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Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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fragte sie.
    »Ich kannte Ioneth, als sie noch lebte.«
    Das Bild einer jungen Frau trat Elsa vor Augen, die reglos in einer von einem Feuer erleuchteten Höhle stand. Sie hatte entschlossen die Klinge eines Schwertes gepackt und sich in Licht aufgelöst. Nur noch das weiß glühende Schwert war zu sehen gewesen … Ich habe Ioneth gesehen! Sie war das Mädchen in der Höhle … und ich habe den Mann gesehen, der das Schwert schmiedete.
    Eolande ging schneller, den Blick auf den Boden gerichtet. »Ioneth hatte keine Familie«, sagte sie. »Sie wurde von Ingvald, einem der Anführer des Eisvolkes, und seiner Frau an Kindes statt angenommen. Derselbe Ingvald und seine drei Söhne haben meinem Mann geholfen, den Vernichter zu fesseln. Brokk überlebte, doch Ingvald und seine Söhne wurden getötet.«
    Elsa bildete sich ein, das Schwert ganz leise, kaum hörbar schluchzen zu hören, doch Eolandes Geschichte beanspruchte ihre ganze Aufmerksamkeit.
    »Ioneth wurde in die Obhut ihres Großvaters gegeben, des Stammesführers Erlingr, doch sie verbrachte die meiste Zeit nach dem Tod ihres Vaters mit mir – und mit Brokk. Sie stand oft in der Schmiede und sah ihm bei der Arbeit zu. Ich lernte sie nach und nach kennen oder glaubte das zumindest.«
    Sie stiegen weiter die Eisrinne des Gletschers hinunter. Die Steine auf dem Boden gaben ihren Füßen Halt, doch die Rinne wurde immer enger, bis kaum noch Platz war, einen Fuß vor den anderen zu setzen. In einiger Entfernung vor ihnen hörte sie ganz auf.
    Eolande kletterte seitlich zum Rand der Rinne hinauf. »Mir nach!«, rief sie. Schweigend überquerten sie das rutschige Eis und stiegen eine andere, ebenfalls steinige Rinne hinunter.
    »Und was geschah dann?«, fragte Elsa ungeduldig.
    Eolande musterte sie. Ihr von schwarzen Haaren umrahmtes Gesicht blickte auf einmal misstrauisch, als fürchte sie, schon zu viel gesagt zu haben. Doch nach einer Weile sagte sie, ohne langsamer zu gehen: »Brokk sollte in Schneeland nicht nur neue Ketten für Loki schmieden, sondern auch ein Schwert, wie es noch keines gegeben hatte – ein Schwert, das Loki töten konnte, wenn es notwendig werden sollte.«
    Elsas Hand begann zu pochen. Stolpernd eilte sie einige Schritte vor, bis sie neben Eolande ging. Sie achtete nicht auf den Weg und hatte den Blick unverwandt auf Eolande gerichtet. Sie wollte kein Wort der Geschichte versäumen.
    »Dieser Fall trat tatsächlich ein. Loki wurde in Fesseln gelegt, aber das Land brannte weiter und in den Felsspalten und im Wasser des Sees tauchten hungrige Geister auf. Brokk freilich sagte, das Schwert sei noch nicht fertig. Monatelang hatte er daran gearbeitet, doch trotzdem fehlte ihm seiner Meinung nach noch eine notwendige Eigenschaft. Da kam Ioneth zu ihm und sagte, das Schwert müsse von einem Geist beseelt werden, wenn es imstande sein solle, Loki zu töten. Sie bot an, sich zu opfern.«
    Das Pochen in Elsas Hand schmerzte fast unerträglich. »Und er stimmte zu«, murmelte Eolande mit zusammengebissenen Zähnen. Für einen Moment sah Elsa anstelle der weißen Ödnis wieder die rötlich erleuchtete Höhle, die junge Frau mit den ausgestreckten Armen und den graubärtigen Mann … Brokk, den Schmied.
    »War Brokk älter als Ihr?«, fragte sie schließlich zögernd. »Hatte er graue Haare, ein runzliges Gesicht und braune Augen?«
    Eolande blieb stehen und sah Elsa an. Sie schien geradezu empört. »Älter?«, rief sie. »Nein! Wie kannst du …?« Sie ging stumm weiter, und Elsa, die fürchtete, sie gekränkt zu haben, stammelte verlegen eine Entschuldigung.
    »Du kannst es nicht wissen«, erwiderte Eolande kurz. Sie sah Elsa nicht an. »Brokk war jünger als ich.« Sie verstummte wieder und Elsa ging eine Weile in angespanntem Schweigen hinter ihr her.
    Aber ich muss es wissen! Wenn das Schwert … wenn Ioneth jetzt mir gehört, habe ich doch wohl das Recht, alles über sie zu wissen. »Bitte«, sagte sie leise, »sagt mir, was passiert ist, als das Schwert geschmiedet wurde.«
    Eolande sah sie wieder an. Sie hatte sich gefasst. »Ich war nicht dabei«, sagte sie. »Brokk ging mit Ioneth zu seiner Schmiede in den Bergen und kehrte allein zurück. Er sagte, er hätte das Schwert geschmiedet und Ioneth habe sich für das Schwert geopfert. Doch konnte man das Schwert nicht sehen. Viele Angehörige des Eisvolkes bezichtigten ihn der Lüge. Er sei gescheitert, behaupteten sie. Einige meinten sogar, Ioneth sei ihm auf die Schliche gekommen und er habe sie

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