Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
haben, aber irgendwann würde sich das Blut bemerkbar machen und wie Säure in seinen Adern brennen. Die Schmerzen würden bei jedem Erwachen da sein. Allmählich würde er sie hassen und verachten. Wie könnte es anders sein?
»Weil es meine freie Entscheidung war, Destiny«, sagte Nicolae, der mühelos ihre Gedanken las. Er hatte nicht in Betracht gezogen, dass sie so etwas denken könnte.
»Das wird keine Rolle spielen, Nicolae. Wenn die Zeit vergeht und dein eigenes Volk dich ablehnt, wenn die Schmerzen stärker werden und das Böse in dir wächst, sodass du jeden einzelnen Moment deines Daseins dagegen kämpfen musst, wirst du das Wie und Warum vergessen und dich nur noch daran erinnern, dass du meinetwegen leidest.«
»Ich habe die wachsende Dunkelheit bekämpft, ein Übel, das viel größer ist als dieses unreine Blut, und zwar jeden Moment meines Lebens von meinem zweihundertsten Jahr an. Die ganze Zeit hat sie in mir gelauert und auf einen einzigen Moment der Schwäche gewartet. Wie kannst du annehmen, ich würde jetzt, da ich dich habe, einer solchen Abscheulichkeit nachgeben?«
Sie lief auf und ab, hin- und hergerissen zwischen Tränen und Zorn. »Ich weiß es nicht, Nicolae. Du hättest es nicht tun sollen; du hättest ein solches Risiko für dein Leben, für deine Seele, nicht eingehen dürfen. Ich habe mit einem solchen Monster gelebt. Ich fühle, wie es aus dem Grab nach uns langt und versucht, uns auseinanderzureißen.«
»Nichts und niemand wird uns jemals trennen können«, sagte Nicolae ruhig. Er wollte weder prahlen noch den tollkühnen Draufgänger spielen, seine Worte waren lediglich eine Feststellung.
Destiny betrachtete die harten Linien seines Gesichts, sah seine unverhohlene Macht und seine absolute Gewissheit, und etwas von ihrer Anspannung löste sich. Sie stieß einen kleinen Seufzer aus. »Ich hoffe, du bist so gut, wie du denkst zu sein, Supermann, denn das musst du vielleicht sein, wenn uns dieser Gregori einen Besuch abstattet.« Sie hob ihre Hand. »Ich habe noch einiges zu erledigen.«
»Und ich bin praktisch entlassen?«
»Du hast wohl Probleme mit Aufgabenteilung, was? Ich denke, du solltest MaryAnn besuchen. Ich gehe zu Velda und Inez. Wenn es unbedingt sein muss, kannst du nachkommen. Die Sache mit den Rosen wird ihnen gefallen.«
Er stöhnte laut, nahm sie in die Arme und küsste sie, bis sie außer Atem war und seine Küsse erwiderte.
Kapitel 16
Destiny fand die Schwestern an ihrem üblichen Platz auf dem Bürgersteig vor. Die Gartenstühle waren aufgestellt, und die Damen freuten sich über ihren Besuch. Sie umarmten sie wesentlich stürmischer, als ihr lieb war, zumal noch dazu Nicolaes Lachen in ihrem Hinterkopf echote. Destiny war der körperliche Kontakt nach wie vor nicht angenehm, aber Inez und Velda küssten und umarmten sie und tätschelten ihr die Schulter, als wäre sie ein Kind, das sie entzückend fanden.
Körperkontakt zu mir ist dir nicht unangenehm. Nicolae zog Destiny absichtlich auf, weil er wusste, wie sie reagieren würde; aber sie würde auch lachen und sich ein bisschen entspannen.
Ich möchte dir am liebsten immer noch einen Tritt geben, sagte Destiny und schloss ihn energisch aus ihrem Denken aus. Inez versuchte gerade, ihr einen Tanzschritt beizubringen, den sie eben von einem Video gelernt hatte.
»Kommen Sie, meine Liebe.« Inez nahm ihre Hand und gab sich alle Mühe, Destinys Hüften zu der metallischen Musik schwingen zu lassen, die aus der Lautsprecherbox neben ihren Gartenstühlen plärrte.
»Schwester, sie sollte Tango lernen, nicht diesen Schritt. Das ist nicht romantisch genug«, wandte Velda ein. »Ihr junger Mann mag Sie wirklich sehr, Destiny. Er will auf die gute alte Art um Sie werben, was heutzutage sehr selten ist.«
»Ich kann Ihnen gar nicht genug für die Tipps danken, die Sie ihm gegeben haben«, erwiderte Destiny. »Sie haben ihn auf die Idee mit den Rosen gebracht, hat er mir erzählt. Sie waren wunderschön.« Sie rückte behutsam ein Stück von Inez ab, lächelte jedoch dabei. »Ich kann nicht besonders gut tanzen, Inez, aber Sie bewegen sich wirklich fantastisch.«
Die Schwestern zwitscherten erfreut durcheinander, weil Nicolae sich ihren Rat zu Herzen genommen hatte. »Haben Sie auch Ihre Schokolade bekommen, meine Liebe?«, erkundigte sich Inez verschmitzt.
»Dieses Vergnügen steht mir noch bevor«, flunkerte Destiny und errötete, weil die beiden Frauen so schlimme Gedanken hatten.
Inez machte ein
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