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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Morgens geht der Zug weiter, der jetzt noch einige Reisende, nach Popof’s Aussage Turkmenen, aufgenommen hat. Diese werd’ ich mir ansehen, wenn’s erst hell ist.
    Ein Aufenthalt von zehn Minuten gestattet mir, die Höhenzüge der persischen Grenze am fernen Horizonte undeutlich wahrzunehmen. Jenseits einer grünenden Oase mit zahlreichen Wasseradern fahren wir durch angebaute weite Ebenen hin, wo die Linie häufige Umwege – »Diversions«, sagt der Engländer – macht. Nachdem ich mich überzeugt, daß Popof gar nicht wieder an’s Schlafen denkt, ziehe ich mich in meine Ecke zurück.
    Um drei Uhr neuer Aufenthalt. Auf dem Perron wird der Name »Askhabad« ausgerufen. Da ich nicht still sitzen bleiben kann, steige ich auch hier aus, lasse meine Genossen in tiefem Schlummer liegen und schlendre geraden Wegs in die Stadt.
    Askhabad ist der Hauptort Transcaspiens, und ich erinnere mich gerade zur rechten Zeit dessen, was der Ingenieur Boulangier über seine höchst interessante Fahrt bis Merv mitgetheilt hat. Was ich selbst gesehen, als ich, den Bahnhof links liegen lassend, dahinschritt, beschränkt sich auf das Schattenbild des turkmenischen Forts, das die neue Stadt beherrscht, deren Einwohnerzahl sich seit 1887 verdoppelt hat. Dieser neue Stadttheil bildet ein Straßennetz hinter einem dichten Baumvorhang.
    Um dreieinhalb Uhr zurückgekehrt. Jetzt geht Popof – zu welchem Zwecke weiß ich nicht – im Packwagen hin und her. Wie muß sich der junge Rumäne über diesen, an seinem Kasten vorüberkommenden Schritt beunruhigen!
    Beim Wiedererscheinen Popof’s frage ich:
    »Nichts Neues?
    – Nichts, Herr Bombarnae, höchstens der Morgenwind, der ziemlich frisch ist.
    – Sogar sehr frisch …. Giebt’s denn kein Wartezimmer im Bahnhof?
    – O ja, zur Bequemlichkeit der Reisenden ….
    – Und auch zum Besten der Bahnbeamten …. Natürlich …. Folgen Sie mir, Popos.«
    Popof läßt sich nicht ein zweitesmal bitten.
    Wenn die Gastzimmer auch offen sind, scheint es mir doch, als ob die Gäste darin bezüglich der Auswahl eines Labetrunkes sehr beschränkt wären. Hier giebt es nichts als »Kimis« (Kumiß), ein aus gegohrener Stutenmilch bereitetes Getränk von recht fadem Geschmack, das aber sehr nahrhaft sein soll. Man muß schon Tatare sein, um dieses Getränk nur ansehen zu können. Wenigstens auf mich hat es so gewirkt. Popof dagegen hat es vortrefflich gefunden, und das ist doch die Hauptsache.
    Die meisten Sarten und Kirghisen, die in Askhabad den Zug verließen, wurden durch andere Reisende zweiter Classe ersetzt, durch Afghanen, von Beruf Händler und gewiß Schleichhändler, die, wie man sagt, mit allen Hunden gehetzt sind. Der gesammte in Mittelasien verzehrte grüne Thee wird von ihnen aus China über Indien hereingepascht, und obgleich das einen weit längeren Transport bedingt, liefern sie ihn doch billiger, als der russische Thee verkauft wird Selbstverständlich wurden die Gepäckstücke dieser Afghanen mit ganz besonderer Sorgsamkeit untersucht.
    Der Zug ist um vier Uhr Morgens weiter gefahren. Unser Wagen bildet noch immer einen Sleeping-car. Ich beneide meine Reisegefährten um ihren Schlaf, und da das Alles ist, was ich für sie thun kann, begebe ich mich nach der Plattform zurück.
    Am Horizont des Ostens glüht der Frühschimmer des Tages. Da und dort zeigen sich Trümmer der alten Stadt, eine Citadelle mit hohen Wällen und eine Reihe breiter Thore, deren Durchmesser bei manchen bis fünfzehn Meter beträgt. Nachdem er verschiedene Dämme, die durch die Unebenheiten des Erdbodens hier bedingt sind, hinter sich gelassen, braust der Zug wieder auf die horizontale Steppe hinaus.
    Wir fahren mit einer Schnelligkeit von sechzig Kilometern die Stunde und biegen nach Südosten hin ab, wobei die persische Grenze in der Nähe bleibt. Nur jenseits Duchak entfernt sich die Bahnlinie von ihr. Während dieser Fahrt von drei Stunden hält der Zug, zur Einnahme verschiedener Bedürfnisse, an zwei Stationen: Gheurs, dem Vereinigungspunkte mit der Linie nach Meschhed, von wo aus die Höhen des Plateaus von Iran sichtbar sind, und Artyk, wo sich zwar vieles, doch etwas salziges Wasser befindet.
    Der Zug durchschreitet hierauf die Oase des Atek, eines nicht unbedeutenden Zuflusses des Caspisees. Hier sieht man überall grüne und dichte Bäume. Die Oase macht ihrem Namen Ehre, und würde die Sahara nicht verunzieren.
    Sie erstreckt sich bis zur Station Duchak, d.i. bis zur sechshundertsechsten Werst, wo

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