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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ängstlich und legte eine Hand auf meine behandschuhten Finger. »Ich will aber rasen, wenigstens für einen Moment! Sie haben ihn entführt, und ich konnte hören, wie er um Erklärungen bettelte, und meine Jungen, auch die haben sie verschleppt. Warum nur?« Ich starrte sie durch die Schlitze der Maske an. Ich hatte keine Vorstellung, was sie in ihrer erhitzten Phantasie aus dieser künstlichen Miene ablas. Der Geruch ihres Blutes war beinahe übermächtig, und ihre Lieblichkeit schien zu einer anderen Welt zu gehören.
    »Warum haben sie dich leben lassen, Bianca? Schließlich kam ich ja nicht rechtzeitig.«
    »Sie wollten deine Schüler«, antwortete sie, »sie fingen sie mit Netzen ein. Ich sah es. Und dann rannte ich zum Portal und schrie und schrie immerzu. Ich interessierte sie nur als Köder, um dich herzulocken, und als ich dich sah, konnte ich nicht anders, als nach dir zu rufen, damit du mir gegen sie beistandest. War das falsch? Ist es falsch, dass ich noch lebe?«
    »Nein, das darfst du nicht glauben. Nein!« Ich griff ganz vorsichtig nach ihrer Hand und drückte sie mit meinen verhüllten Fingern. »Sag es, wenn ich zu fest zupacke.«
    »Es ist nie zu fest, Marius«, sagte sie. »Vertrau mir, so wie du mich bittest, dir zu vertrauen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Einen Moment lang konnte ich nichts sagen, so schrecklich plagte mich der Schmerz. Geist und Körper schmerzten gleichermaßen. Ich konnte das, was mir widerfahren war, nicht ertragen. Ich konnte den hoffnungslosen Kletterakt nicht ertragen, der mir und meinem zukünftigen Ich bevorstand.
    »Wir bleiben gemeinsam hier, du und ich«, sagte sie jetzt, »es gibt sicher genug zu tun, um dich zu kurieren. Erlaube mir, deinen Zauberkräften zu dienen. Ich sagte dir, ich bin bereit dazu.«
    »Aber in Wirklichkeit weißt du doch gar nichts darüber, Bianca.«
    »Blut, das ist doch der Zauber, mein Herr?«, fragte sie. »Meinst du, ich könnte mich nicht daran erinnern, wie du den sterbenden Amadeo in deine Arme nahmst? Nichts hätte ihn retten können außer dieser Verwandlung, die ich später an ihm sah. Ich wusste Bescheid.«
    Ich schloss die Augen und atmete ganz langsam. Der Schmerz war entsetzlich. Ihre Worte lullten mich ein und ließen mich mein Unglück leugnen, aber wohin würde das führen? Ich versuchte, ihre Gedanken zu lesen, aber so kraftlos, wie ich war, gelang es mir nicht.
    Ich hätte so gern ihr Gesicht berührt, und schließlich vertraute ich auf den weichen Handschuh und streichelte ihre Wange. Ihr stiegen Tränen in die Augen.
    »Wohin bringen sie Amadeo?«, fragte sie verzweifelt.
    »Übers Meer nach Süden«, gestand ich ihr, »nach Rom, glaube ich. Ein persönlicher Feind von mir hat diesen Angriff auf mein Haus und auf die, die ich liebe, zu unternehmen gewagt, und der haust in Rom, und auch die, die er für dieses Unterfangen ausgeschickt hat, kommen aus Rom.
    Ich hätte ihn töten sollen! Ich hätte es voraussehen müssen! Aber in meiner Eitelkeit führte ich ihm meine Kräfte vor und schob ihn dann achtlos beiseite. Und deshalb schickt er eine so große Zahl seiner Anhänger aus, dass ich sie nicht überwältigen konnte. Ach, wie töricht war ich, nicht zu ahnen, was er tun würde. Aber was nützt das ganze Reden jetzt? Ich bin schwach, Bianca. Ich habe keine Möglichkeit, Amadeo zurückzuholen. Ich muss auf irgendeine Art meine alte Kraft wiedergewinnen.«
    »Ja, Marius, ich verstehe«, sagte sie.
    »Ich bete aus tiefster Seele, dass Amadeo die Kräfte, die ich ihm verliehen habe, auch nutzt«, gestand ich ihr. »Sie waren gewaltig, und er ist sehr stark.«
    »Ja, Marius«, wiederholte sie, »ich verstehe, was du meinst.«
    »Und ich kann mich jetzt nur um mich selbst kümmern«, sagte ich traurig, voller Schuldgefühle, »es geht nicht anders.« Schweigen senkte sich zwischen uns. Man hörte nichts als das Knistern der Fackel in ihrer Halterung an der Wand.
    Ich versuchte abermals, ihre Gedanken zu lesen, aber es ging nicht. Nicht nur meine Schwäche war dafür verantwortlich, es lag an Bianca; da war etwas so Resolutes, Entschlossenes an ihr. Denn obwohl sie mich liebte, tobten widerstreitende Gedanken in ihr, und sie hatte eine Mauer errichtet, sodass ich nicht herausfinden konnte, was genau in ihr vorging.
    »Bianca«, sagte ich gedämpft, »du sahst, wie verwandelt Amadeo war, aber weißt du wirklich Bescheid?«
    »Ja, mein Herr«, sagte sie.
    »Kannst du raten, woher er seitdem seine Kräfte bezieht?«
    »Ich weiß

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