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Cinderellas letztes Date

Cinderellas letztes Date

Titel: Cinderellas letztes Date Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RAVEN CROSS
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eins klar: Wenn die Codenamen in Clarissas Kalender Andrew und Co. bezeichneten, war Seth auf keinen Fall „Prince Charming“. Viel treffender war „Luzifer“. Denn der Football-Star besaß genug Jähzorn, um Frauen zu verprügeln oder sogar zu töten.
    Ruby sah ihm nach, wie er davonstapfte, und ärgerte sich, dass sie auf seine Provokation angesprungen war. Nun konnte sie ihn nicht mehr fragen, ob er Clarissa am Abend vor ihrem Tod um 21 Uhr getroffen hatte. Aber er würde ihr vermutlich eh nicht antworten, sondern weitere Beleidigungen ausspucken.
    Sie wandte sich ab und ging zum Parkplatz. Was sie wohl bei Vincent erwartete? Noch mehr Herzschmerz, Hass und verletzte Eitelkeit?
    Sie entschied, Vince am nächsten Tag aufzusuchen. Seths Ausraster hatte sie zu sehr mitgenommen. Sie brauchte eine Pause. Das schien auch ihr „Schatten“, der attraktive Fremde, zu denken. Denn als sie ihr Motorrad erreichte, war er mit seinem Pontiac verschwunden. Was Ruby einerseits erleichterte und andererseits enttäuschte.

5. KAPITEL
    „Clarissa war der größte Fehler meines Lebens. Reicht dir das als Antwort?“ Vincent stellte einen Stapel Bücher zurück in das Regal. Er arbeitete neben dem Studium in der Unibibliothek. Ruby hatte schon öfter Bücher bei ihm ausgeliehen und wusste daher, wo sie ihn antreffen konnte.
    „Ehrlich gesagt, reicht mir deine Antwort nicht. Ich brauche Details.“
    „Wofür? Clarissa ist tot und hat allen, die sie kannten, einen Scherbenhaufen hinterlassen, den man Leben nannte. Ich versuche gerade meins zu kitten.“
    „Nun ja, zu einem Drama gehören immer zwei“, entgegnete Ruby. Sie stand nicht auf solche „Dramenkönige“, sondern fand, dass jeder für sein Tun verantwortlich war. „Du hättest deine Freundin nicht für meine Schwester verlassen müssen.“
    Vincent warf ihr einen düsteren Blick zu. „Mark, übernimmst du kurz für mich?“, bat er seinen Kollegen. „Ich mache eine Zigarettenpause … Komm mit!“, wandte er sich an Ruby.
    Im Pausenraum der Bibliotheksangestellten kramte er eine Packung Marlboro aus seiner Hosentasche, legte sie auf den Tisch und zog seinen Pullover aus.
    „Was wird das denn?“ Ruby starrte ihn entgeistert an. Mein Gott! Wie viele kranke Typen hatte Clarissa denn noch gesammelt?
    „Entspann dich! Ich falle schon nicht über dich her. Sieh dir das an!“ Er drehte Ruby seine entblößte rechte Körperhälfte zu und klopfte mit dem Finger auf seinen Oberarm. In einem tätowierten roten Herz stand in geschwungenen Lettern „Clarissa“. Andeutungsweise erkannte Ruby noch die blassen Umrisse eines Pfeils, der durch das Herz verlief und die Form von Blutstropfen, die aus den Wunden fielen.
    „Der Klassiker“, bemerkte Ruby in Bezug auf die Tätowierung und wunderte sich, dass moderne Tattoo-Künstler so einen Mist noch stachen.
    „Ich lasse mir das Kunstwerk weglasern“, erklärte Vincent. „Noch eine Sitzung, dann sind der Pfeil und die Blutstropfen verschwunden. Danach werden ihr Name und das Herz entfernt. Der Spaß kostet mich zweitausend Dollar. Aber ich will durch nichts mehr an deine Schwester erinnert werden.“
    „Was hat sie dir denn angetan? Melanie meinte, du hättest sie Hals über Kopf für Clarissa verlassen.“
    „Du hast mit Mel gesprochen?“ Er sah sie überrascht an.
    „Sicher. Woher sollte ich sonst von dir und meiner Schwester wissen? Clarissa hat über ihre Partner geschwiegen.“
    „Wie geht’s Mel? Was hat sie über mich gesagt? Gibt sie mir noch mal eine Chance?“
    „Hör mal … ich bin wegen Clarissa hier. Ich möchte keine Spekulationen abgeben, was dich und deine Ex betrifft. Aber wenn du meine Meinung hören willst: Versuch erst dann Melanie zurückzugewinnen, wenn du dir absolut sicher bist, dass du nur sie willst.“
    „Du hast recht“, meinte er, streifte seinen Pullover wieder über und griff nach dem Päckchen Marlboro. Er bot ihr eine Zigarette an. Ruby lehnte dankend ab. Er zündete sich eine an und inhalierte tief.
    „Bist du auf Spurensuche nach der wahren Clarissa?“ Er musterte Ruby.
    Sie nickte.
    „Na, dann viel Spaß!“, entgegnete er bitter. „Deine Schwester war eine Meisterin der Verstellung. Sie hat jedem die Clarissa präsentiert, die er haben wollte. Ich glaubte, mein Traummädchen gefunden zu haben. Sanft, intelligent und schön. Die Rolle hat sie mir vorgegaukelt, bis ich ihr hörig war. Dann mutierte sie zur eiskalten Furie. Sie hat mich als ‚Schwächling‘ beleidigt und

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