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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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mich«, antwortete ich. »Ihr alle. Ich könnte mir nicht vorstellen, euch zu verlassen, jedenfalls nicht für sehr lange. Aber du’ weißt, als ich in San Francisco auf dieser Bühne stand…« Ich sprach nicht zu Ende. Welchen Sinn hatte es, darüber zu reden, wenn er es nicht verstand? Es war alles gewesen, was ich mir erträumt hatte, bis der mächtige Wirbelsturm niedergefahren war und mich davongetragen hatte.
    »Obwohl sie dir nie geglaubt haben?« fragte er. »Sie haben dich doch lediglich für einen gerissenen Darsteller gehalten. Für einen Mann mit dem richtigen Riecher, wie sie sagen.«
    »Sie kannten meinen Namen!« antwortete ich. »Es war meine Stimme, die sie hörten. Sie sahen mich da oben im Rampenlicht.«
    Er nickte. »Und deshalb das Buch Die Königin der Verdammten«, sagte er.
    Keine Antwort.
    »Komm herunter zu uns. Wir wollen versuchen, dir Gesellschaft zu leisten. Erzähle uns, was geschehen ist.« »Ihr habt erlebt, was geschehen ist.«
    Ich verspürte plötzlich eine leichte Verwirrung; da war eine Neugier in ihm, die er nicht offenbaren wollte. Er sah mich immer noch an.
    Ich dachte an Gabrielle, an die Art, wie sie mir Fragen zu stellen und dann wieder damit aufzuhören pflegte. Dann begriff ich. Was war ich für ein Narr gewesen, es nicht früher zu erkennen. Sie wollten wissen, welche Fähigkeiten sie mir verliehen hatte, sie wollten wissen, wie sehr ihr Blut mich beeinflußt hatte; und ich hatte diese Geheimnisse die ganze Zeit in mir verschlossen gehalten. Dort hielt ich sie auch jetzt verschlossen. Zusammen mit dem Bild der verstreuten Leichen in Azims Tempel; zusammen mit der Erinnerung an die Lust, die ich verspürt hatte, als ich jeden Mann erschlagen hatte, der mir über den Weg lief. Und zusammen mit der Erinnerung an noch einen weiteren schrecklichen und unvergeßlichen Augenblick: ihren Tod, bei dem ich es unterlassen hatte, die Gaben zu nutzen, um ihr zu helfen!
    Und jetzt war die Zwangsvorstellung von ihrem Ende wieder da. Hatte sie mich so dicht bei sich liegen sehen? Hatte sie meine Weigerung, ihr zu helfen, erkannt? Oder war ihre Seele schon nach dem ersten Schlag aufgestiegen?
    Marius blickte hinaus über das Wasser, auf die kleinen Boote, die nach Süden in den Hafen rasten. Er dachte daran, wie viele Jahrhunderte es ihn gekostet hatte, die Fähigkeiten zu erwerben, die er jetzt besaß. Infusionen ihres Bluts allein hatten nicht ausgereicht. Erst nach tausend Jahren war er in der Lage gewesen, sich furchtlos und unbehindert zu den Wolken zu erheben, als sei er eine von ihnen. Er dachte daran, wie unterschiedlich solche Dinge bei jedem einzelnen Unsterblichen ausgebildet waren; daß keiner wußte, welche Kräfte im anderen schlummerten; daß vielleicht keiner wußte, welche Kräfte in ihm selbst steckten.
    Alles sehr höflich; aber ich konnte mich gerade jetzt ihm und den anderen noch nicht eröffnen.
    »Sieh mal«, sagte ich. »Laßt mich nur noch eine Weile trauern. Laßt mich hier meine dunklen Bilder beschwören und die Worte für Freunde aufschreiben. Später werde ich dann zu euch kommen; ich werde mich zu euch allen gesellen. Vielleicht werde ich mich an die Regeln halten. An einige von ihnen jedenfalls, wer weiß? Was wollt ihr übrigens unternehmen, wenn ich es nicht tue? Und habe ich das nicht schon einmal gefragt?«
    Er war wirklich bestürzt.
    »Du bist doch eine ganze elende Kreatur!« flüsterte er. »Du erinnerst mich an die alte Geschichte von Alexander dem Großen. Er weinte, als es keine Weltreiche mehr zu erobern gab. Wirst du weinen, wenn du nicht mehr gegen die Regeln verstoßen kannst?«
    »Ach, Regeln, gegen die man verstoßen kann, gibt es immer.«
    Er lachte leise. »Verbrenne das Buch.«
    »Nein.«
    Einen Augenblick lang sahen wir uns an, dann umarmte ich ihn fest und lächelte. Ich wußte nicht einmal, warum ich es tat, abgesehen davon, daß er so geduldig und ernsthaft war und daß in ihm eine grundlegende Veränderung vorgegangen war, wie in uns allen, nur daß sie bei ihm verzweifelt und schmerzhaft gewesen war wie bei mir.
    Es hing mit dem ewigen Kampf zwischen Cut und Böse zusammen, den er genauso verstand wie ich, denn er war es gewesen, der mich Vorjahren gelehrt hatte, es zu verstehen. Er war es gewesen, der mir gesagt hatte, daß wir auf ewig mit diesen Fragen zu kämpfen hätten, daß wir keine einfachen Lösungen brauchten, sondern diese immer fürchten müßten.
    Ich hatte ihn auch umarmt, weil ich ihn liebte und ihm nahe sein

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