich konnte sie mehr als einmal sehen. Ich würde dir nur ungern irgendwann früh am Morgen, wenn du es am wenigsten erwartest, das Herz aus der Brust reißen, doch wenn du Ärger machst und anfängst, dich wie ein Vampir zu benehmen, ist es aus mit dir.« Die letzten Worte sagte sie mit mehr Genugtuung als Bedauern.
Nicolae musste wieder lachen. »Ich sehe schon, ich muss gut achtgeben.«
»Im Ernst, Nicolae, wenn du vorher wirklich darüber nachgedacht und alles sorgfältig geplant hattest - was, glaubtest du, würde Gutes dabei herauskommen?«
Plötzliche Stille herrschte. Er gab keine Antwort, wirkte aber auf einmal völlig verändert; er war nicht mehr der unbeschwerte Gefährte, der sich in seinem Versteck entspannte. Sie konnte Wellen von Macht und Stärke spüren, und sie erkannte die Gefahr, die von ihm ausging. Nicolae beobachtete sie mit dem starren, unverwandten Blick des Raubtiers. Einen Moment lang stand sie einfach nur da und blinzelte ihn an, bevor sie unwillkürlich einen Schritt vor ihm zurückwich.
Nicolae streckte eine Hand nach ihr aus. »Schau mich nicht so ängstlich an. Du bist meine Gefährtin, für alle Zeiten mit mir verbunden. Ich könnte dir nie etwas zuleide tun, Destiny. Das ist völlig ausgeschlossen.«
»Wir machen Witze über unreines Blut, doch was, wenn es kein Scherz ist? Was, wenn du wirklich zu einem Vampir wirst? Ich könnte dich nicht töten. Ich weiß, dass ich es niemals übers Herz bringen würde.«
Sein Lächeln milderte die harten Linien seines Gesichts. »Freut mich, dieses widerwillige Eingeständnis zu hören. Keine Angst, Vikirnoff würde das erledigen, falls sich die Notwendigkeit ergibt. Ich mache mir keine Sorgen. Wenn ich mit unreinem Blut leben muss, dann soll es so sein.
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