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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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in dieser Wildnis aus; so hoffnungslos deplaziert.
     
    Die Vampirverkleidung der letzten Nacht hatte er abgelegt; aber in seiner alten, abgetragenen Kluft wirkte er erst recht wie ein Gentleman, allerdings ein wenig vom Pech verfolgt.
    Der Himmel oben sah bald wie poliertes Porzellan aus,, das Licht schien sich über die massiven Stämme bis zu den Wurzeln zu ergießen. In den Schatten konnte ich einen Bach rauschen hören. Dann sah ich es. Gabrielle ging in ihren braunen Stiefeln geradewegs in das Wasser. Aber wohin gehen sie? Und wer war der Dritte im Bunde, der erst in meinem Blickfeld auftauchte, als sich Gabrielle nach ihm umdrehte? Mein Gott, welch mildes, friedliches Gesicht! Durch die Bäume konnte ich eine Lichtung, ein Haus sehen. Auf einer Steinveranda stand eine rothaarige Frau; die Frau, die ich in dem Dschungel gesehen hatte? Ihr Gesicht eine urzeitliche, ausdruckslose Maske, wie das Gesicht des Mannes im Wald, der zu ihr emporblickte; ihr Gesicht wie das Gesicht meiner Königin.
    Laßt sie zusammenkommen. Ich stöhnte, als das Blut in mich quoll. Das wird es noch viel einfacher machen.
    Aber wer waren sie, die beiden Alten mit den verwaschenen Gesichtern?
    Diesmal umfingen uns die Stimmen wie ein weicher Kranz. Einen Moment lang wollte ich zuhören, versuchen, aus dem gewaltigen Chor ein flüchtiges menschliches Lied herauszufiltern.
    Aber eine andere Vision tauchte auf.
    Marius. Marius entstieg einer blutbefleckten Eisgrube, wobei Pandora und Santino ihm halfen. Marius’ Gesicht war zur Hälfte mit einer Blutkruste bedeckt; ersah wütend und verbittert aus, sein langes blondes Haar war mit Blut verfilzt. Hinkend ging er eine eiserne Wendeltreppe empor, und Pandora und Santino folgten ihm.
    Es war, als würden sie durch eine Rohrleitung hochsteigen. Als ihm Pandora helfen wollte, stieß er sie ungehalten zur Seite.
    Wind. Bitterkalt. Marius’ Haus war den Elementen ausgesetzt, als sei es von einem Erdbeben zerborsten worden. Überall Glassplitter; seltene und schöne Tropenfische lagen erfroren auf dem Boden eines großen, zerstörten Wasserbeckens. Schnee bedeckte die Möbel, die Bücherregale, die Statuen, die Schallplatten und Tonbänder. Die Vögel lagen tot in ihren Käfigen. Von den Grünpflanzen hingen Eiszapfen.
    Noch während ich zusah, setzte der Heilungsprozeß ein; die Quetschungen schienen von seinem Gesicht zu schmelzen; das Gesicht nahm wieder seine natürliche Form an, seine Beine genasen. Er konnte fast aufrecht stehen. Wütend starrte er die kleinen blauen und silbernen Fische an. Er blickte zum Himmel empor, zu dem weißen Wind, der die Sterne völlig ausgelöscht hatte, und entfernte dabei das getrocknete Blut aus Gesicht und Haar.
    Tausende Pergament- und Papierseiten hatte der Wind umhergestreut. Der treibende Schnee senkte sich jetzt in das Wohnzimmer. Dort nahm Marius den Schürhaken auf, um ihn als Spazierstock zu benutzen, und er blickte durch die geborstene Wand auf die halbverhungerten Wölfe, die in ihren Verschlägen heulten. Sie hatten nichts mehr zu essen bekommen, seit er, ihr Herr, verschüttet worden war. Ah, dieses Wolfsgeheul! Ich hörte, wie Santino Marius klarzumachen versuchte, daß sie gehen müßten, daß sie erwartet wurden, daß eine Frau in den Rotholzwäldern ihrer harrte, eine Frau so alt wie Die Mutter, und daß die Sitzung erst anfangen könnte, wenn sie eingetroffen seien. Ich horchte auf. Was für eine Sitzung? Marius verstand, aber antwortete nicht. Er hörte den Wölfen zu. Den Wölfen…
    Der Schnee und die Wölfe. Ich träumte von Wölfen. Ich fühlte, wie ich in meinen eigenen Träumen und Erinnerungen versank. Ich sah ein Rudel Wölfe über frisch gefallenen Schnee jagen, ich sah mich, wie ich als junger Mann mit ihnen kämpfte…
    Ich öffnete die Augen. Zum ersten Mal begriff ich, wo wir wirklich waren. Nicht in irgendeiner abstrakten Nacht, sondern an einem wirklichen Ort. An einem Ort, der einst mein gewesen war. »Ja«, flüsterte sie. »Sieh dich um.«
    Ich erkannte ihn an der Luft wieder, am Geruch des Winters, und dann sah ich die zerbrochenen Zinnen hoch oben und den Turm.
    »Das ist das Haus meines Vaters!« flüsterte ich. »Das ist das Schloß, in dem ich geboren wurde.«
    Stille. Der Schnee glänzte weiß auf dem alten Fußboden. Wir standen jetzt in der ehemaligen Eingangshalle. Gott, es als Ruine wiederzusehen, zu begreifen, daß es vor langer Zeit schon verlassen worden war. Die alten Steine schienen weich wie Erde zu sein,

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