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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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von mir?« wisperte ich. »Dachtest du wirklich, ich könnte deine Seele retten?« Ich sah sie, wie ich sie im Delirium gesehen hatte, in diesem alten Hospital in New Orleans, wo ich sie bei den Schultern gefaßt hatte. Oder waren wir in dem alten Hotel gewesen? »Ich habe dir gesagt, ich würde es wieder tun. Ich habe es dir gesagt.«
    Etwas war in diesem Augenblick gerettet worden. Die dunkle Verdammnis Lestats war gerettet worden, und jetzt war sie für alle Zeit unversehrt.
    »Lebt wohl, ihr Geliebten«, flüsterte ich.
    Und dann schlief ich ein.

Sechsundzwanzig
    M iami - ah, meine schöne Metropole des Südens unter dem blanken Himmel der Karibik, was immer die Landkarten sagen mögen! Die Luft war süßer noch als auf den Inseln, und sanft wehte sie über die unvermeidlichen Menschenmengen auf dem Ocean Drive hinweg.
    Ich eilte durch das prächtige Art-deco-Foyer des Park Central und hinauf in die Zimmer, die ich dort hatte; ich zog die von Dschungel strapazierten Kleider aus und nahm ein weißes Rollkragenhemd, eine Khakijacke mit Gürtel und eine Hose sowie ein paar weiche braune Lederstiefel aus dem Schrank. Es war ein gutes Gefühl, die Kleider los zu sein, die der Körperdieb gekauft hatte, ob sie nun gut paßten oder nicht.
    Danach rief ich sofort an der Rezeption an und erfuhr, daß David Talbot gestern angekommen sei und mich jetzt weiter unten an der Straße, auf der Veranda von Bailey’s Restaurant erwarte.
    Ich hatte keine Lust auf betriebsame öffentliche Orte. Ich würde ihn überreden, mit in meine Suite zu kommen. Sicher war er immer noch erschöpft von der ganzen Anstrengung. In den Sesseln am Tisch hier vor den vorderen Fenstern würden wir sicher besser miteinander reden können, und das hatten wir ja vor.
    Ich ging los und durch das Gedränge auf dem Gehweg hinauf nach Norden, bis ich Bailey’s mit dem unvermeidlichen Schriftzug in modischen Neonlettern über den hübschen weißen Markisen erblickte. All die kleinen Tische waren mit rosa Tischdecken und Kerzen gedeckt, und schon hatte die erste Welle des Abendbetriebs begonnen. In der hintersten Ecke der Veranda sah ich Davids vertraute Gestalt, sehr adrett in dem weißen Leinenanzug, den er auch auf dem Schiff getragen hatte. Er hielt mit dem gewohnten wachen und neugierigen Gesichtsausdruck Ausschau nach mir.
    Trotz meiner Erleichterung überraschte ich ihn absichtlich; ich schlüpfte schnell auf den Stuhl ihm gegenüber, daß er leicht zusammenfuhr. »Ah, du Teufel«, flüsterte er. Ich sah, daß ein steifer Zug sich um seinen Mund legte, als sei er wirklich verärgert, aber dann lächelte er. »Gottlob, es ist alles in Ordnung mit dir.«
    »Findest du wirklich, daß diese Formulierung angemessen ist?«
    Als der hübsche junge Kellner erschien, bestellte ich ein Glas Wein, damit er mich in der nächsten Zeit nicht ständig von neuem fragte. David hatte sich bereits einen schauderhaft bunten exotischen Drink kommen lassen.
    »Was zum Teufel ist denn eigentlich passiert?« fragte ich und beugte mich ein bißchen weiter über den Tisch, um den allgemeinen Lärm auszublenden.
    »Na, es gab ein wildes Durcheinander«, sagte er. »Er versuchte, mich zu attackieren, und mir blieb nichts anderes übrig, als die Waffe zu benutzen. Er entkam dann über die Veranda, weil ich den verfluchten Revolver nicht ruhig halten konnte. Er war einfach zu groß für diese alten Hände.« Er seufzte. Er wirkte müde und ein bißchen überstrapaziert. »Danach genügte es eigentlich, das Mutterhaus anzurufen, damit sie mich auslösten. Ein Hin und Her von Telefonaten mit der Cunard-Verwaltung in Liverpool. «Er winkte ab. »Am Mittag saß ich im Flugzeug nach Miami. Selbstverständlich habe ich dich nicht gern unversorgt auf dem Schiff zurückgelassen, aber es blieb mir wirklich nichts anderes übrig.«
    »Ich war keinen Moment lang in Gefahr«, sagte ich. »Ich hatte Angst um dich. Daß du um mich keine Angst zu haben brauchtest, habe ich dir gesagt.«
    »Na ja, das dachte ich mir auch. Ich habe sie natürlich auf James gehetzt, in der Hoffnung, ihn vom Schiff zu vertreiben. Es war bald klar, daß nicht einmal daran zu denken war, das Schiff Kabine für Kabine zu durchsuchen. Also dachte ich mir, daß man dich nicht stören würde. Ich bin fast sicher, daß James gleich nach dem Handgemenge von Bord gegangen ist. Sonst hätten sie ihn gefaßt. Ich habe ihnen selbstverständlich eine umfassende Beschreibung gegeben.«
    Er schwieg, nippte behutsam an seinem

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