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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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auch mal eine kleine Übungsstunde.“
    Sinead knuffte mich stolz in die Rippen. Im Saal hallte das Gelächter der Anwesenden wider.
    „Du lässt ihn immer viel zu billig davonkommen“, knurrte eine Stimme. „Der hätte längst den Tod verdient.“
    Griogair war es nicht gewöhnt, für seinen Umgang mit Kilrevin gerügt zu werden, und ein paar Sekunden starrte er den Sprecher nur schweigend an. Offenbar hatte der griesgrämig dreinblickende Hauptmann, der im Schatten saß, einen Whisky zu viel gehabt, und Griogair entschied wohl, dass er keinen Streit wert war. Auch Kate hatte den Trinker im Blick und ich konnte den Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht deuten.
    „Der tötet doch nur, um zu töten“, fuhr der Hauptmann fort. „Aus purem Vergnügen. Und je länger es dauert, desto mehr Spaß macht es ihm. Ich war das letzte Mal dabei, als er sich eine Siedlung vorgenommen hat. Ich musste hinterher die Leichen wegräumen.“ Er trank wieder einen Schluck. „Bring Kate doch seinen Kopf.“
    Kate lachte leise. „Was soll ich denn mit dem Ding?“
    Griogairs Lächeln wurde zusehends angespannter. „Geschichten von Gräueltaten kann ja jeder erzählen.“
    „Willst du damit sagen, dass ich lüge?“
    „He!“, rief Conal und schenkte den beiden Männern ein Lächeln. „Es ist schon spät. Nicht die richtige Zeit für diese Art von Unterhaltung.“
    „Im Gegenteil, es ist höchste Zeit dafür“, schnaubte der Hauptmann. „Kilrevin ist ein Mistkerl und ein grausamer Räuber.“
    „Aber auch nicht schlimmer als früher“, sagte Conal, zuckte mit den Schultern und fuhr dem Rotschopf an seiner Seite durchs Haar, um den Zopf zu lösen. „Immerhin hält er die Lammyr jenseits der Grenze in Schach. Oder möchtest du diese Drecksarbeit lieber selbst erledigen?“
    „Das reicht jetzt“, sagte Leonora und ihre kühle, leise Stimme brachte alle sofort zum Schweigen. „Du hast Recht, Cù Chaorach: Dies ist nicht die richtige Zeit. Ryan! Craig! Broc! Wolltet ihr uns nicht mit eurer Musik unterhalten? Oder seid ihr dafür schon zu betrunken?“
    Das konnte keiner der Angesprochenen auf sich sitzen lassen und so wich das Gerede von Räubern und den Lammyr den Klängen von Fiedeln und Trommeln, wie es sich gehörte. Ich tanzte nicht mit Sinead, obwohl der zornige Takt mir ausgesprochen gut gefiel. Ich wartete auf den Augenblick, in dem die Tänzer müde sein und die Trommler ihren schweißtreibenden Rhythmus verlangsamen würden.
    Ich war ungefähr zehn Jahre alt gewesen, als ich das erste Mal gesungen hatte. Und ich hatte es vor allem aus Sturheit getan. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass jeder verstummen musste, sobald jemand zum Gesang anhob, denn dies galt als angenehme Abwechslung. Und ich war nicht schüchtern. Aber wie sich herausstellte, sang ich gar nicht schlecht. Ich hatte keine liebliche, klare Stimme, denn obwohl ich mich noch nicht im Stimmbruch befand, hatte sich schon etwas Raues, Rohes, Wildes in meine Kehle geschlichen, aber aus irgendeinem Grund schien meinem Clan meine Stimme zu gefallen. So ließen sie mich seit jener Nacht und jenen ersten Tönen bereitwillig singen. Sie sagten hinterher kein Wort dazu, aber ich sah an ihren faszinierten Blicken und ihrer Anspannung, dass ich sie in der Hand hatte, solange ich sang.
    An dem Abend, als Kate und meine Mutter in die Festung gekommen waren, war es genauso. Kaum hatte ein Bogen einer einzelnen Geige eine lange, traurige Melodie entlockt, hob ich den Kopf und begann zu singen. Und einer nach dem anderen verstummte und lauschte meiner Stimme.
    Ich wollte nicht um jeden Preis im Mittelpunkt stehen; ich brauchte auch ihren Applaus nicht. Gelassen lehnte ich in meiner dunklen Ecke, die Arme vor der Brust verschränkt, und sang ein wehmütiges, zorniges Klagelied über den Krieg. Sinead stützte sich auf ihre Fäuste und lauschte gebannt. Griogair betrachtete mich schweigend. Conal lächelte, während er die Rothaarige im Arm hielt. Als ich geendet hatte, löste ich mich von der Wand und ging zu Sinead zurück, ohne auf Anerkennung zu warten, die ich ohnehin nicht bekommen hätte. Und tatsächlic h – die Gespräche gingen sofort weiter, kaum dass der letzte Ton verklungen war. Aber ich hatte sie alle gefesselt, mehrere Minuten lang, und das bereitete mir ein geradezu überwältigendes Vergnügen. Das Singen berauschte mich jedes Mal aufs Neue. Ich wusste, dass ich wieder mal schlecht schlafen würde.
    In der Tat lag ich nach dem Fest lange wach und meine

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