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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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wollte, und ich wollte ihn gerade jetzt nicht verärgern und von mir enttäuscht gehen lassen. »Du wirst dich an die Regeln halten, nicht wahr?« fragte er plötzlich. Eine Mischung aus Drohung und Sarkasmus. Und vielleicht auch ein wenig Zuneigung.
    »Natürlich!« Ich zuckte wieder die Achseln. »Wie lauten sie eigentlich? Ich hab’s vergessen. 0 ja, wir machen keine neuen Vampire mehr, wir verschwinden nicht spurlos, wir töten diskret.«
    »Du bist ein Schelm, Lestat, weißt du das? Ein Flegel.«
    »Eine Frage«, sagte ich. Ich ballte meine Hand zur Faust und berührte ihn leicht am Arm. »Dieses Gemälde von dir, Die Versuchung des Amados, das in der Krypta bei den Talamasca…«
    »Ja?«
    »Möchtest du das nicht zurückhaben?«
    »Bei allen Göttern, nein. Es ist wirklich ein trostloses Werk. Meine schwarze Periode, könnte man sagen. Aber ich wünschte, sie würden es aus dem verdammten Keller holen. Und es in die Eingangshalle hängen, verstehst du? An irgendeine passende Stelle.«
    Ich lachte.
    Plötzlich wurde er ernst. Mißtrauisch.
    »Lestat!« sagte er schneidend. »ja, Marius.«
    »Du wirst die Talamasca in Ruhe lassen!«
    »Natürlich!« Wieder Achselzucken. Noch ein Lächeln. Warum nicht?
    »Ich meine das so, Lestat. Ich bin ganz ernst. Misch dich nicht bei den Talamasca ein. Verstehen wir uns, du und ich?«
    »Marius, du bist bemerkenswert leicht zu verstehen. Hörst du das? Die Uhr schlägt Mitternacht. Ich mache um diese Zeit immer meinen Spaziergang rund um Night Island. Willst du mitkommen?«
    Ich wartete seine Antwort nicht ab. Ich hörte ihn einen dieser wunderbar nachsichtigen Seufzer ausstoßen, als ich aus der Tür ging.
     
    Mitternacht.
    Night Island sang. Ich ging durch den wimmelnden Ladenkomplex mit seinen Galerien. Jeansjacke, weißes T-Shirt, das Gesicht halb von einer riesigen Sonnenbrille verdeckt, die Hände in die Taschen meiner Jeans geschoben. Ich beobachtete, wie die gierigen Einkäufer in die offenen Türen eintauchten, Stapel glänzender Schachteln ansahen, Seidenhemden in Plastikhüllen, eine glatte schwarze Schaufensterpuppe in einem Nerz.
    Neben dem glitzernden Springbrunnen mit seinen tanzenden Sträußen aus Myriaden Tröpfchen saß eine alte Frau zusammengekauert auf einer Bank, in der zitternden Hand einen Pappbecher mit dampfendem Kaffee. Es fiel ihr schwer, ihn an die Lippen zu heben; als ich im Vorbeigehen lächelte, sagte sie mit zitternder Stimme:
    »Wenn man alt ist, braucht man keinen Schlaf mehr.«
    Aus der Cocktail Lounge drang leise, fremde Musik. Junge Rowdys lungerten um die Videothek herum. Blutdurst! Durch die Tür des französischen Restaurants warf ich einen flüchtigen Blick auf die bezaubernde Bewegung einer Frau, die ein Champagnerglas erhob;
    gedämpftes Gelächter. Das Theater war voller schwarzer und weißer Hünen, die französisch sprachen.
    Eine junge Frau ging an mir vorbei; dunkle Haut, sinnliche Hüften, kleiner Schmollmund. Der Blutdurst erreichte den Höhepunkt. Ich ging weiter, bezwang ihn wieder. Ich brauche das Blut nicht. Bin jetzt stark wie die Alten. Dann meinte ich fast wieder ihr Blut zu schmecken, und ich sah mich nach ihr um, sah sie auf der Steinbank sitzen, die nackten Knie ragten aus dem engen, kurzen Rock, und ihr Blick war auf mich gerichtet.
    Oh, Marius hatte recht, er hatte in allem recht. Ich verzehrte mich vor Unzufriedenheit, vor Einsamkeit. Ich wollte sie von dieser Bank hochzerren: Weißt du, was ich bin? Dann wieder beschwor ich mich: Nein, laß dich nicht darauf ein, locke sie nicht hier weg, tu’s nicht, nimm sie nicht mit hinunter an den weißen Strand, weit weg von den Lichtern der Einkaufspassage, wo die Felsen gefährlich sind und die Wellen sich ungestüm in der kleinen Bucht brechen.
    Ich dachte daran, was sie zu uns gesagt hatte - über unsere Selbstsucht, unsere Gier! Blutgeschmack auf meiner Zunge. Jemand wird sterben, wenn ich hier bleibe…
    Das Ende des Korridors. Ich steckte meine Schlüssel in die Stahltür zwischen dem Laden, der chinesische Teppiche verkaufte, und dem Tabakhändler, der jetzt, mit einer Zeitschrift auf dem Gesicht, zwischen seinen holländischen Pfeifen schlief.
    Ein stiller Flur ins Innere der Villa.
    Jemand spielte Klavier. Ich lauschte eine ganze Weile. Pandora, und die Musik hatte wie immer einen dunklen, süßen Klang, aber sie ähnelte mehr denn je einem endlos dauernden Anfang - einem Thema, das einem Höhepunkt zugeführt wurde, der nie kommen würde.
    Ich ging die

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