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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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wusste natürlich, dass sie Zugang zu den fraglichen Gegenständen hatte. Sie nahm innerhalb der Talamasca eine Machtposition ein und hatte uneingeschränkten Zugang zu den Stahlkammern.
    Ich überlegte, ob ich sie in Oak Haven anrufen sollte, um ihr zu sagen, dass wir über diese Sache noch einmal reden müssten. Aber ich konnte das Risiko nicht auf mich nehmen. Dort wohnten zwar nur wenige Talamasca-Mitglieder, aber sie alle waren auf die eine oder andere Art übersinnlich begabt. Das Telefon kann eine machtvolle Verbindungslinie zwischen zwei Seelen sein, und ich konnte es mir einfach nicht leisten, dass da jemand »etwas Seltsames« an der Stimme am anderen Ende der Leitung spürte.
    Also beließ ich es dabei und machte mich auf in die Rue Royale. Als ich in die Zufahrt trat, huschte etwas Weiches an meinen Beinen entlang. Ich blieb stehe n und lugte in die Dunkelheit, bis ich abermals den Umriss einer riesigen schwarzen Katze erkannte. Es musste ja wohl eine andere sein. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Kreatur von der Nacht zuvor uns ohne das verlockende Angebot von Futter oder Milch hierher gefolgt war. Die Katze verschwand im Garten auf der Rückseite des Hauses und war nicht mehr zu sehen, als ich die eisernen Stufen des Hintereingangs erreichte. Mir gefiel das nicht. Mir gefiel diese Katze nicht. Nein, überhaupt nicht. Ich beschäftigte mich eingehend mit dem Garten. Ich ging um den Brunnen herum, der kürzlich erst gereinigt und mit ausgewachsenen Goldfischen bestückt worden war, und eine ganze Weile lang betrachtete ich die Gesichter der steinernen Putten mit ihren hoch erhobenen Muschelschalen, die schon stark mit Flechten überwuchert waren. Dann schaute ich in den üppig bewachsenen Blumenbeeten nach, die sich an der Ziegelmauer entlangzogen.
    Der Hof war gepflegt, wenn auch etwas aus der Hand geraten, denn das Pflaster war sauber gefegt, doch die Pflanzen wucherten ungezügelt. Lestat wollte es vielleicht so, wenn er sich denn dafür interessierte. Und Louis liebte es so. Ich hatte gerade beschlossen, nach oben zu gehen, als ich plötzlich die Katze wieder sah, ein ungeheures schwarzes Monster meiner Ansicht nach - aber ich mag Katzen nicht -, das auf der hohen Mauer entlangschlich.
    Unzählige Gedanken tummelten sich in meinem Kopf. Ich spürte eine immer noch zunehmende Erregung wegen dieses Vorhabens mit Merrick und ein gewisse düstere Vorahnung, die mir aber nur der erforderliche Preis dafür zu sein schien. Es machte mir mit einem Mal Angst, dass sie so plötzlich nach London abge reist war, dass ich ihr so sehr zugesetzt hatte, dass sie sich von ihrem momentanen, wie auch immer gearteten Projekt hatte ablenken lassen. Sollte ich Louis sagen, weswegen sie unterwegs war? Es würde unseren Plänen mit Sicherheit eine gewisse Endgültigkeit verleihen.
    Als ich die Wohnung betrat, machte ich zuerst in allen Räumen das elektrische Licht an, das war bei uns mittlerweile eine echte Gewohnheit geworden, und zwar eine, von der ich, aus einem Wunsch nach Normalität heraus, nachgerade abhängig war; es war zwar nur eine Illusion, aber ist Normalität schließlich nicht immer ein Illusion? Wer bin ich, dass ich darüber urteilen könnte? Louis trat fast unmittelbar nach mir ein, mit seinem typischen weichen Gang kam er die Hintertreppe herauf. In meinem überwachen Zustand hörte ich seinen Herzschlag, nicht etwa seine herannahenden Schritte.
    Louis fand mich im hinteren Salon, dem, der vom Touristenlärm auf der Rue Royale am weitesten entfernt war. Die Fenster zum Garten standen offen, genau genommen sah ich sogar zum Fens ter hinaus, hielt abermals Ausschau nach der Katze, obwohl ich es mir selbst nicht eingestand, und begutachtete, wie weit die Bougainvillea schon die hohen Mauern überwuchert hatte, die uns einfriedeten und sicher vor dem Rest der Welt abschlossen. Auch der Blauregen rankte wild empor, und seine Triebe hangelten sich schon hinüber zum Geländer des rückwärtigen Balkons und suchten sich ihren Weg auf das Dach. Nie würde ich die üppige Blumenpracht von New Orleans für selbstverständlich halten. Jedes Mal, wenn ich mir die Zeit nahm, sie zu betrachten und ihren Duft in mich aufzunehmen, schenkte sie mir ein Gefühl des Glücks, so, als wäre ich noch ein Teil der Natur, als hätte ich noch ein Recht darauf, als wäre ich immer noch ein sterblicher Mann.
    Louis war sorgfältig und mit Bedacht gekleidet, genau wie am Abend zuvor. Er trug einen schwarzen Leinenanzug, der

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