Cinderellas letztes Date
seinen Job als Cop im Unklaren gelassen und sie verfolgt hatte, sondern vielmehr an der Tatsache, dass seine unmittelbare körperliche Nähe sie immer mehr durcheinanderbrachte. Sie musste sich abgrenzen – und das gelang ihr nur, wenn sie ein bisschen schnippisch war. Was ihn jedoch nicht im Geringsten ärgerte.
„Seherische Fähigkeiten? Leider nein. Ich bin nur ein guter Cop … Auch wenn ich das Beschatten noch üben muss“, zog er sie auf. „Und, hast du Neues über deine Schwester in Erfahrung gebracht?“
„Neues … und ehrlich gesagt Verstörendes.“
„Hab ich mir gedacht.“
„Hä? Wieso das denn?“
„Ich habe dein Gesicht gesehen, nachdem du mit Melanie und den Jungs geredet hast. Das sprach Bände.“
Sie sah ihn skeptisch an.
„Okay, ich gebe zu, ich habe dich und deine Gesprächspartner außerdem belauscht. Ich bin dir in die Unibibliothek gefolgt und habe deine Unterhaltung mit Vincent hinter einem Regal stehend mitgehört. Zumindest einen Teil davon. Am Hintereingang des ‚Exil‘ habe ich mich hinter den Müllcontainern versteckt. Und ich bin dir ans Football-Feld gefolgt.“
„Ich habe dich nicht bemerkt.“ Ruby ließ das Szenario am Spielfeld der Blue Marlins vor ihrem geistigen Auge Revue passieren. Billy tauchte nicht darin auf.
„Ich bin eben ein guter Cop.“ Er lachte über das Eigenlob.
„Du kannst Seth und mich nicht die ganze Zeit belauscht haben. Als ich vom Spielfeld kam, war dein Pontiac verschwunden.“
„Stimmt. Als Deveraux dich stehen ließ, bin ich zu meinem Wagen gerannt, um ihm hinterherzufahren. Ich wollte sichergehen, dass dieser Schläger dir nicht vor deinem Studentenheim auflauert und seinen Frauenhass an dir abreagiert. Schließlich habe ich mitbekommen, wie aggressiv er dir gegenüber aufgetreten ist. Ich kann als Polizist aber nur dann einschreiten, wenn er dich massiv bedroht oder schlägt. Auf jeden Fall habe ich ihn gestern Abend noch in der Polizeidatenbank überprüft. Er hat unzählige Übergriffe auf Frauen begangen. Da es sich dabei jedoch meist um verbale Attacken handelte, wurden die Anzeigen von der Staatsanwaltschaft wegen Nichtigkeit zurückgewiesen. Nur in einem Fall hat er ein Mädchen verprügelt. Doch auch in der Sache ging er straffrei aus.“
„Weil sein Coach den Vorfall geregelt hat.“
„So ist es.“
„Wieso taucht der Fall dann in der Datenbank auf?“
„Weil der Bruder des Opfers nicht so cool fand, dass seine Eltern sich von Seths Trainer auszahlen ließen. Er informierte Sheriff Warden von Deverauxs Ausraster und bat ihn, Seth zu beobachten, damit so was nicht noch mal passiert.“
„Wieso ist der Sheriff nicht nachträglich wegen des Mädchens aktiv geworden?“, wollte Ruby wissen.
„Keine Ahnung. Es lag keine offizielle Anzeige seitens des Opfers vor. Vielleicht ist Jack auch ein Kumpel von Seths Coach und hat den Bruder des Mädchens beschwichtigt. Viele Männer aus Jacks Generation sehen es leider noch als Kavaliersdelikt an, wenn ein Mann eine Frau schlägt. Von einer solchen Einstellung sind auch Polizisten nicht gefeit. Aber möglicherweise tue ich Jack unrecht. Ich kenne ihn noch nicht gut genug. Für ihn spricht, dass er auch ohne eine Anzeige seitens des Opfers einen Eintrag zu dem Vorfall in der Polizeidatenbank hinterlassen hat.“
„Hast du auch mit dem Opfer gesprochen?“
„Ja, ihre Handynummer stand ebenfalls in Jacks Vermerk. Sie hat auf meinen Anruf sehr abweisend reagiert und meinte, mit ihrem Umzug nach Kalifornien habe sie Ashbury und alles, was hier vorgefallen ist, abgehakt.“
„Danke, dass du mich vor diesem Psycho Seth beschützen wolltest“, meinte Ruby. Sein Einsatz schmeichelte ihr. Auch wenn sie wusste, dass er nur seinen Job getan hatte.
„Kein Problem.“ Billy lächelte sie an.
Ruby blickte schnell weg und fuhr sich durch die Haare. Mein Gott, war dieser Typ attraktiv. „Und … ähm …“, stammelte sie. „Wieso siehst du den Fall meiner Schwester anders als Sheriff Warden? Glaubst du etwa, dass sie ermordet wurde? Das nehme ich nämlich an.“
„Dann sind wir schon zwei.“
„Was?!“ Ruby sah ihn überrascht an. Nachdem nicht mal ihre Familie sie anhören wollte, hatte sie angenommen, mit ihren Zweifeln allein zu sein.
„Du hast mich richtig verstanden. Ich bin der Ansicht, es war Mord. Ich habe den Obduktionsbericht gelesen. Deine Schwester war randvoll mit Alkohol und Drogen. Sie hätte sich unmöglich selbst töten können, dafür war sie viel zu
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