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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ich kann dir nicht freie Bahn geben«, sagte Avicus, »und so wirst du gegen uns beide kämpfen müssen, und diesen Kampf dürftest du nicht gewinnen.«
    Mir fehlten die Worte; ich starrte ihn lange unverwandt an. Ich lenkte den Blick zu Mael, der immer noch den Dolch erhoben hatte. Und dann ließ ich mich in einer Anwandlung tiefster Verzweiflung an meinem Schreibtisch niedersinken und legte den Kopf auf die Arme.
    Ich dachte an die Nacht damals, im fernen Antiochia, als Pandora und ich dieses Trüppchen christlicher Vampire abgeschlachtet hatten, die so töricht in unser Haus gekommen waren und von Moses und der Schlange in der Wüste geredet hatten, von ägyptischen Geheimnissen und von anderen anscheinend wunderbaren Dingen. Ich dachte an all das Blut, daran, dass sie anschließend verbrannt werden mussten.
    Und ich dachte auch daran, wie diese beiden hier in Rom all die Jahre meine Gefährten gewesen waren, obwohl wir nie miteinander sprachen oder zusammentrafen. Vielleicht dachte ich an all die wichtigen Dinge. Mein Verstand versuchte, sich mit Mael und Avicus abzufinden, und ich blickte auf und sah einen nach dem andern an und dann wieder hinaus in den Garten. »Ich bin zum Kampf bereit«, sagte Mael mit seiner typischen Ungeduld.
    »Und was wirst du damit erreichen? Glaubst du, du kannst mir das Geheimnis um Die Mutter und Den Vater aus dem Herzen schneiden?«
    Avicus kam zu mir an den Tisch. Er setzte sich auf einen Stuhl vor mich hin und sah mich an, als wäre er ein Ratsuchender oder ein Freund.
    »Marius, sie sind nicht weit von Rom. Das weiß ich. Ich weiß es schon lange. Du bist häufig des Nachts in die Hügel hinausgegangen, zu einem unbekannten, einsamen Ort, und ich folgte dir mit der Gabe des Geistes, weil ich mich fragte, was dich so weit fort von Rom führen konnte. Jetzt glaube ich, dass du Die Eltern besuchen gingst. Ich glaube, du hast sie aus Ägypten geholt. Du kannst mir mit diesem Geheimnis trauen – auch, indem du schweigst, wenn du möchtest.«
    »Nein«, sagte Mael und trat unvermittelt vor. »Rede, oder ich vernichte dich, Marius! Avicus und ich werden dann zu ebendem Ort gehen, um Die Mutter und Den Vater mit eigenen Augen zu sehen.«
    »Niemals«, sagte Avicus und zeigte zum ersten Mal Ärger. Er schüttelte den Kopf. »Nicht ohne Marius. Du bist ein Narr!«, sagte er an Mael gewandt.
    »Sie können sich wehren«, erklärte ich kalt. »Ich habe dich gewarnt. Ich habe es selbst gesehen. Vielleicht erlauben sie dir, von dem göttlichen Blut zu trinken. Vielleicht verwehren sie es dir auch. Wenn sie es dir verwehren, vernichten sie dich.« Ich machte eine nachdrückliche Pause, ehe ich fortfuhr: »Einmal kam ein sehr starker Gott aus dem Osten in mein Haus in Antiochia«, sagte ich. »Er bahnte sich mit Gewalt den Weg zu Den Eltern. Er versuchte von Der Mutter zu trinken. Und als er seine Zähne in ihren Hals bohren wollte, zermalmte sie ihm den Schädel und bewirkte durch die Kraft ihres Geistes, dass die Lampen des Schreins seinen konvulsivisch zuckenden Körper entzündeten und ihn ganz und gar verzehrten. Ich erzähle euch keine Lügen.« Ich seufzte tief. Ich war meines Zornes so überdrüssig. »Da ich euch das nun mitgeteilt habe, werde ich euch zu ihnen bringen, wenn ihr es wünscht.«
    »Aber du hast ihr Blut getrunken«, wiederholte Mael.
    »Du bist so übereilig«, antwortete ich. »Verstehst du nicht, was ich sage? Sie tötet dich möglicherweise. Ich kann ihr Verhalten nicht vorhersagen. Und dann ist da noch die Frage, was Der König tut. Was ist sein Wille? Ich weiß es nicht. Ich werde euch hinbringen, wie ich es sagte.«
    Ich sah deutlich, dass Mael das unbedingt wollte. Nichts würde ihn davon abhalten; und Avicus wiederum hatte große Angst, und er schämte sich dessen.
    »Ich muss dorthin«, sagte Mael. »Ich war einst ihr Priester. Ich diente ihrem Gott, dem Gott in der Eiche. Ich kann gar nicht anders, ich muss hingehen.« Seine Augen glänzten vor Erregung. »Ich muss sie sehen. Ich kann auf deine Warnungen nicht hören. Du musst mich dorthin bringen.«
    Ich nickte. Mit einer Geste bedeutete ich ihnen zu warten. Ich ging zu den Türen des Speisesaals und öffnete sie. Meine Gäste waren vergnügt. Einige von ihnen zollten meinem plötzlichen Erscheinen Beifall, aber sie hatten mich gleich wieder vergessen. Ein schläfriger Sklave goss würzigen Wein nach. Ich wandte mich wieder zu Mael und Avicus. So sollte es denn sein! Und dann gingen wir in die Nacht hinaus,

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