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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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worüber –, ich hab mein Handy immer eingeschaltet«, sagte Lou.
    V ic lachte nur und verzichtete darauf, ihm zu sagen, dass sie am Tag zuvor sein Handy auseinandergenommen und in den Müll geworfen hatte.
    Er zog sie in seine bärige Umarmung. Er war ziemlich groß und übergewichtig, was ihm einigen Kummer bereitete, aber er roch besser als alle anderen Männer, denen sie je begegnet war. Nach Zedernholz, Motoröl und frischer Luft. Nach V erantwortungsgefühl. In seinen Armen erinnerte sie sich einen Moment daran, wie es gewesen war, glücklich zu sein.
    »Ich muss los«, sagte er schließlich. »Hab eine lange Fahrt vor mir.«
    »Wo fährst du denn hin?«, fragte sie überrascht.
    Er blinzelte und sagte dann: »He, V ic … hast du überhaupt zugehört?«
    »Natürlich«, sagte V ic, und es stimmte. Sie war ganz Ohr gewesen – und hatte auf das Klingeln gewartet.
    Nachdem Louis und der Junge weg waren, ging sie durch die Zimmer des Hauses an der Garfield Street, das sie mit dem Search-Engine -Geld gekauft hatte. Damals, als sie noch gezeichnet hatte, bevor die Kinder jeden Tag anzurufen begannen. Sie nahm eine Schere und schnitt die Kabel sämtlicher Telefone durch.
    Dann sammelte sie die Geräte ein und brachte sie in die Küche. Sie stellte sie auf den obersten Rost des Herdes und stellte den Grill an. Schließlich hatte das auch das letzte Mal funktioniert, als sie sich gegen Charlie Manx zur Wehr gesetzt hatte, nicht wahr?
    Während der Herd warm wurde, öffnete sie die Fenster und schaltete den V entilator ein.
    Danach setzte sie sich nur im Slip ins Wohnzimmer und sah fern. Als Erstes schaute sie Headline News. Aber im Studio von CNN gab es entschieden zu viele Telefone, also schaltete sie um zu SpongeBob. Als im Krusty Krab das Telefon klingelte, wechselte sie erneut den Sender. Sie fand eine Sendung über Sportfischer. Das schien einigermaßen sicher zu sein – in einer solchen Sendung waren keine Telefone zu erwarten –, und es ging um den Lake Winnipesaukee, wo sie als Kind oft den Sommer verbracht hatte. Den Anblick des Sees im Morgengrauen hatte sie immer gemocht – ein glatter schwarzer Spiegel, der in die weiße Seide des Morgennebels gehüllt war.
    Anfangs trank sie Whiskey on the rocks. Später musste sie ihn pur trinken, weil es in der Küche zu sehr stank, um Eis zu holen. Im ganzen Haus roch es nach verschmortem Plastik, trotz des V entilators und der offenen Fenster.
    Gerade kämpfte ein Fischer mit einer Forelle, als irgendwo zu V ics Füßen ein Telefon zu zirpen begann. Sie blickte auf die Spielzeuge, die auf dem Boden verteilt waren, eine Sammlung von Waynes Robotern: ein R2-D2 , ein Dalek und natürlich ein paar Search-Engine -Figuren. Einer der Roboter war eine Art Transformer, schwarz mit einem unförmigen Rumpf und einer roten Linse anstelle eines Kopfes. Er vibrierte, während aus seinem Inneren ein Zirpen ertönte.
    Sie hob ihn hoch und faltete die Arme und Beine zusammen. Dann drückte sie die rote Linse in den Körper hinein. Die beiden Hälften des Rumpfes schnappten auf, und plötzlich hielt sie ein kleines Spielzeughandy in der Hand.
    Das zirpte. Sie drückte auf den grünen Knopf und hielt es sich ans Ohr.
    »Du bist eine hässliche Lügnerin«, sagte Millicent Manx. »Und Papa wird ziemlich sauer auf dich sein, wenn er herauskommt. Er wird dir eine Gabel in die Augen stechen und dir die Augäpfel wie Korken aus dem Kopf ziehen.«
    V ic trug das Spielzeughandy in die Küche und öffnete den Herd. Giftiger schwarzer Rauch quoll heraus. Die Telefone waren angekohlt wie Marshmallows, die ins Lagerfeuer gefallen waren. V ic warf den Transformer auf den Haufen aus geschmolzener brauner Schlacke und schlug die Herdtür wieder zu.
    Der Gestank war so furchtbar, dass sie das Haus verlassen musste. Sie zog sich Lous Motorradjacke und ihre Stiefel an, holte ihre Handtasche und ging hinaus. Sie griff sich die Whiskeyflasche, und als sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, hörte sie den Rauchmelder aufjaulen.
    Erst nachdem sie die Straße hinuntergelaufen war, fiel ihr auf, dass sie außer der Jacke und den Stiefeln gar nichts angezogen hatte. Sie lief um zwei Uhr morgens nur in einem ausgeblichenen rosa Slip durch die Straßen von Denver. Zumindest hatte sie an den Whiskey gedacht.
    Sie wollte nach Hause gehen und sich Jeans anziehen, aber auf dem Rückweg verlief sie sich – was noch nie vorgekommen war. Sie fand sich in einer Straße voller hübscher dreistöckiger

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