Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
Tigerweibchens. Der Wind zerzauste ihr Haar mit unsichtbaren Fingern, und ihr Mund war ... verführerisch. Sein Blick fiel auf ihre volle Unterlippe. Sie war leicht vorgeschoben, doch das bedeutete nicht etwa, dass Destiny auf einen Kuss wartete. Es bedeutete Ärger.
Sein ganzes Ich reagierte auf den Anblick dieses Sehmollmundes. Erregung stieg in ihm auf, die von einem quälenden Schmerz begleitet wurde, der ihn nie ganz verlassen würde, nicht einmal, wenn er weit von ihr entfernt war.
Destiny war wütend, mehr als wütend. Sie war frustriert und rastlos, und ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Zorn brodelte in ihrem Inneren und vermischte sich mit einer uralten Erregung, die sie nicht unterdrücken konnte. Es lag an der Art, wie er sie anschaute, an seinem Blick, der sich vor Verlangen verschleierte, einem Hunger, den er nicht zu verbergen versuchte.
»War ich denn wirklich arrogant?« Sein Blick ruhte unverwandt auf ihrem Mund.
Der Klang seiner Stimme ließ etwas in ihrem Inneren prickeln und pulsieren. Sie erkannte dieses Gefühl als Verlangen, und es machte ihr Angst, dass sie sich so leicht von seiner Macht beherrschen ließ. Seine Stimme streichelte ihre Haut wie ein Samthandschuh. Jeder Zentimeter ihrer Haut war ihr mit einem Mal nachhaltig bewusst.
»Reden wir darüber!« Ihre eigene Stimme klang belegt und erstickt, als bekäme sie keine Luft. »Du hast deine Macht gegen mich eingesetzt. Das ist absolut inakzeptabel.« Sie musste den Blick von ihm abwenden. Wenn er ihr so nahe war, brachte er sie einfach um den Verstand und setzte ihr erotische Ideen in den Kopf, die einfach nicht da sein sollten. Destiny schloss die Augen und atmete tief ein, in der Hoffnung, die kühle, frische Nachtluft würde ihre Gedanken klären.
»Glaubst du das wirklich? Dass ich meine Macht gegen dich verwende? Wann war je eine meiner Handlungen gegen dich gerichtet? Ich habe mehr Jahre für dich gelebt, als ich zählen mag, Destiny. Du musst mir irgendwie entgegenkommen; wenn schon nicht auf halbem Weg, dann wenigstens ein paar Schritte.«
Sie atmete seinen Duft ein, den lockenden Ruf eines Mannes nach einer Frau, und stieß ihn mit ihrem Atem wieder aus. »Nicolae.« Es war ein gequältes Flüstern. »Ich habe es versucht. Ich schwöre dir, ich habe es versucht.«
Er streckte die Arme nach ihr aus. Nicolae konnte einfach nicht anders, wenn ein so tiefer Schmerz auf ihrem Gesicht lag, ein so unverhohlenes Verlangen in ihren Augen. »Komm zu mir! Nichts kann getan werden, ehe wir nicht klären, was zwischen uns ist.« Seine Arme schlossen sich um sie und zogen sie eng an sich, um mit ihr in die Luft aufzusteigen.
Destiny wusste, dass sie protestieren sollte. Wo er sie auch hinbrachte, es würde ein Ort sein, an dem sie allein waren. Sie konnte es sich nicht leisten, mit ihm und der Versuchung, die er darstellte, allein zu sein. Schon lag ihre Hand flach auf seiner Brust und fühlte durch sein dünnes Seidenhemd die Hitze seiner Haut. Sie langte um seinen Hals, um die Fülle seiner langen, dicken Haare zu lösen, sodass einzelne Strähnen um ihr Gesicht und über ihre Arme wehten.
Nicolae spürte den Schauer, der Destiny durchlief, als er sie aus der Stadt brachte, weit weg, in eine der großen unterirdischen Höhlen, die er bei seiner Erkundung der Gegend entdeckt hatte. Seine Lippen strichen über ihren Hals und wandelten weiter hinauf zu ihrem Ohr. »Wir brauchen einen Ort, wo wir uns ungestört unterhalten können. Was da unten in deinem Viertel vorgeht, gefällt mir gar nicht. Alles Mögliche könnte uns dort belauschen.«
Er stellte sie auf die Füße und entzündete mit einer Handbewegung ein Feuer in der steinernen Urne, die er vor einigen Tagen hier zurückgelassen hatte. Goldenes Licht flackerte, tanzte auf den Wänden der Höhle und fiel auf die Edelsteine, die tief im Felsgestein saßen, sodass die Kammer zu funkeln und zu glitzern schien. Ein Kreis aus Felsblöcken umrahmte ein Becken mit schimmerndem, schäumendem Wasser.
Destiny rückte ein wenig von der überwältigenden Anziehungskraft seiner starken, männlichen Gestalt ab. »Was ist da unten mit Velda passiert? Ist sie so wie ich?«
Ihre Augen flehten ihn an, ihr die richtige Antwort zu geben. Nicolae rührte sehr behutsam an ihr Gedächtnis, das gerade diese erste bedrohliche Erinnerung preisgab: Ein kleines Mädchen, dem dicke Ringellocken auf die Schultern fielen und dessen Augen zu groß für ihr Gesicht schienen, strahlte vertrauensvoll
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