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Cinderella kehrt zurück

Cinderella kehrt zurück

Titel: Cinderella kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VICTORIA PADE
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wäre dann auch alles.
    Egal, ob er der beste Küsser von ganz Northbridge war.
    „Eigentlich hatte ich gedacht, ich wäre heute nur mit dir verabredet, Eden“, sagte der Pfarrer betont höflich. Gerade hatte er Eden und Cam die Tür geöffnet, jetzt ging er ihnen voran ins Wohnzimmer.
    Bevor Eden darauf reagieren konnte, meldete sich Cam auch schon zu Wort: „Wir haben gestern gemeinsam das alte Foto von Celeste Perry bearbeitet, und ich wollte Ihnen das Ergebnis so schnell wie möglich zeigen. Eden meinte, dass Sie sich vielleicht wohler fühlen, wenn jemand aus Ihrer Familie dabei ist.“
    „Unsinn, ich wüsste nicht, wieso. Und ehrlich gesagt, hätte ich mich dann am wohlsten gefühlt, wenn mich heute einfach nur meine Enkelin besucht hätte. Immerhin haben Eden und ich uns kaum gesehen, seitdem sie aus Northbridge weggezogen ist.“
    Er hat sich kein bisschen verändert, dachte Eden.
    „Na ja, jetzt wohne ich wieder hier, da sehen wir uns doch bestimmt noch ganz oft“, sagte sie, obwohl ihr im Moment überhaupt nicht danach war. Sie hatte schon immer Schwierigkeiten mit seiner schroffen, distanzierten und viel zu steifen Art gehabt, deswegen stand er ihr auch nicht besonders nah.
    „Dann nehmt doch bitte Platz.“ Der Achtundsiebzigjährige wies auf das Sofa und setzte sich selbst in einen Lehnstuhl gegenüber.
    Dem drahtigen Mann sah man seinen enthaltsamen Lebensstil sofort an. Er hatte volles weißes Haar, und der Blick aus seinen wässrigblauen Augen wirkte so wach, dass kein Zweifel daran bestand, dass er im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war.
    Er nahm Cam und Eden allerdings weder die Mäntel ab, noch bot er ihnen etwas zu trinken an. Er machte auch keine Anstalten, sich mit ihnen zu unterhalten.
    „Wie geht es dir denn?“, erkundigte sich Eden, weil sie das Gefühl hatte, dass sich das als Enkelin so gehörte.
    „Ganz gut“, erwiderte er.
    „Eve hat mir erzählt, dass du Anfang der Woche wegen Kopfschmerzen bei deinem Arzt in Billings warst. Ist es sehr schlimm?“
    „Ach, jeder hat doch mal Kopfschmerzen.“
    Auf Small Talk wollte er sich also auch nicht einlassen. Wenn das so ist, kommen wir eben gleich zur Sache, dachte Eden. „Wie wär’s, wenn du dir jetzt die bearbeiteten Fotos anschaust, dann bist du uns umso schneller wieder los“, schlug sie vor.
    Auf ihr Stichwort hin holte Cam die Bilder aus einem Umschlag, aber der Pfarrer würdigte ihn keines Blickes. Stattdessen fixierte er bewusst seine Enkelin.
    „Ich habe wirklich keine Ahnung, warum du dich dafür hergegeben hast“, sagte er. „Sie ist immer noch deine Großmutter.“
    Seine Reaktion überraschte Eden nicht weiter, immerhin hatte ihre Schwester Eve sie schon darauf vorbereitet, dass der Pfarrer in ihr eine Art Verräterin sah. „Wenn ich es nicht mache, dann macht es jemand anderes“, erwiderte sie schlicht.
    „Das wäre auch besser so gewesen. Fühlst du dich deiner Familie gegenüber denn gar nicht verpflichtet?“
    „Soll das heißen, dass du dich Celeste gegenüber verpflichtet fühlst? Das wäre mir neu“, gab Eden zurück.
    „Ich meinte damit nicht Celeste, sondern den Rest der Familie.“
    „Ich verstehe nicht, was das damit zu tun haben soll. Wir wollen doch eigentlich alle gern wissen, was aus ihr geworden ist.“
    „Neugierde ist schon so manchem zum Verhängnis geworden“, herrschte der Pfarrer sie an.
    Diese Bemerkung konnte Eden nicht so recht einordnen, wollte aber auch nicht näher darauf eingehen. „Na ja, ich habe den Auftrag inzwischen erledigt, also wären wir dir sehr dankbar, wenn du dir die Bilder einmal anschauen könntest.“
    Wütend funkelte der Pfarrer sie an und achtete gar nicht darauf, dass Cam ihm schon seit etlichen Minuten die Computerausdrucke hinhielt.
    „Bitte“, fügte Eden hinzu.
    Es dauerte noch einige Sekunden, bis der alte Mann sich schließlich Cam zuwandte. Aber auch jetzt nahm er die Bilder nicht entgegen, sondern hielt die Hände weiterhin im Schoß gefaltet. Also schob Cam ihm das erste Foto einfach vor die Nase.
    Der Pfarrer warf einen kurzen Blick darauf, dann guckte er auch schon wieder weg. „Das ist nicht Celeste“, sagte er unwirsch.
    „Es ist ja auch eines von vielen Bildern“, erklärte Cam ihm geduldig. „Eden hat sozusagen alle Möglichkeiten durchgespielt und Celeste auf den Fotos nach und nach altern lassen. Nur für den Fall, dass sie in den Siebziger- oder Achtzigerjahren oder sogar später noch mal nach Northbridge gekommen ist und sich

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