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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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erreicht, den andere gehört hatten? Sag’s mir, Azim. Warum solltest du mich zu deiner Feindin machend
    Als er sich ihr wieder zuwandte, blickte er nachdenklich drein; sein rundes Gesicht sah menschlich aus. Er schien bereit zu sein, ihrem Wunsch nachzugeben. Er wollte etwas von ihr. Aller Spott und alle Boshaftigkeit waren von ihm gewichen.
    »Es ist eine Warnung«, sagte er, »eine Warnung, die wie ein Echo von sehr weit her, von Ohr zu Ohr zu uns herüberhallt: Wir sind alle in Gefahr. Dieser Warnung folgt ein weniger gut zu hörender Hilfeschrei. Helft ihm, damit er versuchen kann, die Gefahr abzuwenden. Aber sehr überzeugend klingt das nicht. Es kommt ihm vor allem darauf an, daß wir der Warnung Beachtung schenken.«
    »Wie lauten die Worte?«
    Er zuckte die Schultern. »Ich höre nicht zu. Es ist mir gleichgültig.«
    Sie wandte ihm nun den Rücken zu. Sie hörte, wie er auf sie zukam, spürte seine Hände auf ihren Schultern.
    »Jetzt mußt du meine Frage beantworten«, sagte er. Er drehte sie um, damit sie ihn ansah. »Mich beschäftigt der Traum von den Zwillingen. Was hat er zu bedeuten?«
    Der Traum von den Zwillingen. Sie hatte keine Antwort. Sie verstand die Frage nicht. Sie hatte niemals einen solchen Traum gehabt.
    Er sah sie schweigend an, als würde er ihr nicht glauben. Dann sprach er sehr langsam, wobei er genau auf ihre Reaktionen achtete.
    »Zwei Frauen, rotes Haar. Schreckliches widerfährt ihnen. Sie suchen mich in höchst beunruhigenden Visionen heim, immer kurz bevor ich die Augen öffne. Ich sehe, wie diese Frauen in aller Öffentlichkeit vergewaltigt werden. Aber ich weiß nicht, wer sie sind und wo diese Freveltaten begangen werden. Und ich stehe mit meinen Fragen nicht allein da. Über die ganze Welt verstreut sind die Götter der Finsternis, die diese Träume haben und die wissen möchten, warum sie uns jetzt behelligen.«
    Götter der Finsternis! Wir sind keine Götter, dachte sie verächtlich.
    Er lächelte sie an. Standen sie nicht in diesem Tempel hier? Konnte sie nicht das Klagen der Gläubigen hören? Konnte sie nicht ihr Blut riechen?
    »Ich weiß nichts über diese beiden Frauen«, sagte sie. Zwillinge, rotes Haar. Nein. Sie berührte sanft seine Finger, fast verführerisch. »Azim, quäle mich nicht. Ich möchte, daß du mir von Marius erzählst. Woher kommt sein Rufen?«
    In diesem Augenblick haßte sie ihn, da er ganz nach Belieben sein Geheimnis für sich behalten konnte.
    »Woher?« fragte er sie herausfordernd. »Das ist das Dilemma, nicht wahr? Glaubst du ernsthaft, er würde es wagen, uns zu verraten, wo der Schrein Der Mutter und Des Vaters ist? Wenn ich davon ausgehen könnte, würde ich ihm antworten, doch, doch, ganz bestimmt. Ich würde meinen Tempel verlassen, um ihn aufzusuchen. Aber mir kann er nichts vormachen. Er würde eher seinen Untergang in Kauf nehmen, als den Standort des Schreins preiszugeben.«
    »Woher kommen seine Rufe?« fragte sie geduldig.
    »Diese Träume«, sagte er mit wutentbranntem Gesicht. »Die Träume von Zwillingen, dafür hätte ich gerne eine Erklärung!«
    »Und ich würde dir sagen, wer sie sind und was sie bedeuten, wenn ich es nur wüsste!« Sie mußte an die Lieder von Lestatdenken, an die Worte, die sie gehört hatte. Lieder über JENE, DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN und Lieder von Gewölben unter den Städten Europas, Lieder der Suche und der Trauer. Kein Wort von rothaarigen Frauen, kein einziges…
    Mit einer zornigen Gebärde unterbrach er sie. »Der Vampir Lestat«, sagte er schnarrend. »Erwähne diesen Ausbund an Niedertracht nicht in meiner Gegenwart. Warum ist er nicht längst vernichtet worden? Schlafen die Götter der Finsternis, wie Die Mutter und Der Vater?« Er sah sie kühl an. Sie wartete.
    »Also gut. Ich glaube dir«, sagte er schließlich. »Du hast mir gesagt, was du weißt.«
    »Ja.«
    »Wie gesagt, Marius gegenüber verschließe ich meine Ohren. Der Dieb Der Mutter und Des Vaters, mag er ruhig bis ans Ende aller Zeiten um Hilfe schreien. Aber dich, Pandora, dich liebe ich noch immer, und darum werde ich mich mit diesen Angelegenheiten besudeln. Oberquere den Ozean zur Neuen Welt. Begebe dich in den eisigen Norden jenseits der letzten Wälder. Und da kannst du Marius finden, der in einer Zitadelle aus Eis gefangensitzt. Er schreit, daß er sich nicht fortbewegen kann. Und was seine Warnung anbelangt, sie ist so unklar, wie sie beständig ist: Wir seien in Gefahr. Wir müßten ihm helfen, damit er der Gefahr

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