Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
verträumtes Gesicht. »Das wird bestimmt eine unvergessliche Erfahrung«, erklärte sie.
»Eigentlich bin ich hier, um mehr über die merkwürdigen Vorfälle hier im Viertel zu erfahren. Nicolae hilft mir dabei, die Angelegenheit zu untersuchen, und ich dachte, Sie haben vielleicht noch mehr Informationen für uns«, sagte Destiny hastig. »Können Sie sich an ähnliche Ereignisse in der Vergangenheit erinnern?« Sie setzte sich auf den Sessel zwischen den beiden alten Damen. »Irgendetwas Ungewöhnliches? Jemand, der sich völlig konträr zu seinem Charakter verhalten hat?«
Inez dachte nach und schnalzte mit der Zunge. »Also, jetzt, da Sie danach fragen, fällt mir wirklich etwas ein! Schwester, du erinnerst dich doch an Blythe Madison. Sie ist jetzt im Krankenhaus, in der psychiatrischen Abteilung. Was für ein liebes Ding sie war!«
»Ach ja, Inez, ich hatte das arme Mädchen völlig vergessen. Wir haben sie ein [¡aarmal besucht, doch sie war nicht ansprechbar, und ihr Mann sagte uns, dass unsere Besuche sie nur aufregen würden. Wir hätten uns allerdings weiter nach ihr erkundigen sollen.«
»Wie schrecklich von uns!« Inez’ Hände flatterten an die Kehle. Sie sah sehr bestürzt aus. »Wir haben in letzter Zeit gar nicht nach ihr gefragt. Der arme Harry! Wahrscheinlich glaubt er, dass keiner mehr an sie denkt. Der bedauernswerte Kerl muss diese Last ganz allein tragen.«
»Blythe hat sonst keine Familie«, fuhr Velda fort. »Nur den armen Harry. Er war völlig durcheinander, als sie auf einmal durchdrehte.«
»Blythe war ein stilles kleines Ding«, fügte Inez hinzu. »Sie sprach kaum jemals, ohne um Erlaubnis zu bitten. Deshalb war es auch kaum zu glauben, als sie anfing, sich ganz seltsam zu benehmen. War es nicht furchtbar, Schwester? Sie ist doch wirklich mit einem Fleischermesser diese Straße hier heruntergerannt und hat jeden bedroht!«
Velda nickte, »Es war nicht der erste Vorfall, aber die Sache überzeugte Harry schließlich davon, dass sie eine Gefahr für sich selbst und andere darstellt. Ich muss sie unbedingt wieder besuchen.«
Destiny klopfte ihr auf den Arm. »Das wird Blythe sicher freuen, Velda, doch könnten Sie mir ein bisschen mehr erzählen? Wann hat sie sich zum ersten Mal auffällig verhalten?«
»Gleich nachdem sie so großen Erfolg mit der Eröffnung der Bar >Tavern< hatten«, berichtete Veldä. »Blythe hatte den Einfall, eine Bar mit kleinen Speisen zu eröffnen, in der Hoffnung, dass die Leute aus dem Viertel nach der Arbeit und am Abend dorthin gehen würden. Es war eine großartige Idee. Alle waren begeistert, und wir sind abends immer gern dort eingekehrt. Ihre Idee hat das ganze Geschäftsleben hier aufgewertet.«
»Sie mögen sie«, vermutete Destiny.
»Sehr«, gab Velda zu, während Inez lebhaft nickte. »Ein liebes, nettes Mädchen - sie würde ihr letztes Hemd hergeben. Ständig hat sie irgendwelche Tiere gerettet und kranken Leuten Suppe gebracht.«
»Ein reizendes Mädchen«, bemerkte Inez wehmütig. »Ruhig und vernünftig. Jeder mochte sie. Wir hätten nicht aufhören sollen, sie zu besuchen, Schwester.«
Destiny musste sich beherrschen, nicht die Geduld zu verlieren. »Können Sie sich erinnern, wie alles angefangen hat?«
»Wir waren in der >Tavern<, um Inez’ Geburtstag zu feiern«, sagte Velda. »Ich kann mich erinnern, weil wir Partyhüte trugen.«
»Es war mein fünfundsechzigster Geburtstag, ein echter Meilenstein«, warf Inez ein.
Velda verdrehte die Augen. »Es war dein siebzigster Geburtstag, Inez. Du bist fünf Jahre älter, als du den Leuten erzählst.«
»Also wirklich, Schwester! Ganz bestimmt nicht! Ich werde wohl noch wissen, wie alt ich bin.«
»Du bist zwei Jahre jünger als ich.«
Inez machte ein betroffenes Gesicht und fächelte sich Luft zu. »Du irrst dich ganz sicher, Schwester. Ich bin mindestens fünf Jahre jünger.«
Velda holte tief Luft und tätschelte ihre Schwester liebevoll. »Tatsächlich, ich glaube, du hast recht. Ich habe einen Moment lang etwas durcheinandergebracht, Liebes. Tut mir leid.«
»Sie waren gerade bei den Partyhüten«, bemerkte Destiny, um wieder zur Sache zu kommen, aber sie betrachtete Velda mit neuer Hochachtung. In den Augen der Frau lagen aufrichtige Zuneigung und Mitgefühl, als sie ihre Schwester ansah.
»Richtig«, nahm Velda den Faden wieder auf. »Ich hatte eine neue Dauerwelle ausprobiert, und mein Haar war total kraus und stand unter dem Hut in alle Richtungen ab. Ich schaute mich
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