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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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erzählen konnte. Sie hatte es selbst erst eben festgestellt. Gespräch mit dem Vampir »erinnerte« sie an den längst vergangenen Sommer mit Maharet, obwohl Jesse nicht wußte, warum. Immer wieder unterbrach sie ihre Lektüre, um über diesen Sommer nachzudenken. Und lauter Kleinigkeiten schlichen sich wieder in ihr Gedächtnis. Sie träumte sogar wieder davon. Ziemlich abwegig, sagte sie sich. Doch es gab eine Verbindung, etwas, das mit der Atmosphäre des Buches zu tun hatte, aber Jesse kam nicht dahinter. Jesses erste Tage in New Orleans waren die seltsamsten ihrer ganzen Detektivkarriere.
    Die Stadt war von einer schwülen karibischen Schönheit, die sie sofort bezauberte. Doch wohin Jesse auch ging, »fühlte« sie, daß irgend etwas in der Luft lag. Der ganze Ort schien verhext zu sein. Die furchteinflößenden alten Herrenhäuser standen still und düster da. Sogar in den Straßen des French Quarter lag eine unheilvolle Stimmung, so daß sie endlos von ihrem Weg abkam oder sich auf eine Bank am Jackson Square fallen ließ, um ihren Träumen nachzuhängen.
    Sie haßte es, die Stadt um sechzehn Uhr zu verlassen. Das Hochhaushotel in Baton Rouge war mit allem erdenklichen Luxus amerikanischer Machart ausgestattet. Jesse gefiel das zwar, aber das lockere Ambiente von New Orleans ließ sie nicht los. Jeden Morgen erwachte sie und erinnerte sich noch schwach, daß sie von den Vampiren des Romans geträumt hatte. Und von Maharet.
    Am vierten Tag ihrer Untersuchung machte sie eine Reihe Entdeckungen, die sie sofort zum Telefonhörer greifen ließen. So tauchte der Name Lestat de Lioncourt auf alten Steuerlisten des Staates Louisiana auf. Ja, im Jahre 1862 hatte er ein Haus in der Royal Street von seinem Geschäftspartner Louis de Pointe de Lac übernommen. Louis de Pointe de Lac hatte verschiedene Immobilien in Louisiana besessen, und eine davon war die Plantage, die in Gespräch mit dem Vampir beschrieben wurde. Jesse war wie von Sinnen. Gleichzeitig aber war sie hocherfreut.
    Aber das waren nicht die einzigen Entdeckungen. Ein gewisser Lestat de Lioncourt besaß auch heute Häuser in der ganzen Stadt. Und die Unterschrift dieses Herrn, die auf Urkunden von 1895 und 1910 erschien, war identisch mit den Unterschriften aus dem achtzehnten Jahrhundert.
    Das war einfach phantastisch. Jesse langweilte sich keine Sekunde.
    Sofort machte sie sich daran, die Besitztümer Lestats zu fotografieren. Zwei davon waren Herrenhäuser im Garden District, die offenbar unbewohnt waren und hinter verrosteten Gattern verfielen. Aber das Haus in der Royal Street - das Lestat 1862 überschrieben worden war -, hatte eine örtliche Agentur gemietet, die den Mietzins an einen Anwalt in Paris überwies. Das war mehr, als Jesse ertragen konnte. Sie bat David telegrafisch um Geld. Sie mußte die Mieter in der Royal Street herauskaufen, denn das war eindeutig das Haus, das einst von Lestat, Louis und dem Kind Claudia bewohnt worden war. Ob sie Vampire gewesen waren oder nicht, gewohnt hatten sie dort!
    Sofort schickte David Geld und die strikte Anweisung, sie dürfe sich unter keinen Umständen den verfallenen Herrenhäusern nähern. Jesse antwortete umgehend, daß sie diese Örtlichkeiten bereits einer gründlichen Untersuchung unterzogen habe. Sie stünden schon seit Jahren leer. Es kam lediglich auf das Haus in der Royal Street an. Bereits am Wochenende zogen die Mieter fröhlich aus, die Taschen mit Bargeld vollgestopft. Und am Montagmorgen betrat Jesse die leere Wohnung im ersten Stock. Gottlob war nie etwas renoviert worden. Die alten Kamine, die Stukkatur, die Türen, alles war noch da!
    Jesse machte sich mit einem Schraubenzieher und einem Meißel in den vorderen Räumen an die Arbeit. Louis hatte ein Feuer in diesen Gemächern beschrieben, während dessen Lestat böse Brandwunden davongetragen hatte. Nun, Jesse würde das herausfinden.
    In Stundenfrist hatte sie das verkohlte Holz freigelegt! Und die Brandlöcher hinter dem Verputz hatten sie mit alten Zeitungen von 1862 ausgestopft. Das stimmte genau mit Louis’ Bericht überein.
    Natürlich redete sich Jesse ein, nach wie vor skeptisch zusein, aber die Personen des Buches wurden auf seltsame Weise lebendig. Das alte schwarze Telefon in der Eingangshalle war abgestellt. Sie hätte hinausgehen müssen, um David anzurufen, was ihr lästig war. Sie wollte ihm alles sofort berichten.
    Aber sie rührte sich nicht von der Stelle. Sie blieb stundenlang ruhig im Wohnzimmer sitzen und

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