Cinderellas letztes Date
glaubten, irgendwas falsch gemacht und durch ihre Dummheit die Frau ihres Lebens verloren zu haben. Sie hätten alles getan, um Clarissa zurückzugewinnen.“
„Hat sie sie wieder erhört?“
„Nein. Wenn sie das Interesse an einem Mann verloren hatte, war die Geschichte endgültig vorbei. Sie hat die Typen links liegen lassen und sich höchstens noch über sie lustig gemacht.“
„Dann hatte sie also keinen festen Freund?“
„Schon, aber nie lange. Ich glaube nicht, dass sie jemals wirklich verliebt war. Die Männergeschichten befriedigten ihr Geltungsbedürfnis. Außerdem hat es ihr Spaß gemacht, dass die anderen Mädchen auf ihr Aussehen und ihre Erfolge neidisch waren. Nur leider hat sie vor nichts und niemand halt gemacht.“
„Und wer waren die Jungs?“
„Konkret kenne ich nur drei. Da wäre Andrew. Er ist ein Muskelprotz und kommt vom Land. Er geht dank eines Stipendiums auf die New Jersey State.“
„Ich kenne ihn. Er jobbt als Türsteher im ‚Exil‘.“
„Genau der … Dann noch Seth.“
„Der Football-Star?! Dieser Obermacho?“
„Er ist nicht nur ein Macho, sondern hat noch mehr Macken. Aber er sieht gut aus. Und alle Mädchen sind hinter ihm her. Ich denke, Clarissa wollte den Mädchen zeigen, wer die Chefin im Ring ist.“
„Und wer noch?“
„Dreimal darfst du raten …“ Mel lächelte bitter. „Vincent, mein Freund oder vielmehr mein Ex.“
Ruby fiel schlagartig die Nacht im „Exil“ ein, als sie den Streit zwischen Melanie und Vincent beobachtet hatte. Jetzt verstand sie, wieso ihre Schwester und deren Tutorin von einem Tag auf den anderen keine Freundinnen mehr gewesen waren. „Aber Clarissa hat stets behauptet, sie könnte Vincent nicht ausstehen“, bemerkte sie hilflos.
„Deine Schwester hat eine Menge Dinge behauptet, die nicht stimmten. Nur, um ihr Gegenüber in Sicherheit zu wiegen – und dann zu machen, was sie wollte. Weißt du, so toll Clarissa als Freundin sein konnte … im Endeffekt zählte nur ihr Ego-Trip. Ich war in Vincent wirklich verliebt und habe furchtbar gelitten, als er mich ihretwegen verließ. Aber am schlimmsten war, dass sie mich verraten hat. Ich habe dir doch gesagt, dass ich Clarissa meine Geheimnisse anvertraute.“
Ruby nickte.
„Sie hat sie gegen mich verwendet.“ Melanie traten Tränen in die Augen. Sie wischte sie ärgerlich weg. „Also … streng geheim war, dass ich als Teenager furchtbar dick gewesen bin. Nach der Scheidung meiner Eltern hatte ich Angstattacken und glaubte, von allen verlassen zu werden. Als Ausgleich habe ich mir in einem halben Jahr fünfzig Pfund angefressen. Meine Mom schickte mich für sechs Monate in psychiatrische Behandlung. Ich bekam meine Seele und mein Leben wieder in den Griff, speckte ab und sehe schon seit vier Jahren so aus wie jetzt. Clarissa war die erste und einzige meiner Studienfreunde, der ich davon erzählt habe. Ich schwieg, weil ich diese Horrorzeit vergessen wollte.“
„Und sie hat es Vincent verraten.“
„So ist es. Allerdings spielte sie ihm die Besorgte vor. Ganz nach dem Motto ‚Mel ist labil. Wir müssen vorsichtig mit ihr umgehen. Ein falsches Wort – und sie frisst sich wieder fett und dreht durch. Das wollen wir doch in ihrem Interesse nicht.‘ Dieses Miststück!“
„Vielleicht hat Clarissa das gar nicht gesagt.“
„Doch, hat sie. Vince hat es mir erzählt, als er sich von mir trennte.“ Mel rang nach Fassung. „Er hat mich verlassen, weil ihm die Verantwortung für meine Gefühlslage zu viel war, und ist in Clarissas tröstende Arme gerannt. Sie hat ihn nach ein paar Wochen natürlich genauso abgeschossen wie seine Vorgänger. Er hat seitdem mehrmals versucht, mit mir zu reden. Aber ich habe keine Lust.“
„Das kann ich verstehen“, pflichtete Ruby ihr bei. Gleichzeitig dachte sie: Mel hat ein Mordmotiv. Allerdings hatten das vermutlich auch einige von Clarissas Verflossenen … „Sagen dir die Namen Dagobert Duck, Robin Hood und Prince Charming was?“
„Klar kenne ich die. Aus dem Fernsehen, aus Liebesromanen und Comics. Wie darf ich den plötzlichen Themenwechsel verstehen?“
„Ach, vergiss es. Nicht so wichtig.“ Ruby stand auf. „Du hast mir sehr geholfen. Und es tut mir aufrichtig leid, was Clarissa in deinem Leben angerichtet hat. Ich möchte mich für sie entschuldigen.“
„Das ist nett von dir. Ich habe daraus gelernt, mir meine Freundinnen künftig vorsichtiger auszusuchen. Und was Vincent angeht … Er ist es nicht wert, dass ich
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